Größtes Bevölkerungsscreening für Demenz in Deutschland

Florian Weidinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt digiDEM Bayern, bei einem Demenz-Screeningtest.
Florian Weidinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt digiDEM Bayern, bei einem Demenz-Screeningtest. Bild: digiDEM Bayern/Ilona Hörath

Mit kostenfreien Gedächtnistests trägt digiDEM Bayern erfolgreich zur Demenz-Früherkennung bei

Ist Vergesslichkeit im Alter normal? Oder steckt eine Demenzerkrankung dahinter? Anlässlich der 5. Bayerischen Demenzwoche, die von 20. bis 29. September stattfindet, lenkt digiDEM Bayern den Blick erneut auf das immer wichtiger werdende Thema Demenz-Früherkennung. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von digiDEM Bayern haben rund um die Demenzwoche insgesamt 17 Demenz-Screeningtage organisiert, die in allen bayerischen Regierungsbezirken stattfinden.

Im Rahmen der Bayerischen Demenzstrategie haben seit Sommer 2022 an mehr als 100 Demenz-Testtagen insgesamt 2.254 Bürgerinnen und Bürger in Bayern ihre Gedächtnisleistung kostenfrei und mit Hilfe eines wissenschaftlichen Kurztests im Projekt digiDEM Bayern überprüfen lassen. Der Anteil an Menschen mit einem abklärungsbedürftigen Testergebnis lag bei 30 Prozent. Speziell in den ländlichen Regionen erfahren die digiDEM Bayern-Demenz-Bevölkerungsscreenings dabei einen sehr großen Zuspruch.

Wenn die Lesebrille im Kühlschrank abgelegt wird, das Kurzzeitgedächtnis schwindet oder die Orientierung in der eigenen Wohnung nicht mehr richtig gelingt, fühlen sich Betroffene unsicher. Handelt es sich um Anzeichen einer Demenz? „Unsere Gedächtnistests richten sich an Menschen ab 60 Jahren, die bei sich selbst eine Verschlechterung des Gedächtnisses wahrgenommen haben“, erläutert der Neurologe Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas, einer der Projektleiter von digiDEM Bayern. digiDEM Bayern wird dabei im Rahmen der Bayerischen Demenzstrategie vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP) gefördert und aktiv unterstützt.

Früherkennung als Schlüssel zur Diagnose

Denn die Früherkennung einer Demenz ist dabei der erste Schritt hin zu einer zeitgerechten Diagnosestellung. Warum diese bedeutsam ist, weiß Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas: „Wer eine ärztlich gesicherte Demenzdiagnose erhält, kann gezielt auf Beratungs- und Unterstützungsangebote zurückgreifen. Dies ist insbesondere auch dann von Bedeutung, wenn die Betroffenen eine Pflegestufe beantragen möchten. Die Angebote helfen den Betroffenen zudem, besser mit den Krankheitssymptomen umzugehen und frühzeitig Therapien in Anspruch zu nehmen.“ Eine frühzeitige Diagnose trägt auch dazu bei, die pflegenden An- und Zugehörigen zu entlasten, da auf diese Weise eine vorausschauende Versorgungsplanung ermöglicht wird.

Dazu entwickelt digiDEM Bayern digitale Unterstützungsangebote. Ein Beispiel dafür ist der Online-Fragebogen digiDEM Bayern DEMAND®. Schreitet die Demenz fort, steigt damit auch der Pflegebedarf. Mit dem Fragebogen erkennen pflegende An- und Zugehörige die eigenen Versorgungsbedarfe und erfahren, wo es Hilfe und Unterstützung gibt. Der Fragebogen ist online abrufbar: https://digidem-bayern.de/digitales-angebot-demand/

Zu den Menschen vor Ort

Besonders in ländlichen Regionen sind die Wege zu Gedächtnisambulanzen, die auf Demenz spezialisiert sind, oft weit und die Wartezeit auf einen ersten Untersuchungstermin lang. Deshalb hat es sich digiDEM Bayern mit Unterstützung des Bayerischen Gesundheitsministeriums zur Aufgabe gemacht, zu den Menschen vor Ort zu gehen. „Der kostenfreie Demenztest ermöglicht eine erste Einschätzung, die Klarheit und Gewissheit schafft“, sagt Prof. Dr. Elmar Gräßel, einer der Projektleiter von digiDEM Bayern. „Die Grundlage ist ein wissenschaftlicher Kurztest zur Erfassung kognitiver Fähigkeiten wie etwa dem Kurzzeitgedächtnis.“ Eine umfassende ärztliche Diagnose ersetzt der wissenschaftliche Kurztest nicht. Doch nach 15 bis 20 Minuten liefert er erste Hinweise darauf, ob eine weitere fundierte Abklärung notwendig ist.

Grafik der digiDEM Bayern zu Screenings in Bayern.
Grafik: digiDEM Bayern

 

Über 100 regionale Demenz-Screeningtage von digiDEM Bayern

Im Juli 2022 fand im unterfränkischen Thüngersheim bei Würzburg das bundesweit erste regionale Demenz-Bevölkerungsscreening statt. Seitdem hat das digiDEM Bayern-Team gemeinsam mit seinen Forschungs- und Kooperationspartnern vor allem im ländlichen Raum und in den Städten insgesamt 104 Demenz-Screeningtage (Stand: 16.09.2024) organisiert. Insgesamt haben 2.254 Bürgerinnen und Bürger haben ihre Gedächtnisleistung testen lassen. Der Anteil an Menschen mit einem abklärungsbedürftigen Testergebnis lag bei 30 Prozent. In diesen Fällen empfiehlt Prof. Dr. Elmar Gräßel den Betroffenen, „dringend und zeitnah eine Gedächtnisambulanz, Gedächtnissprechstunde oder Memory-Klinik aufzusuchen“ und sich dort sorgfältig testen und untersuchen zu lassen. Wenn nötig, kann der Hausarzt bzw. die Hausärztin eine Überweisung ausstellen.

Von Kronach bis Lindau, von Würzburg bis Cham

Um regionale Bevölkerungsscreenings durchzuführen, arbeitet digiDEM Bayern eng mit Partnern in ganz Bayern zusammen und hat ein Netzwerk aus derzeit 250 Forschungspartnerinnen und Forschungspartnern sowie Projektassistenzen aufgebaut. Dazu gehören ambulante Pflegedienste und Tagespflegeeinrichtungen, Fachstellen für pflegende Angehörige, Gedächtnisambulanzen, Arztpraxen, Apotheken, Kliniken, betreute Wohneinrichtungen sowie die in Bayern etablierten Gesundheitsregionenplus und weitere Akteure, die im Bereich der Demenzversorgung tätig sind.

Partizipative Forschung eröffnet neue Wege

„Unsere Forschungspartner und Forschungspartnerinnen sind als engagierte „Citizen Scientists“ im Sinne der partizipativen Bürgerforschung aktiv an unserer Forschung beteiligt“, sagt Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas. „So können sich aus wertvollen Impulsen große Chancen eröffnen: Direkt in den Regionen vor Ort entsteht so neues Wissen zum Wohl der Gesellschaft.“ Die Forschung mit und für Bürgerinnen und Bürger ist für digiDEM Bayern dabei ein Alleinstellungsmerkmal und stärkt den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.

Übersichtskarte über die digiDEM Bayern-Testtage

Kurz vor und während der Bayerischen Demenzwoche führt digiDEM Bayern insgesamt 17 Demenz-Screeningtage durch. Eine Übersichtskarte über die Orte, an denen die Gedächtnistests stattfinden, findet sich im Anhang und kann kostenfrei veröffentlicht werden.

Unter dem Suchbegriff „digiDEM Bayern“ erfahren Interessierte auf der Webseite der Bayerischen Demenzwoche (https://www.demenzwoche.bayern.de) detaillierte Informationen über die Einzelveranstaltungen.

An diesen Tagen finden digiDEM Bayern-Demenztests statt:

Regierungsbezirk Niederbayern
18.09.2024 Freyung
18.09.2024 Zwiesel
25.09.2024 Gangkofen
26.09.2024 Landshut
26.09.2024 Bad Birnbach (nur Vortrag über Demenz)

Regierungsbezirk Oberbayern
19.09.2024 Pfaffenhofen/Ilm
20.09.2024 Steingaden
26.09.2024 Garmisch-Partenkirchen
27.09.2024 Murnau

Regierungsbezirk Mittelfranken
20.09.2024 Allersberg
27.09.2024 Röthenbach a.d. Pegnitz
28.09.2024 Treuchtlingen
Regierungsbezirk Unterfranken
26.09.2024 Haßfurt

Regierungsbezirk Oberfranken
24.09.2024 Tettau
25.09.2024 Kronach
26.09.2024 Bayreuth

Regierungsbezirk Oberpfalz
20.09.2024 Cham

Regierungsbezirk Schwaben
25.09.2024 Lindau

Über digiDEM Bayern

digiDEM Bayern baut ein digitales Demenzregister für Bayern auf, um den Langzeitverlauf der Erkrankung besser zu verstehen und die Versorgungssituation von Menschen mit Demenz und deren An- und Zugehörigen in ganz Bayern zu verbessern. Dafür werden Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen oder Demenz und ihre pflegenden An- und Zugehörigen zu ihrer Situation systematisch befragt.

Mit 2.200 Studienteilnehmenden aus ganz Bayern hat das Digitale Demenzregister Bayern (digiDEM Bayern) mittlerweile einen Rekordstand erreicht. Damit ist digiDEM Bayern das größte Demenzregister in Deutschland und gehört im Bereich Demenzforschung zu einem der umfangreichsten Projekte zur Erfassung von Langzeitdaten in der Europäischen Union (EU).

digiDEM Bayern ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, des Universitätsklinikums Erlangen und des Innovationsclusters Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg. Gefördert wird das Projekt vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP) im Rahmen des Masterplans „BAYERN DIGITAL II“.

Direkt zu digiDEM Bayern: www.digidem-bayern.de

Weitere Informationen:

Ilona Hörath
digiDEM Bayern
Tel: 0163/883 884 5
ilona.hoerath@fau.de