Vernetzte Forschung: „Nicht aneinander vorbei forschen“
Metavorhaben eines BMBF-Förderschwerpunkts vernetzt Forschende und bündelt Ergebnisse
Höhere Bildungschancen für Menschen mit Migrationsgeschichte, insbesondere für Mädchen und Frauen, und Abbau von Hürden beim Zugang zu Bildung: Diese Themen fördert das Programm „Integration durch Bildung“ des Bundesministeriums für Forschung und Bildung (BMBF). Mit dabei: das aus vier Teilprojekten bestehende Forschungsvorhaben „Metavorhaben Migration, Integration und Teilhabe an Bildung“ (MetaIntBil), das mit ca. 1,5 Millionen Euro unterstützt wird. Prof. Dr. Stephan Kröner und Dr. Lisa Birnbaum vom Lehrstuhl für Empirische Bildungsforschung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) befassen sich dabei besonders mit dem aktuellen Forschungsstand.
Stephan Kröner und Lisa Birnbaum im Interview
Das BMBF fördert aktuell mehrere Projekte zum Thema „Integration durch Bildung“. Ihr Projekt gehört zu den sogenannten Metavorhaben.Was bedeutet das?
Lisa Birnbaum: Das BMBF fördert insgesamt 20 Verbundprojekte rund um Integration durch Bildung. Wenn so viele verschiedene Forschende an Projekten arbeiten, die zusammenhängen, ist es wichtig, dass wir nicht aneinander vorbei forschen. Als Metavorhaben ist es deshalb unsere Aufgabe, die Forschenden untereinander zu vernetzen, und die Ergebnisse, die in den Forschungsprojekten erzielt werden, zu bündeln, aufeinander zu beziehen und sie in den nationalen und internationalen Forschungsstand einzubetten.
Stephan Kröner: Das machen wir nicht allein, sondern gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen von der Universität Bamberg, der Universität Hamburg und der gemeinnützigen GmbH Bildung & Begabung, die unser Praxispartner ist. Außerdem werden wir vom Sachverständigenrat für Integration und Migration beraten. Alle Teilprojekte des Metavorhabens sind für einen eigenen Bereich verantwortlich.
Was genau ist Ihre Aufgabe im Projekt MetaIntBil?
Lisa Birnbaum: Unser Fokus liegt auf den Forschungssynthesen. Mit Forschungssynthesen wird ein umfassender Überblick über die Forschung in einem bestimmten Themenbereich erstellt. In unserem Fall handelt es sich um einen Überblick über die internationale Forschung zum Thema Integration durch Bildung sowie zu Schwerpunktthemen davon.
Stephan Kröner: Das kann man sich wie eine weitreichende Datenbanksuche vorstellen. Wir suchen in fachspezifischen Datenbanken nach bestimmten Schlagworten, zum Beispiel einer Verbindung aus „Lesen“ und „Migrationshintergrund“. Wer das schon einmal selbst probiert hat, weiß, dass man dabei schnell mehr als tausend Ergebnisse bekommt. Natürlich kann niemand so viel Literatur lesen, weshalb meist die Suche weiter eingegrenzt wird – mit der Gefahr, dass man wichtige Artikel übersieht. Wir machen deshalb genau das Gegenteil. Wir suchen bewusst sehr breit, so dass wir am Ende vielleicht nicht 2000, sondern 200.000 Ergebnisse haben. Aber wir sichten die nicht alle. Wenn wir diese Ergebnisse haben, führen wir ein sogenanntes Priority Screening durch. Das ist vergleichbar mit dem System einer Suchmaschine: Die Artikel mit der potentiell höchsten Relevanz werden nach oben sortiert und dann zuerst von uns inhaltlich geprüft. Was wir aus diesen Arbeiten wiederum lernen, nutzen wir, um die Suche weiter zu verfeinern. Das machen wir so lange, bis wir kaum noch relevante Arbeiten finden. Das ist dann oft schon nach ein paar Tausend Arbeiten der Fall. Anschließend werden die gefundenen Arbeiten noch nach ähnlichen Themen gruppiert. Am Ende können wir dann einen guten Überblick über einen breiten Forschungsbereich geben – es entsteht ein sogenanntes Scoping Review.
Was passiert mit Ihren Ergebnissen?
Stephan Kröner: Zunächst einmal ist wie bei allen unseren Forschungsprojekten das Ziel, die Ergebnisse in internationalen Fachzeitschriften mit Peer Review zu veröffentlichen, damit weitere Forschung und künftige Interventionen darauf aufbauen können. Außerdem werden wir uns während der nächsten drei Jahre regelmäßig mit den Kolleginnen und Kollegen und den Praxisakteuren im BMBF-Förderschwerpunkt über Zwischenergebnisse austauschen.
Lisa Birnbaum: In diesem Förderschwerpunkt steht die Praxis besonders im Vordergrund. Alle vom BMBF geförderten Verbundprojekte haben einen sogenannten Praxispartner außerhalb der Forschung, mit dem sie eng zusammenarbeiten. In unserem Fall ist das die GmbH Bildung&Begabung, die in MetaIntBil für Wissenschaftskommunikation und Transfer verantwortlich ist.
Stephan Kröner: Zusätzlich zu den Publikationen sind übrigens alle unsere Ergebnisse – natürlich datenschutzkonform – öffentlich zugänglich. Als Verfechter von Open Science machen wir unsere Daten, Auswertungsmethoden und Ergebnisse grundsätzlich ohne Bezahlschranken öffentlich zugänglich, sodass alle damit weiterarbeiten können, die das möchten.
Zur ProjektwebseiteWeitere Informationen:
Prof. Dr. Stephan Kröner
stephan.kroener@fau.de
Dr. Lisa Birnbaum
lisa.birnbaum@fau.de