FAU-Student Ediz Osman brennt für Luftfahrttechnik und baut sogar funktionsfähige Jet-Prototypen. Damit hat der junge Tüftler im Bundesfinale von „Jugend forscht“ gewonnen.
„Die Fläche wächst quadratisch und das Gewicht kubisch. Man braucht also immer erheblich mehr Leistung, als man Fläche dazugewinnt.“ Wenn Ediz Osman über die Relation von Gewicht und Transportfläche beim Start eines seiner selbst gebauten Jets spricht, glänzen seine Augen. Der 21-Jährige studiert Maschinenbau an der FAU und baut seit seiner Kindheit Flugzeugmodelle. Aktuell tüftelt er an einem umweltfreundlichen VTOL-Jet, kurz für „Vertical Take-Off and Landing“. Flugzeuge mit der Fähigkeit zu schweben gibt es schon im Ansatz. Der innovative Fokus bei Osmans Arbeit liegt darin, dass er Jets, also Düsenflugzeuge, baut, die schweben können. Mit seinem selbst entwickelten Modell trat er bei „Jugend forscht“ an und marschierte durch alle Wettbewerbsstufen. Erst wurde er Regional- und Landessieger in Bayern und gewann schließlich das Bundesfinale im Fachbereich Technik. Ein Teil der Siegprämie ist unter anderem eine Einladung zum „European Union Contest for Young Scientists“. „Mein Ziel war von Beginn an, Bundessieger zu werden. Ich weiß aber auch, dass mein Modell schwer in Realität umsetzbar ist“, erinnert er sich. Wenn er von Strömungsdynamik oder Leistungselektronik spricht, merkt man sofort: Ediz Osman hat sich tief in die Materie eingearbeitet. „Ich habe mir alles mit Büchern, YouTube sowie durch Trial and Error selbst beigebracht.“
Das Besondere an seinem Projekt: Die Triebwerke seiner VTOL-Modelle lassen sich um 90 Grad schwenken, sodass die Maschine sowohl wie ein Hubschrauber schweben, als auch wie ein Jet fliegen kann. 3D-gedruckt, verkabelt und getestet hat er alles im Keller seiner Eltern. „Ich habe von Anfang an auf möglichst große Effizienz bei der Wahl der Materialien geachtet. Günstig müssen sie sein, zudem leicht und stabil, sonst hebt das Ding erst gar nicht ab.“ VTOL-Jets brauchen keine Start- und Landebahn, wodurch sie, unabhängig von Flughäfen, alle Ziele innerhalb ihrer Reichweite erreichen können.
Große Visionen für die Zukunft
Osman ist in Bulgarien geboren, hat türkische Wurzeln und kam mit seiner Familie nach Deutschland, als er acht Jahre alt war. Um neben der Schule an einem weiteren Ort Deutsch zu lernen und Anschluss zu finden, ging er auf einen Abenteuerspielplatz. Dort bastelte ein Betreuer Papierflieger mit ihm, und seine Leidenschaft für Technik begann. „Ich wollte wissen, wie das funktioniert, und habe alles über Flugzeuge gelesen.“ Heute spricht er fließend Türkisch, Bulgarisch, Englisch und Deutsch – ein riesiger Vorteil bei internationalen Wettbewerben. „Manchmal wechsle ich mitten im Satz, wenn mir ein technischer Begriff in einer anderen Sprache schneller einfällt.“
An der FAU erweitert er nun sein theoretisches Fundament. „Maschinenbau in Erlangen ist breit aufgefächert und hilft mir, meine Ideen weiterzubringen.“ Besonders faszinieren ihn die Fächer Werkstoffkunde und Produktionstechnik. Sie haben einen direkten Bezug zu seiner Arbeit mit den Modellen. Praktische Seminare nutzt er, um die Prozesse für seine Jets zu optimieren. „Ich möchte irgendwann einen echten VTOL-Jet bauen, mit dem Menschennachhaltig und effizient reisen können.“ Wenn er nicht tüftelt oder studiert, fährt Osman Rennrad und zeichnet. Hier kann er abschalten. Mit Blick in die Zukunft denkt er schon jetzt über Modellvarianten mit Wasserstoffzellen und Solarantrieb nach. Für einen Studenten im dritten Semester eine ordentliche Flughöhe.
Sebastian Schroth

Dieser Artikel ist Teil des FAU Magazins
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