Neue Schutzkonzepte für biologische Vielfalt in den Meeren

Bunte Korallendiversität im Roten Meer. Foto: Anna Roik
Bunte Korallendiversität im Roten Meer. Bild: Anna Roik

Der menschengemachte Klimawandel kennt keine Grenzen. Das AGELESS-Konsortium geht künftig der Frage nach, wie die vom Klimawandel betroffenen Meereslebewesen im Ozean jenseits der nationalen Hoheitsgebiete geschützt werden können.

Projekt AGELESS wird langfristige Datenreihen für den Ozean der Zukunft nutzen

Das interdisziplinäre Team von Wissenschaftler/-innen des MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen, der Universität Oldenburg, des Helmholtz-Instituts für Funktionelle Marine Biodiversität an der Universität Oldenburg und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 2,5 Millionen Euro über drei Jahre gefördert.

Der offene Ozean, der größtenteils außerhalb der nationalen Gerichtsbarkeit liegt, ist vom Klimawandel ebenso stark betroffen wie die national regulierten Küstengewässer. Mit dem neuen internationalen Abkommen zum Schutz der Biologischen Vielfalt in internationalen Gewässern (BBNJ: Biodiversity beyond national jurisdiction) wird seit 2023 ein Rahmenwerk für Naturschutz und die Regelung von Eingriffen im Ozean fernab der Küsten entwickelt. Aber wie kann etwas in Gebieten außerhalb der nationalen Gerichtsbarkeit geschützt werden? Wie können marine Schutzgebiete in einem sich schnell verändernden Ozean gestalten werden? Genau an diesen Fragen setzt das Projekt AGELESS an.

Winzige Fossilien machen Blick in die Vergangenheit der Ozeane möglich

Winzige Mikrofossilien, die sich am Ozeanboden über Jahrzehnte und Jahrtausende ablagern, ermöglichen einen einzigartigen Blick in die Vergangenheit der Ozeane und ihrer Bewohner. Anhand der Art und Weise, wie sich fossile Gemeinschaften verbreitet haben, können Forschende entschlüsseln, wie einzelne Arten und ganze Ökosysteme auf Umweltveränderungen in der Vergangenheit reagiert haben. AGELESS will solche Daten aus der Vergangenheit nutzen, um Schutzkonzepte für den Ozean von morgen zu entwickeln. Die Wissenschaftler/-innen werden neben der Paläoklimaforschung und Paläoökologie auch Aspekte der theoretischen Ökologie, der Naturschutzplanung und der Governance-Forschung einbeziehen.

Erkenntnisse aus der Geologie können für Umweltschutz genutzt werden

An der FAU nimmt das Team um Paläobiologe Prof. Dr. Wolfgang Kießling Plankton, die Nahrungsbasis für viele andere Meeresbewohner, in den Blick. Die Forschenden nutzen Daten aus Tiefseebohrungen und lesen daraus die Verbreitungs- und Evolutionsmuster des Planktons in den vergangenen Millionen Jahren ab. Daraus entwickeln sie Modelle, mit deren Hilfe prognostiziert werden soll, wie sich Plankton und damit das gesamte Leben im offenen Ozean in Zukunft entwickeln wird. „Wir erwarten durch die globale Erwärmung eine weitere polwärtige Wanderung der Meeresbewohner, aber die Wanderung wird bei verschiedenen Arten unterschiedlich stark sein“, sagt Wolfgang Kießling, Lehrstuhlinhaber für Paläoumwelt. „Daraus ergeben sich neue Vergesellschaftungen, die in ähnlicher Form nur in weit zurückliegenden Zeiten existierten. Wir brauchen diesen Blick in die Vergangenheit für die Projektion in die Zukunft“.

Über das Projekt AGELESS

Das Projekt AGELESS ist inter- und transdisziplinär angelegt. Entstehende Daten und Modelle, die zeigen, wie sich die Biodiversität durch den Klimawandel verändert hat, sollen so aufbereitet werden, dass diese verständliche Informationen für politische Entscheidungsträger/-innen liefern. Bereits von Beginn an werden dafür Stakeholder eingebunden, um die Forschungsfragen zu schärfen und etwaige Produkte zu definieren.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt mit 2,5 Millionen Euro über drei Jahre, los geht es im September 2024.

In dieser Zeit werden die Forscherinnen und Forscher große Datensätze zusammentragen, Experten und Stakeholder einbeziehen, Zeitreihen der Reaktion planktonischer Mikrofossilien auf vergangene Ozeanveränderungen analysieren und auf dieser Basis Modelle entwickeln. Auf der Grundlage dieser grundlegenden Erkenntnisse werden sie konkrete Vorschläge machen, wie die biologische Vielfalt in der Hohen See in Zeiten des Klimawandels wirksam geschützt werden kann.

Zum BBNJ-Abkommen: https://www.un.org/bbnjagreement/en

Weitere Informationen

Prof. Dr. Wolfgang Kießling
Lehrstuhl für Paläoumwelt
Tel.: 09131/85-26959
wolfgang.kiessling@fau.de