Sicherheitspolitik: Verschiedenste Perspektiven zusammenführen

Finger stoßen Würfel um machen aus dem Wort Krieg das Wort Frieden.
(Bild: shutterstock/Frank HH)

Zehn FAU-Expert/-innen an neu gegründeter Bayerischer Wissenschaftsallianz beteiligt

Innerhalb nur weniger Wochen hat US-Präsident Donald Trump die Ausrichtung der Sicherheitspolitik seines Landes auf den Kopf gestellt und führt vor, wie komplex die Dynamiken rund um Frieden, Konflikte und Sicherheit weltweit tatsächlich sind. Genau diese Dynamiken sind das Arbeitsfeld der neu gegründeten Bayerischen Wissenschaftsallianz für Friedens-, Konflikt- und Sicherheitsforschung. Mit dabei: zehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Einer von ihnen ist Prof. Dr. Marco Bünte, Professur für Politik und Gesellschaft Asiens. Im Interview erklärt er, worum es in der neuen Allianz gehen soll.

Die Politik von Donald Trump stellt Deutschland und Europa vor ganz neue Herausforderungen. Welchen Beitrag kann hier die Friedens-, Konflikt- und Sicherheitsforschung leisten?

Die globale Ordnung befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Heute prägen viele nicht-militärische Sicherheitsrisiken wie Armut, Klimawandel, der Aufstieg illiberaler und autoritärer Regime, religiöser Fundamentalismus oder Migration die Sicherheitsagenda. Der Aufstieg neuer Mächte wie BRICS fordern den Westen heraus. Die Bayerische Wissenschaftsallianz untersucht diese Herausforderungen und versucht Lösungsansätze anzubieten.

Welche Themen sollten vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen unbedingt von der Wissenschaft aufgegriffen oder vertieft werden?

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Russlands Krieg gegen die Ukraine schwappt längst nach Deutschland herüber und zwar in Form von Cyberangriffen auf kritische Infrastruktur oder der Verbreitung von Fake-News, die von rechten Parteien aufgegriffen und verbreitet werden. Die Friedens-, Konflikt- und Sicherheitsforschung nimmt sich dieser Form hybrider Kriegführung an und diskutiert die Resilienz westlicher Gesellschaften oder demokratischer Institutionen.

2 Forscher und eine Forscherin sitzen auf Stühlen im Halbkreis. einer hält ein Mikrophon in der Hand.
FAU-Sicherheitsexpert/-innen am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz: Prof. Dr. Marco Bünte, Professur für Politik und Gesellschaft Asiens, Prof. Dr. Katrin Kinzelbach, Lehrstuhl für Menschenrechtspolitik, und Prof. Dr. Thomas Demmelhuber, Lehrstuhl für Politik und Gesellschaft des Nahen Ostens (v.l.).
(Bild: privat)

Das Netzwerk vereint Wissenschaftler/-innen aus unterschiedlicher Disziplinen. Wie wichtig ist interdisziplinäre Zusammenarbeit für die Untersuchung und das Verständnis von internationaler Sicherheitspolitik?

Es geht uns um die Zusammenführung verschiedenster Perspektiven in der modernen Welt. Eine Kombination von Informatik und Cyberwissenschaften hilft dabei Cyber-Kriegführung und digitale Desinformation zu erforschen, geistes- und kulturwissenschaftliche Reflektionen über Ethik und Krieg spielen genauso eine Rolle wie technologische Innovationen in der Waffenentwicklung.

Die Allianz arbeitet in vier multidisziplinären Clustern, die unterschiedliche aktuelle Herausforderungen der gegenwärtigen Zeit angehen: Krieg und Frieden, internationales Recht und Menschenrechte, Kultur und Demokratie sowie Wirtschaft, Technik, Klima. Aus diesen Clustern sollen neue Forschungsimpulse für Verbundprojekte entstehen und gemeinsame Veranstaltungen stattfinden.

Welchen Beitrag wollen die Forschenden der FAU leisten?

FAU-Forschende kommen insbesondere aus den Geistes- und Sozialwissenschaften. Hier bringt die FAU ihr starkes Profil im Menschenrechtsbereich und der Regionenforschung ein, letztere wird durch die Politik des Nahen Ostens, der Politik Asiens und der Sinologie vertreten.

Wie wird sich die Forschung aus diesem Netzwerk konkret auf die Politikgestaltung auswirken?

Es sind konkrete Transfers in die Politik geplant. Zukünftig soll es nicht nur Policy-Briefs geben, sondern auch Veranstaltungen im Landtag oder am Rande der Sicherheitskonferenz. So gab es zum Auftakt der diesjährigen Sicherheitskonferenz eine Podiumsveranstaltung, in der die Rolle von künstlicher Intelligenz für Krieg und Frieden diskutiert wurde. FAU-Professorin Katrin Kinzelbach berichtete hier aus ihrem Projekt zur Rolle von Geo-Daten zum Monitoring und zur Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen in Gebieten, die aus Sicherheitsgründen kaum zugänglich sind.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Marco Bünte
Professur für Politik und Gesellschaft Asiens
marco.buente@fau.de