Mentoring für gute Lehre an der FAU

Collage: Portraitbilder Mentorin Dr. Sabrina Gensberger-Reigl (links) und Mentee Theresa Maria Schichtl.
Mentorin Dr. Sabrina Gensberger-Reigl (links) und Mentee Theresa Maria Schichtl. (Bild: Nora Zenk)

Gute Lehre wird an der FAU großgeschrieben. Doch besonders für Nachwuchswissenschaftler/-innen ist der Sprung in die Lehre mit vielen Herausforderungen verbunden. Unterstützt werden können sie durch Forschende mit langjähriger Expertise, die sie als Mentor/-innen unterstützen. Theresa Maria Schichtl hat in Dr. Sabrina Gensberger-Reigl eine solche Mentorin gefunden. Wir haben beide gefragt, inwiefern sie von ihrer Mentorin/Mentee-Beziehung profitieren und was sie sich für die Zukunft der Lehre wünschen.

Mentorin Dr. Sabrina Gensberger-Reigl und Mentee Theresa Maria Schichtl im Interview

Stellen Sie sich kurz vor: Woran forschen Sie und was ist Ihre Position an der FAU?

Portrait Dr. Sabrina Gensberger-Reigl
Dr. Sabrina Gensberger-Reigl (Bild: Nora Zenk)

Dr. Gensberger-Reigl: Ich beschäftige mich in meiner Forschung mit der Entwicklung neuer massenspektrometriebasierter Analysemethoden zur Profilanalyse von Lebensmitteln und Zuckerabbauprodukten. Zusätzlich leite ich die Analytikabteilung am Lehrstuhl für Lebensmittelchemie und bin als Dozentin im Studiengang Lebensmittelchemie tätig.

Portrait FAU-Lehrpreisträgerin 2024 Theresa Maria Schichtl
Theresa Maria Schichtl (Bild: Nora Zenk)

Frau Schichtl: Im Rahmen meiner Promotion habe ich eine massenspektrometrische Methode zur Analyse von Proteinmodifikationen in Molke entwickelt. Diese Methode ermöglicht es, den Einfluss verschiedener Lebensmittelinhaltsstoffe, wie zum Beispiel Vitamine, auf hitzeinduzierte Proteinschädigungen zu untersuchen. Seit Herbst 2023 bin ich durch verschiedene Elternzeitvertretungen hauptsächlich in der Lehre für die Fächer Lebensmittelchemie und Molecular Science tätig.

Wie ist Ihre Mentorin/Mentee-Beziehung entstanden?

Dr. Gensberger-Reigl: Unsere Mentorin-Mentee-Beziehung begann, als Theresa im Jahr 2016 ihr Hauptstudium in Lebensmittelchemie aufnahm – zunächst als klassische Beziehung zwischen Dozentin und Studentin. Als Theresa ihr Promotionsstudium an unserem Lehrstuhl begann, vertiefte sich unser Mentoring zunehmend. Der Kontakt wurde besonders intensiv, als Theresa mich gemeinsam mit einem Kollegen während meiner einjährigen Elternzeit vertreten hat.

Frau Schichtl: Schon während meines Hauptstudiums beeindruckte mich Sabrina als Dozentin, und ich betrachtete sie als Vorbild für meine eigene Entwicklung. Als ich dann mit meiner Promotion begann, konnte ich viel von ihrem Fachwissen, ihrer professionellen Arbeitsweise, aber auch von ihren persönlichen Kompetenzen lernen. Auch während ihrer Elternzeit, als ich viele ihrer Aufgaben am Lehrstuhl in Vertretung übernahm, unterstützte sie mich mit wertvollen Ratschlägen.

Warum sollten alle Wissenschaftler/-innen in früher Karrierephasen einen Mentor/eine Mentorin haben? Was macht Ihrer Meinung nach ein gutes Mentoring aus?

Frau Schichtl: Es hat mir ungemein geholfen, mich mit einer Person austauschen zu können, die auf einem ähnlichen Lebens- und Karriereweg schon um einige Erfahrungen weiter ist. Bei vielen Herausforderungen, die mir zum ersten Mal begegnet sind, konnte ich von Sabrinas Erfahrungen und Tipps profitieren. Eine gute Mentoring-Beziehung zeichnet sich durch gegenseitiges Interesse, offene Kommunikation und konstruktives Feedback aus. Mentoren und Mentorinnen können als Vorbilder junge Menschen ermutigen, ihre Ziele zu verfolgen und ihren eigenen Weg selbstbewusst zu gehen.

Dr. Gensberger-Reigl: Gerade in der Wissenschaft ist es wichtig, Mentees gezielt zu unterstützen, damit sie ihre individuellen Fähigkeiten in einem oft sehr kompetitiven Umfeld weiterentwickeln können. In diesem Zusammenhang spielen Rollenvorbilder, die ansprechbar und nahbar sind, eine zentrale Rolle. Mir ist es dabei sehr wichtig, Einblicke in meine eigenen Abwägungsprozesse zu geben – sei es in beruflichen Belangen, wie bei der Erstellung eines Förderantrags, oder in privaten Fragen, beispielsweise hinsichtlich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Was können Sie voneinander lernen?

Frau Schichtl: Generell glaube ich, dass ein Perspektivwechsel unglaublich wertvoll ist, um die eigene Sichtweise zu erweitern und zu reflektieren. Ein offener und ehrlicher Austausch von Meinungen und Erfahrungen fördert die Weiterentwicklung von Ideen und lässt zusätzliche Aspekte einfließen. Konstruktives Feedback unterstützt dabei die kontinuierliche Verbesserung und persönliche Weiterentwicklung.

Dr. Gensberger-Reigl: Mentoring kann neue Perspektiven eröffnen und den Blick für verschiedene Sichtweisen auf beiden Seiten erweitern. Ich betrachte Mentoring als einen Dialog, von dem beide Parteien profitieren. Unsere vertrauensvolle Mentor-Mentee-Beziehung bietet einen Raum für Feedback, gegenseitige Unterstützung und Motivation. Und in unserem Fall haben nicht nur wir persönlich von dieser Beziehung profitiert, sondern auch die Studierenden, die während meiner Elternzeit von Theresas hervorragender Vertretung in der Lehre profitieren konnten.

Was bedeutet „gute Lehre“ für Sie?

Dr. Gensberger-Reigl: Gute Lehre zeichnet für mich aus, sowohl in den Inhalten klar und strukturiert zu sein als auch auf persönlicher Ebene nahbar zu wirken. Sie ist ein dynamischer Prozess, der sich ständig weiterentwickelt und innovative Lehrmethoden integriert. Gerade in einer Zeit, in der die Digitalisierung immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist es entscheidend, moderne Lehrmethoden und digitale Tools sinnvoll zu nutzen. Dadurch kann ich Studierende nicht nur fachlich fördern, sondern sie auch auf ihrem persönlichen und beruflichen Weg der Transformation begleiten. Für mich ist die Lehre dabei ein wechselseitiger Prozess, der vom Dialog zwischen Lehrenden und Lernenden lebt. Dieser Austausch fördert nicht nur das Verständnis, sondern auch die Weiterentwicklung beider Seiten.

Frau Schichtl: Gute Lehre bedeutet für mich, die Studierenden dort abzuholen, wo sie stehen. Die Inhalte sollten gut strukturiert und verständlich präsentiert werden. Mit Bezügen zu aktueller Forschung oder dem zukünftigen Berufsalltag lassen sich der Kontext und die Relevanz des Gelernten verdeutlichen. Mir ist es außerdem wichtig, im stetigen Austausch mit den Studierenden zu bleiben, um flexibel auf ihre Fragen und Bedürfnisse eingehen zu können. Eine positive und unterstützende Atmosphäre bildet die Grundlage, in der Lernen nicht nur interessant ist, sondern auch Spaß macht und zur Eigeninitiative und aktiven Beteiligung anregt.

Was wünschen Sie sich, um die Lehre an der FAU in Zukunft noch besser zu gestalten?

Frau Schichtl: Gute Lehre erfordert viel Zeit, Motivation und persönliches Engagement. Diese Ressourcen im vielseitigen Arbeitsalltag an der Universität aufzubringen, ist mitunter herausfordernd. Ich würde mir wünschen, dass dieser Einsatz sichtbarer gemacht und mehr wertgeschätzt wird, um das Engagement für die Lehre zu stärken.

Dr. Gensberger-Reigl: Ich wünsche mir, dass die Lehre an der FAU den gleichen hohen Stellenwert erhält wie die Forschung. Ohne innovative Forschung kann es keine exzellente Lehre geben – und umgekehrt kann auch Forschung ohne fortschrittliche Lehre nicht erfolgreich sein. Beide Bereiche sind miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Besonders wichtig ist, dass Ressourcen und Freiräume geschaffen werden, um innovative Lehrmethoden zu erproben, wie es beispielsweise schon in Projekten wie INKULT oder QUADIS der Fall war. Solche Initiativen bieten wertvolle Möglichkeiten, neue Lehrmethoden in einem flexiblen Rahmen zu testen und die Lehre gezielt weiterzuentwickeln.

Mit dem FAU-Lehrpreis für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in frühen Karrierestufen ausgezeichnet

Collage Preisträgerinnen FAU-Lehrpreis 2024Das von Dr. Sabrina Gensberger-Reigl konzipierte Lehrkonzept ist bei den Studierenden so gut angekommen, dass Theresa Maria Schichtl, die in deren Elternzeit die Lehraufgaben ihrer Mentorin übernommen hat, mit dem FAU-Lehrpreis für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in frühen Karrierestufen ausgezeichnet wurde.

Hier gibt’s mehr Infos zu den Lehrpreisträgerinnen


Kennen Sie schon das ARIADNE-Mentoring-Programm der FAU?

Die ARIADNE-Programme fördern Nachwuchswissenschaftlerinnen der FAU auf verschiedenen Qualifikationsstufen. Kern des Programms ist die Vermittlung einer Mentorin oder eines Mentors, die/der in strategischen und praktischen Fragen der Laufbahngestaltung berät. Darüber hinaus bietet ARIADNE den Teilnehmerinnen ein hochkarätiges Seminarprogramm zur persönlichen Kompetenzentwicklung sowie vielfältige Möglichkeiten der Vernetzung.

Mehr Informationen zum ARIADNE-Mentoring-Programm