Die FAU-Flotte wächst

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Der Bauplan, nach dem Dreyers Team den Prahm baut. (Bild: Boris Dreyer)

Neues Bootsprojekt an der FAU in vollem Gange

Die Flotte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) wächst weiter:  Nach den Rekonstruktionen zweier antiker römischer Patrouillenboote, der F.A.N. und der Danuvia alacris, baut Althistoriker Prof. Dr. Boris Dreyer ein neues Boot. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Prahm, ein Transportschiff mit flachem Boden.

Das Vorbild für den Nachbau ist die Zwammerdam II, die 1972 nahe dem gleichnamigen niederländischen Dorf gefunden wurde. Das Transportschiff hatte einen flachen Boden, konnte so sehr flaches Wasser befahren und dabei trotzdem mehrere Tonnen Güter transportieren. Auf kleinen Flüssen konnte der Prahm getreidelt, also von Zugtieren am Ufer gezogen, oder gestakt, beziehungsweise mit einem Treibsegel angetrieben werden. Die Zwammerdamm II hat eine Länge von 22,75 Meter, eine maximale Breite von 2,80 Meter und ein Gewicht von circa acht Tonnen. Der Lastkahn zusammen mit zwei weiteren Booten ähnlicher Bauart und drei Einbäumen in der Nähe des ehemaligen Kastells Nigrum Pullum gefunden und auf das Jahr 205 n. Chr. datiert.

Bodenbereich und erste aufgebrachte Wrangen des antiken Prahms.
Bodenbereich und erste aufgebrachte Wrangen des antiken Prahms. (Bild: Boris Dreyer)

„Wir rekonstruieren das Boot ganz in Eiche im Maßstab 1:2“, erklärt Boris Dreyer, Professor für Alte Geschichte. Dass ein verkleinerter Maßstab gewählt wurde, hat unter anderem den Grund, dass die Halle am Schlungenhof nicht mehr Platz bietet. „Solche römischen Prähme sind in allen möglichen Größen über die Flüsse im Römischen Reich gefahren. Wir bauen also auch mit dem verkleinerten Maßstab das Boot historisch korrekt nach“, erklärt der Althistoriker.

Wie auch bei den vorherigen Bootsprojekten ist Prof. Dreyer auf viele Freiwillige und Studierende der FAU angewiesen. Und das Team ist schon ein ganzes Stück weit vorangekommen: So ist der Flachboden in Kraweeltechnik, also Kante auf Kante, fertig und muss nur noch abgedichtet werden. Aktuell setzen Boris Dreyer und seine Helfer/-innen 42 Wrangen ein. Die Wrangen sind Gabelhölzer aus Eiche, die die zweite Reihe Planken an Ort und Stelle halten. „Die zweite Plankenreihe, das Kielschwein, auf dem der Mastschuh aufsitzt, und der Laufgang fehlen noch“, sagt Prof. Dreyer. „Wir hoffen, April oder Mai fertig zu sein.“

Das Boot soll auf der Altmühl getestet werden. Schon in der Antike hatte der Fluss den Transport von Menschen und Gütern zu den Kastellen Theilenhofen, Gnotzheim und Gunzenhausen ermöglicht.


Boris Dreyer auf einer Rekonstruktion eines Flosses sitzend.
(Bild: privat)

Der antike Prahm ist nicht das einzige Rekonstruktionsprojekt von Boris Dreyer. Keltische Wägen, verschiedenen antike Geschütze und zwei weitere Boote sind unter der Leitung des FAU-Althistoriker schon entstanden oder entstehen aktuell. Für die experimentellarchäologischen Projekte gründete Boris Dreyer auch den Verein „Erlebnis Geschichte und experimentelle Archäologie e.V.“

Zu den Römerbooten Zu EGEA e.V. Zur Professur für Alte Geschichte


Weitere Informationen:

Prof. Dr. Boris Dreyer
Tel.: 09131/85-25768
boris.dreyer@fau.de