Verantwortung von Anfang an
Warum die FAU ein hervorragender Ort für junge Forschende ist – und was FAU-Präsident Hornegger ihnen mitgeben will.
Amtszimmer des Präsidenten im Markgräflichen Schloss Erlangen. Joachim Hornegger hat einen Sitzungsmarathon hinter sich. Da ist ein Interview über Nachwuchs und junge Talente für ihn eher Entspannung. Kein Wunder – geht es doch um sein Lieblingsthema.
„Wir wollen uns den Ruf erwerben, dass man als Nachwuchswissenschaftlerin oder Nachwuchswissenschaftler an der FAU bestens aufgehoben ist.“
FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger
Herr Prof. Hornegger, die FAU hat sich zum Ziel gesetzt, eine der attraktivsten Universitäten für den Forschungsnachwuchs zu werden. Was tun Sie dafür?
Hornegger: Schon einiges! Wir entwickeln junge Talente möglichst frühzeitig, nämlich im Studium. An der FAU wird forschungsorientierte Lehre großgeschrieben. Das bedeutet auch, dass wir Studierende schon im Bachelor oder spätestens im Master an Forschungsfragen heranführen und sie ermutigen, eigene Fragestellungen zu bearbeiten. So spüren sie frühzeitig die Leidenschaft, die Forschende antreibt, knüpfen erste Kontakte in die Wissenschaft, bauen ein Netzwerk auf und haben es hinterher viel leichter, sich für eine Promotion zu entscheiden.
Streben sie dann eine Promotion an, haben sie an der FAU mehr Möglichkeiten als anderswo: Wir sind die Universität mit den meisten DFG-geförderten Graduiertenkollegs in Deutschland. Über die Förderung durch den Freistaat Bayern haben wir ebenfalls zahlreiche Promotionsprogramme aufgesetzt. Wir sind eine von drei Lehreinrichtungen der Max Planck School of Photonics. Und wir haben dank unseres einzigartigen Innovationsökosystems hier in der Region unzählige Promotions-Kooperationen mit Partnern aus Industrie und Gesellschaft, bei denen Talente schon im Job promovieren können, wenn ihnen das attraktiv erscheint.
Ist die Promotion geschafft, investieren wir mit unserem FAUnext Programm in die Förderung unserer Postdocs: Das Programm bringt die jungen Forschenden über Fächergrenzen hinweg zusammen, fördert den Erfahrungsaustausch untereinander, zum Beispiel über Karrierepläne und -wege. Außerdem erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer persönliche Karriere-Coachings, Trainings durch exzellente Fachleute für alle Felder, die du als junge Forscherin oder junger Forscher beherrschen musst – von der Drittmitteleinwerbung über innovative Lehre bis hin zum eigenen Führungsstil. An der FAU haben sie dann die Chance, früh Verantwortung zu übernehmen, zum Beispiel als Nachwuchsgruppenleitung.
Wir wollen uns den Ruf erwerben, dass man als Nachwuchswissenschaftlerin oder Nachwuchswissenschaftler an der FAU bestens aufgehoben ist, wenn man einen tollen Ort mit starkem Umfeld und guten Verbindungen in die Wissenschaft, die freie Wirtschaft und die Politik sucht.
Die sehr gute Infrastruktur für den Nachwuchs ist aber allein noch kein Erfolgsgarant. Welche drei Dinge können Sie den jungen Leuten aus Ihrer eigenen Erfahrung mitgeben?
Erstens: Immer die Peer Group im Blick haben. Was machen die anderen, wo stehen sie? Das gilt gerade für die Publikationen. Das Ziel sollte sein, erstklassig zu publizieren. Zweitens: Junge Talente müssen darauf achten, interessante Aspekte in den Lebenslauf einzubauen. Ich halte zum Beispiel nach wie vor den Aufenthalt an einer internationalen Universität für extrem wichtig und rate jedem, mal ins Ausland zu gehen. Meine dritte Empfehlung ist, sich in der Lehre zu engagieren. Wer eine akademische Karriere anstrebt, muss nicht nur in der Forschung gut sein: Wer gute Lehrveranstaltungen hält und die Leute begeistert, hat Zugriff auf sehr gute Studierende. Diese tragen wiederum dazu bei, dass die eigene Arbeitsgruppe – und auch die eigene Publikationsbilanz – stärker wird. Das ist eine Win-win-Situation.
Welchen Sinn hat es denn für einen jungen Menschen, sich auch in der Wissenschaftskommunikation oder der akademischen Selbstverwaltung einzubringen?
Viele meinen, das zahle sich nicht aus. Das sehe ich ganz anders. Outreach verschafft Sichtbarkeit, für die Universität und für die eigene Arbeit. Wenn man heute Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler werden will, lernt man am besten frühzeitig, der Öffentlichkeit die eigene Forschung zu erklären. Das hilft auch in Förderanträgen. Glauben Sie mir: Auch Gutachter sind nur Menschen.
Was die akademische Selbstverwaltung angeht: Natürlich muss man darauf achten, dass noch genug Zeit für Forschung und Lehre bleibt. Aber wer mal im Fakultätsrat oder im Berufungsausschuss sitzt, der versteht die Mechanismen einer Universität und nach welchen Kriterien wichtige Entscheidungen getroffen werden. Und dieses Verständnis hat noch nie geschadet, zum Beispiel beim eigenen Berufungsverfahren. Und auch wenn man aus der Wissenschaft in die Industrie wechseln will – oder in einen Beruf, in dem Management- und Projektfähigkeiten gefragt sind –, bringen solche Erfahrungen nur Vorteile. Außerdem baut man sich so ein Netzwerk innerhalb der Universität auf, das auch bei der Karriereplanung hilft.
Viele junge Forschende verlieren heute den Mut, wenn sie sich ansehen, wie groß die Konkurrenz und wie rar die Stellen im System – zum Beispiel Professuren – sind.
Das verstehe ich gut. Und jede oder jeder, der in der Wissenschaft unterwegs ist, sollte immer auch einen Plan B haben. Wir bilden unsere jungen Menschen so gut aus – die haben überall eine Chance. Aber wer eine Forscherkarriere anstrebt, muss in der Tat Höchstleistung bringen. Wer sehr gut ist und mobil, hat aus meiner Sicht eine hervorragende Perspektive. Und mit „sehr gut“ meine ich: nach sehr klaren Qualitätskriterien. Das kann eine exzellente Publikationsleistung sein – Publikationen in guten wissenschaftlichen Fachzeitschriften, die immer wieder zitiert werden, sind in der Wissenschaft nach wie vor harte Währung. Ein anderes wichtiges Kriterium ist das frühzeitige Einwerben von Fördermitteln oder Preisen. Zum Beispiel versuchen wir für junge Forschende, die einen ERC-Grant – also einen der wichtigen europäischen Forschungspreise – eingeworben haben, an der FAU in jedem Fall eine Langfristperspektive zu schaffen. Das gelingt uns noch nicht immer, steht aber ganz oben auf unserer Prioritätenliste.
Autorin: Blandina Mangelkramer
Dieser Artikel ist Teil des FAU Magazins
Innovation, Vielfalt und Leidenschaft – so lauten die drei Grundwerte unserer FAU, so sind sie in unserem Leitbild festgehalten. An der FAU leben wir diese Grundwerte jeden Tag
und in allem, was wir tun – in der Forschung, in der Lehre und wenn es darum geht, Wissen, das an der Universität entsteht, in die Gesellschaft hineinzutragen.
Die zweite Ausgabe unseres FAU Magazins macht dies einmal mehr sichtbar: Es zeigt Forschende, die immer wieder die Grenzen des bislang Machbaren überschreiten. Es stellt Studierende vor, die gemeinsam Höchstleistung für ihre FAU erbringen, erzählt von Lehrenden, die mit Freude und Kreativität ihr Wissen weitergeben. Und es berichtet von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich mit Weitblick und einem Gespür fürs Wesentliche der (Forschungs-)Infrastruktur an der FAU widmen sowie von Menschen in Schlüsselpositionen, die für ihre Universität da sind und sich für den Forschungsstandort stark machen.
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