Von der Steinwüste zur blühenden Oase
Wo früher eine kahle Brachfläche in der Langen Gasse lag, erstreckt sich heute die WiSo Oase. Doch der Weg zum Mitmach-Garten war kein leichter – er begann mit einer ungewöhnlichen E-Mail und wurde zu einem Projekt, das das Leben an der Uni nachhaltig verändert hat.
„Es war ein hässliches Stück Land, ungenutzt und unansehnlich“, erinnert sich Iris Dieterich, Geschäftsführerin des Fachbereichs Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der FAU. „Aber als die groben Arbeiten erst einmal erledigt waren, flogen plötzlich Bienen umher und gruben sich kleine Höhlen in die Erde. Ich war erstaunt, wie schnell dieses neue Biotop angenommen wurde.“
Der erste Schritt auf dem Weg zu einem nachhaltigen Garten im Eingangsbereich der FAU WiSo in der Langen Gasse 20 in Nürnberg begann mit einer E-Mail. „Wir haben eine tolle Idee und Fördergelder und suchen dringend nach einem Ort, sonst verfallen die 10.000 Euro“, so in etwa lautete die Nachricht, die bei Iris Dieterich in der Fachbereichsverwaltung einging.
„Brachliegende Flächen haben wir ohnehin“, überlegte sie, antwortete den Absendern der E-Mail, den Brüdern Jonas und Niklas Götz, der eine Landschaftsbauer, der andere Baumaschinenmechatroniker, und ging die interne Abstimmung an.
Was sagt die Bauabteilung? Was die Haushaltsabteilung? Wie passt so ein Projekt rechtlich an die Uni? „Leicht war das nicht, bei der Stadt hat es schließlich nicht geklappt. Aber an der FAU haben sich einfach überall einzelne Menschen stark für das Projekt eingesetzt, richtig toll!“ Es folgten Begehungen – und auch mal Frust: Hier muss aus Haftungsgründen ein Zaun aufgestellt werden, dort die Lüftungsschächte und Zufahrten frei bleiben – Iris Dieterich, selbst studierte Geografin, blieb am Ball.
„Wir fördern am Fachbereich schon lange Initiativen für Nachhaltigkeit. Im Rahmen des Strategieprozesses hatte sich bereits eine Urban Gardening Initiative gegründet.“ Das Ziel: Nachhaltigkeitsinitiativen unterstützen und die FAU für die Zukunft als Arbeits- und Lernwelt attraktiver gestalten. „Die war nur leider durch wechselndes Personal, Geldmangel und fehlendes Fachwissen eingeschlafen.“ Wie praktisch, dass die beiden Brüder alles davon im Gepäck hatten – supportet durch das Urban Lab Nürnberg.
Oh Schreck: eine Steinwüste
Im November 2023 rückten die ersten Maschinen an, um rund 600 Quadratmeter Boden umzugraben und Platz für den Garten zu schaffen. Doch der Anfang sah alles andere als vielversprechend aus: „Da lagen große Erdhaufen, Totholz und Reisig, es sah wirklich abweisend und unwirtlich aus. Eine richtige Steinwüste.“
Kritische Stimmen ließen nicht lange auf sich warten. „Es gab einige, die fragten, ob es wirklich eine gute Idee war, so etwas in den Eingangsbereich zu setzen.“ Aber die Arbeit ging weiter, Natursteinmauern wurden gebaut, hochwertige Erde eingebracht, und langsam begann die Transformation.
Ganz viel Hilfe
Im April 2024 waren die ersten Pflanzen gesetzt, und die Fläche begann, sich zu verändern. „Da ist ein kleines Wäldchen entstanden, ein Kräuterbeet, Beerensträucher – alles wuchs und gedieh plötzlich.“ Die beiden Initiatoren zeigten großes Engagement: „Sie haben gegraben und gepflanzt, Freiwillige koordiniert und sogar eine Schulklasse eingebunden. Rund 15 Menschen aus der Stadt, Beschäftigte und Studierende haben mitgemacht. Es ist unglaublich, wie viel persönlicher Einsatz dahintersteckt.“ Beeindruckend fand Iris Dieterich auch, wie sehr sich Einzelne für den Garten einsetzten, etwa Lehrstuhlsekretärin Doris Zinkl. „Sie hat die Brüder einfach angesprochen und ist direkt ins Projekt eingestiegen. Jetzt kümmert sie sich täglich. Ohne Menschen wie sie wäre das Projekt nicht möglich.“ Außerdem praktisch, dass es an der WiSo einen Lehrstuhl für Nachhaltigkeitsmanagement gibt. Lehrstuhlmitarbeiter Klemens Hering hat seinen Draht zu den Studierenden genutzt und Werbung für das Projekt gemacht.
Ein Besuch in der FAU WiSo Oase mit Irem
Die Stadt etwas klimagerechter gestalten und den Tieren ein neues zu Hause ermöglichen?
Dieses Ziel haben sich Niklas und Jonas Götz von der Pflanzoasen GmbH zu Herzen genommen und mitten in der Stadt, an der FAU WiSo, die Pflanzenoase entworfen. Folgt Irem in FAU WiSo Oase!
Kräuter für die Cafeteria
Inzwischen hat der Garten nicht nur den Umweltpreis der Stadt Nürnberg gewonnen, er ist auch ein Ort der gelebten Gemeinschaft. Die Mitarbeiterinnen der angrenzenden Cafeteria holen sich frische Kräuter, die in den Hochbeeten wachsen. „Es ist wirklich schön, den Duft von Lavendel und Salbei zu riechen, während man dort sitzt. Und das Beste: Der Garten wird respektiert. Es gibt keinen Vandalismus und deutlich weniger Müll.“
Ein Paradies für die Zukunft
Die FAU WiSo Oase ist nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch ein Symbol für das, was möglich ist, wenn Menschen gemeinsam ihre Arbeitswelt mitgestalten. „Es gibt viele Gründe, warum solche Projekte schwierig umzusetzen sind. Aber trotz aller Herausforderungen haben wir es geschafft“, sagt Iris Dieterich stolz. „Der Garten lebt vom Mitmachen, und neue Interessierte sind jederzeit willkommen.“
KontaktMehr Infos zum Projekt:
- www.nachhaltigkeit.rw.fau.de/wiso-oase
- www.waswaerewenn2035.de/foerderungen/wiso-oase
- pflanzoasen.de/wiso-oase
Autorin: Luisa Gerlitz
Dieser Artikel ist Teil des FAU Magazins
Innovation, Vielfalt und Leidenschaft – so lauten die drei Grundwerte unserer FAU, so sind sie in unserem Leitbild festgehalten. An der FAU leben wir diese Grundwerte jeden Tag
und in allem, was wir tun – in der Forschung, in der Lehre und wenn es darum geht, Wissen, das an der Universität entsteht, in die Gesellschaft hineinzutragen.
Die zweite Ausgabe unseres FAU Magazins macht dies einmal mehr sichtbar: Es zeigt Forschende, die immer wieder die Grenzen des bislang Machbaren überschreiten. Es stellt Studierende vor, die gemeinsam Höchstleistung für ihre FAU erbringen, erzählt von Lehrenden, die mit Freude und Kreativität ihr Wissen weitergeben. Und es berichtet von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich mit Weitblick und einem Gespür fürs Wesentliche der (Forschungs-)Infrastruktur an der FAU widmen sowie von Menschen in Schlüsselpositionen, die für ihre Universität da sind und sich für den Forschungsstandort stark machen.
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