Leinen los: Mit innovativer Therapie die Autoimmunerkrankung hinter sich lassen
Unter dem Motto „Lichtet den Anker und segelt der Erkrankung davon!“ hat ein Team der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie im Deutschen Zentrum für Immuntherapie im Uniklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ein innovatives Behandlungskonzept für Autoimmunerkrankungen gefunden. Erstmals wurde eine Methode entwickelt, die den „Anker“ löst, der Patienten bzw. Patientinnen bisher in ihrer Erkrankung festhält und herkömmliche Therapien ineffektiv macht. Die Ergebnisse wurden jetzt in der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medicine veröffentlicht.
FAU-Forschungsteam gelingt ein entscheidender Durchbruch
„Es bringt nichts, Volldampf zu geben oder alle Segel zu setzen, wenn der Anker nicht gelichtet ist“, erklärt Prof. Georg Schett, Direktor der Medizinischen Klinik 3. „So kommen viele Patientinnen und Patienten mit Autoimmunerkrankungen nicht weiter, weil Therapien wie Kortison und andere Immuntherapien keine Linderung verschaffen.“ Dieses Gefühl des Feststeckens ist für viele Betroffene zermürbend, sowohl aufgrund der anhaltenden Symptome als auch wegen der fehlenden Hoffnung auf Besserung.
Das Forschungsteam konnte jedoch im Rahmen einer klinischen Studie einen entscheidenden Durchbruch erzielen. „Wir haben einen dieser Anker identifiziert und es geschafft, ihn zu lichten“, berichtet Prof. Dr. Ricardo Grieshaber-Bouyer, der Leiter der Studie. Im Fokus standen Patientinnen und Patienten mit schweren Autoimmunerkrankungen, bei denen bisher keine Therapie Erfolge zeigte. Dazu gehörten Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, autoimmune Muskelentzündung, systemische Sklerose sowie das Sjögren-Syndrom, bei dem die Tränen- und Speicheldrüsen durch Entzündungen geschädigt werden.
Die Forschungen ergaben, dass die Erkrankung tief in einer Art von Immunzellen – den Plasmazellen – verankert ist, die sich mit herkömmlichen Methoden schwer neutralisieren lassen. Um diesen „Anker“ zu lösen, entwickelten die Wissenschaftler/-innen einen speziellen Ansatz. Sie setzten ein Medikament ein, das wie ein „Engager“ wirkt und die körpereigenen Immunzellen aktiviert, um die krankhaften Plasmazellen zu erkennen und zu zerstören. „Der Effekt war verblüffend“, berichtet Dr. Melanie Hagen, Erstautorin der Studie. „Nach der Behandlung verbesserte sich der Zustand der Patienten rasch.“
Mit diesem neuen Ansatz eröffnen sich vielversprechende Perspektiven für Patientinnen und Patienten, die an schweren Autoimmunerkrankungen leiden. Die Methode ergänzt zudem die bereits am Uniklinikum Erlangen erprobte CAR-T-Zelltherapie und erweitert das Spektrum innovativer Behandlungsansätze.
Die Studie wurde am Deutschen Zentrums für Immuntherapie durchgeführt, das sich auf die Erforschung neuer Behandlungswege für Autoimmun- und chronisch-entzündlicher Erkrankungen spezialisiert hat.
DOI: www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMc2408786
Weitere Informationen
Prof. Dr. Ricardo Grieshaber-Bouyer
Professur für Klinische Systemimmunologie
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