FAU trauert um Alt-Rektor Prof. Dr. Gotthard Jasper

Prof. Dr. Gotthard Jasper bei einer Rede in der Orangerie (Bild: Harald Sippel)
Prof. Dr. Gotthard Jasper bei einer Rede in der Orangerie (Bild: Harald Sippel)

Mit Bestürzung hat die FAU vom Tod ihres Altrektors Prof. Dr. Gotthard Jasper erfahren. Er starb kurz vor seinem 90. Geburtstag am 22. September 2024. Der Politikwissenschaftler war von 1990 bis 2002 Rektor der FAU. In dieser Zeit begleitete er den Ausbau der Technischen Fakultät und trieb die bauliche Erneuerung des Universitätsklinikums Erlangen sowie die Internationalisierung der FAU entscheidend voran.

„Gelehrter und Vermittler“

FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger würdigt seinen Vorvorgänger als einen großen Geist: „Mit Gotthard Jasper verliert die FAU einen großen Gelehrten, einen tatkräftigen Rektor und einen wunderbaren Menschen. Als vielseitiger Intellektueller war er ein geschickter und empathischer Vermittler zwischen den Fächern. Bis ins hohe Alter nahm er am akademischen Leben seiner FAU teil. Die Universität verdankt ihm nicht nur zahlreiche internationale Kontakte, sondern viele wichtige Impulse für ihre strategische Ausrichtung als Volluniversität. Wir werden ihn vermissen und ihm immer ein ehrendes Gedenken bewahren.“

Gotthard Jasper wurde 1934 in Bethel bei Bielefeld geboren. Von 1954 bis 1961 studierte er Geschichte, Politische Wissenschaft, Geographie und Lateinische Philologie in Tübingen, wo er 1960 mit Studien über den Republikschutz in der Weimarer Republik promoviert wurde. 1961 legte er das Erste Staatsexamen für das Lehramt an Höheren Schulen ab. Nach einer Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Politische Wissenschaft in Erlangen wechselte er 1966 als Akademischer Rat und Leiter der Abteilung Politikwissenschaft an das Zentrum für Bildungsforschung der Universität Konstanz. 1969 wurde Prof. Jasper auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Politikwissenschaft an der Abteilung Münster der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe berufen, der er vor seiner Berufung nach Erlangen 1974 zwei Jahre lang als Rektor vorstand.

Auch an der FAU lagen Jasper die hochschulpolitischen Fragen am Herzen: Seit 1975 war er Mitglied der Ständigen Kommission für Hochschulplanung, 1984/85 deren stellvertretender Vorsitzender, ab 1986 deren Vorsitzender. 1981 bis 1983 war er Dekan der Philosophischen Fakultät I, von 1986 bis 1990 Vizepräsident der FAU. Von 1990 bis 2002 lenkte er die FAU als Rektor und verfolgte mit Geschick und Beharrlichkeit die Weiterentwicklung der 1966 gegründeten Technischen Fakultät.

Für die verschiedenen Vorhaben zur baulichen Erneuerung setzte er sich mit Nachdruck ein. So sorgte er mit Umsicht dafür, dass die FAU nach der Freigabe des einstigen Kasernengeländes im heutigen Röthelheimpark angesiedelt werden konnte. Besonders am Herzen lag ihm die Internationalisierung der Universität – sei es der Abschluss von Forschungskooperationen mit Partnereinrichtungen im Ausland oder die Förderung von Studierendenaustausch und die Einrichtung international ausgerichteter Studiengänge. Intensiv widmete er sich der Umsetzung des Pilotprojekts „Islamischer Religionsunterricht in deutscher Sprache” – heute aktueller denn je.

Aus Anlass des in seine Amtszeit fallenden 250. Universitätsjubiläums hat Jasper sich intensiv mit der Geschichte seiner Universität im 20. Jahrhundert beschäftigt – ein Thema, das ihn auch nach seiner Amtszeit nicht losließ und ihn motivierte, eine Biografie über den bekannten Erlanger Theologen Paul Althaus zu verfassen.

Darüber hinaus engagierte sich Prof. Jasper in zahlreichen Gremien außerhalb der FAU. So war er seit 1990 Mitglied und seit 1993 stellvertretender Vorsitzender des Beirates der ZVS in Dortmund. Von 1992 an war er Mitglied der Ständigen Kommission für Planung und Organisation der Hochschulrektorenkonferenz, von 1996 bis 2000 Vorsitzender der Bayerischen Rektorenkonferenz sowie von 2000 bis 2002 Gründungspräsident der Virtuellen Hochschule Bayern.

Zu seinen Forschungsgebieten zählten das politische System der Bundesrepublik Deutschland, Föderalismus, Zeitgeschichte – insbesondere Weimarer Republik und Nationalsozialismus –, Christentum und Politik, Rechts-, Justiz- und Verfassungspolitik, Bildungspolitik, Kommunalpolitik sowie Theorie und Geschichte des demokratischen Parteienstaates.

Für seine Verdienste wurde Prof. Jasper 2002 mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Bereits 1995 hatte er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse erhalten. 1997 wurde er mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet.