9-Euro-Ticket senkt den Autoverkehr wenig und erhöht Zugverspätungen deutlich

Frau läuft an einem Zug der Deutschen Bahn vorbei.
Foto: Colourbox

Das 9-Euro-Ticket hat in Deutschland den Autoverkehr um 4 bis 5 Prozent verringert. Weil die Züge stärker ausgelastet waren, verspäteten sich Züge aber um 30 Prozent häufiger. Dies zeigt eine Studie des ifo Instituts, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Universität Salzburg (PLUS).

Studie zeigt, was das Ticket bewirkt hat – und was nicht

„Das 9-Euro Ticket kostete den Bund 2,5 Milliarden Euro und reduzierte den Autoverkehr nur wenig. Damit war es eine teure und ineffiziente Klimaschutzmaßnahme“, sagt FAU-Professorin Sarah Necker, Leiterin des Ludwig Erhard ifo Zentrums für Soziale Marktwirtschaft in Fürth.

Was haben die Forschenden herausgefunden?

Portrait von Prof. Liebensteiner
Prof. Dr. Mario Liebensteiner hat die Juniorprofessur für Wirtschaftswissenschaften (Energiemärkte und Energiesystemanalyse) an der FAU inne. (Bild: FAU/Giulia Iannicelli)

Vor allem im Regionalverkehr kamen Züge oft zu spät. Dort war das 9-Euro-Ticket gültig. Indirekt waren jedoch auch Fernzüge betroffen. Insgesamt fuhren durch das 9-Euro-Ticket fast 430.000 Personen pro Tag mehr mit dem Zug. „Zugfahrten haben zudem vor allem an Wochenenden zugenommen. Dies zeigt, dass die Menschen das 9-Euro-Ticket für zusätzliche Freizeitaktivitäten genutzt haben. Hingegen war bei den klassischen Pendelzeiten unter der Woche der Rückgang der Autofahrten gering“, sagt Mario Liebensteiner, Professor für Energiemärkte und Energiesystemanalyse an der FAU. Nach Auslaufen des Tickets sank die Zahl der Zugfahrten wieder auf das Ausgangsniveau ab, in der Tendenz sogar leicht darunter.

Was bedeuten die Ergebnisse für das aktuelle 49-Euro-Ticket?

Sarah Necker
Prof. Dr. Sarah Necker, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre an der FAU. (Bild: ifo institut)

Die Autor/-innen gehen davon aus, dass das seit März 2023 gültige Deutschlandticket, das aktuell monatlich 49 Euro kostet, einen ähnlichen Effekt haben dürfte wie das 9-Euro-Ticket. „Unsere Ergebnisse zum 9-Euro-Ticket legen nahe, dass das deutlich teurere Deutschlandticket den Autoverkehr vermutlich noch weniger reduzieren wird, selbst wenn es länger verfügbar ist“, sagt Sarah Necker, die an der FAU den Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre inne hat. Es sei davon auszugehen, dass das Deutschlandticket denjenigen zugutekommt, die schon vorher regelmäßig den öffentlichen Nahverkehr genutzt haben und dies nun zu einem günstigeren Preis tun können.

Welche Daten liegen der Studie zugrunde?

Die Studie kombiniert Mobilitätsdaten von GPS-Geräten, Verkehrsvolumendaten über die durchschnittliche Anzahl der Fahrzeuge pro Woche an verschiedenen Verkehrszählstellen in Deutschland, sowie Zugverkehrsdaten der Deutschen Bahn. Die Bundesregierung hat das 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Personennahverkehr in Deutschland im Zeitraum vom Juni bis einschließlich August 2022 eingeführt. Ausgenommen davon waren Fernzüge wie IC/E und EC.

Direkt zur Studie

Weitere Informationen

Prof. Dr. Sarah Necker
Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre
Tel.: 0911/477904-5
sarah.necker@fau.de

Prof. Dr. Mario Liebensteiner
Professur für Energiemärkte und Energiesystemanalyse
Tel.: 0911/5302-96204
mario.liebensteiner@fau.de