Prof. Dr. DhC Enrique Zuazua
Der erste FAU-Botschafter
Prof. Dr. DhC Enrique Zuazua ist einer der international führenden Köpfe im Bereich der Angewandten Mathematik und arbeitet gegenwärtig als Professor für Angewandte Mathematik an der Universidad Autónoma de Madrid. Er hat viele wichtige nationale und internationale Preise erhalten und ist weltweit hervorragend wissenschaftlich vernetzt. In diesem Jahr wurde er auch in die Academia Europaea aufgenommen. Von 2014 bis 2015 arbeitete er als Humboldt-Forschungspreisträger an der FAU. Am 4. November 2015 ernannte der Präsident der FAU, Prof. Dr.-Ing. Joachim Hornegger, ihn im Rahmen des Dies academicus offiziell zum FAU-Botschafter. Damit ist er der Erste in einer Reihe von internationalen Forscher-Alumni, die in den kommenden Jahren mit diesem Ehrentitel ausgezeichnet werden.
Als Gastprofessor lehrte und forschte Zuazua unter anderem in den USA, in Brasilien, Cambridge und an verschiedenen französischen Universitäten. Als einen seiner wichtigsten Erfolge betrachtet er es, dass seine bisher 23 Doktoranden inzwischen erfolgreiche wissenschaftliche Karrieren in der ganzen Welt verfolgen. Einen weiteren Meilenstein seiner Karriere stellte die Gründung des BCAM – Basque Center for Applied Mathematics – in Bilbao, in seiner Heimat, dar.
Herr Professor Zuazua, warum haben Sie die Rolle des FAU-Botschafters angenommen und was sind dabei Ihre Hauptziele?
Ich arbeite seit vielen Jahren wissenschaftlich mit Professor Günter Leugering zusammen. Als er eine Stelle an der FAU annahm, führte dies natürlich zu der Zusammenarbeit mit seinem Team, dem Department und der FAU. Ich hatte die Ehre ein Humboldt-Forschungspreisträger im akademischen Jahr 2014/2015 zu sein. Dies war eine wissenschaftlich fruchtbare Zeit für mich sowie gleichzeitig eine sehr lohnende Erfahrung für meine Familie und mich. Jetzt ist es eine Ehre, zum Botschafter der FAU ernannt zu werden und ihre Werte, Visionen und Projekte in der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft voranzutragen.
Warum haben Sie sich die FAU als Gasthochschule für Ihren Forschungsaufenthalt ausgesucht?
Wie gesagt, ich hatte bereits viele Jahre mit Professor Günter Leugering und seinem Team zusammengearbeitet. Daher war die FAU für mich die erste Wahl.
Was war Ihre Hauptforschungstätigkeit an der FAU und was waren die wichtigsten Ergebnisse Ihrer Forschungsarbeit?
Unsere gemeinsame Forschung hat sich auf die optimale Steuerung partieller Differenzialgleichungen konzentriert mit einigen interessanten Ergebnissen. Am meisten gefällt mir unsere Analyse der „Turnpike“-Eigenschaft von Steuerungsproblemen in der Wellenausbreitung. Wir haben gezeigt, dass diese Eigenschaft auch bei den von Natur aus schwingungslastigen Lösungen dieser Steuerungsprobleme auftritt. Das ermöglicht uns, sich über längere Zeiträume erstreckende Steuerungsprobleme vereinfacht darzustellen und dadurch zu stabilisieren. Dies reduziert den Rechenaufwand erheblich.
Sie beschäftigen sich mit partiellen Differenzialgleichungen, Steuerungstheorie und der numerische Analyse gesteuerter Prozesse. Was genau hat Ihr Interesse an diesem Gebiet hervorgerufen?
Ich war Bachelorstudent an der Universität des Baskenlandes (UPV/EHU). Mathematische und Numerische Analysis waren schon immer Schwerpunkte an dieser Universität. Dann, während meiner Promotion an der Université Pierre et Marie Curie in Paris, beschäftigte ich mich intensiv mit den numerischen und steuerungstheoretischen Aspekten partieller Differenzialgleichungen. Diese Gebiete spielen eine Schlüsselrolle in vielen technischen und wissenschaftlichen Anwendungen.
Können Sie den Fokus Ihrer aktuellen Forschung kurz beschreiben?
Wir haben gerade den ERC-Advanced-Grant „NUMERIWAVES“ zu den numerischen Aspekten der Wellenausbreitung abgeschlossen. Wir konzentrieren uns auf eine Vielzahl von neuen Themen, darunter die robuste Steuerung von parameterabhängigen Problemen. Auf Grund der Vielzahl von Unsicherheiten bei praktischen Anwendungen ist die klassische Annahme, dass die verwendeten mathematischen Modelle vollständig bekannt sind, tatsächlich nicht sehr realistisch.
Wenn Sie Ihre Heimatuniversität in Madrid und die FAU miteinander vergleichen, was sind aus Ihrer Sicht die Hauptunterschiede?
Die FAU ist nach Lehrstühlen organisiert, mit gut strukturierten Teams. In Spanien basieren Abteilungen meistens eher auf dem Zusammenschluss von einzelnen Personen unterschiedlicher Fachbereiche.
Was sind Ihrer Meinung nach die besonderen Stärken der FAU im internationalen Kontext?
Aus mathematischer Sicht ist die Entwicklung und Einbindung von anspruchsvollen interdisziplinären Projekten, wie neue Materialien, Gasnetze oder ähnlichem ein sehr deutliches Plus. Dies führt zu hervorragender, innovativer Forschung im Bereich der Angewandten Mathematik.
Was waren Ihre Eindrücke von der Region Erlangen-Nürnberg – am Anfang und später?
Die Region ist gut organisiert, freundlich, mit guter Infrastruktur, effizient. Insbesondere ist die FAU der perfekte Ort, um eine wissenschaftliche Karriere aufzubauen. Ich schätze vor allem den Willen der Universität, ihre Rolle als führende internationale Institution zu stärken, mit besonderer Aufmerksamkeit und Sorgfalt für Einzelpersonen.
Wie würden Sie Bayern und Deutschland in wenigen Worten beschreiben?
Das ist ein Ort, an dem meine Familie und ich als Ausländer herzlich empfangen wurden und wir Frieden sowie optimale Bedingungen zum Leben und Arbeiten gefunden haben.
Was würden Sie Studierenden oder jüngeren Wissenschaftlern sagen, wenn sie Sie fragen, ob sie die FAU für einen Studien- oder Forschungsaufenthalt im Ausland wählen sollten?
Zögern Sie nicht. Kommen Sie an die FAU!
Gibt es etwas, das Gastforscher auf jeden Fall für ihren Aufenthalt mitbringen sollten?
Wenn möglich, ein Fahrrad. Andernfalls schnell eines besorgen, sobald Sie angekommen sind.
Verraten Sie uns Ihre Lieblingsplätze an der FAU und in der Region Erlangen-Nürnberg?
Ich habe die Auswahl an Restaurants in den Abendstunden in der Erlanger Altstadt genossen, die warme und ruhige Atmosphäre sowie die Qualität des Essens.
Haben Sie ein besonderes Highlight während Ihres Aufenthaltes, an das Sie sich lange erinnern werden?
Die Humboldt-Jahrestagung in Bamberg war unvergesslich. Meine Familie und ich werden uns sehr lange an diese Atmosphäre erinnern, bei der Freundlichkeit mit hohen wissenschaftlichen und akademischen Standards einherging.
Gibt es noch etwas, das Sie hinzufügen möchten?
Eskerrik asko, vielen Dank. Es wird mir eine Ehre sein, als FAU-Botschafter zur Entwicklung der FAU beizutragen.
Über Prof. Dr. DhC Enrique Zuazua:
Seine wissenschaftliche Laufbahn begann der 1961 in Eibar geborene Baske Zuazua an der Universidad del País Vasco-Euskal Herriko Unibertsitatea (UPV/EHU), wo er 1987 seinen Doktortitel erwarb und als Associate Professor tätig war. Von dort wechselte er als Senior Lecturer in Mathematischer Analyse an die Universidad Autónoma de Madrid (Autonomous University of Madrid). Im Jahr 1990 erhielt er einen Ruf der Universidad Complutense de Madrid (Complutense University, Madrid) auf eine Professur in Angewandter Mathematik und übernahm die Leitung der Abteilung für Angewandte Mathematik innerhalb der Fakultät für Chemie sowie die Leitung des Departments für Angewandte Mathematik. Im Jahr 2001 kehrte er als Professor für Angewandte Mathematik an die Universidad Autónoma de Madrid zurück.
Von 2008 bis 2012 stand er als Gründungsdirektor für Forschung für das BCAM – Basque Center for Applied Mathematics – in Bilbao Pate, das von der baskischen Regierung ins Leben gerufen worden war, um die disziplinenübergreifende Forschung innerhalb der Mathematik voranzutreiben – mit einem Fokus auf Computermathematik, Angewandter Mathematik und multidisziplinäre Aspekte der Mathematik. Von 2008 bis 2015 war er beim BCAM Leiter der Forschungslinie „Partielle Differenzialgleichungen, Steuerung und Numerik“, als Distinguished Research Professor der Ikerbasque, der baskischen Stiftung für Wissenschaft. Zuazua erhielt außerdem eine Ehrendoktorwürde von der Université de Lorraine in Frankreich.