Forschungsschwerpunkte neu definiert
Fünf Schwerpunktfelder hat der Senat der FAU für das Forschungsprofil der Uni festgelegt. Sie dienen allen FAU-Angehörigen als Leitplanken für ihre Arbeit. Vizepräsident Research, Prof. Dr. Georg Schett, erklärt die Genese der neuen Schwerpunkte.
Warum eine Neudefinition der FAU-Forschungsschwerpunkte fällig war
Warum hat der Senat neue Forschungsschwerpunkte definiert?
Forschung ist immer dynamisch. Nicht umsonst ist unser Motto an der FAU: „Wissen bewegen“. Im Lauf der Jahre ändern sich Umfelder, neue Fragestellungen bilden sich heraus, neue Technologien drängen in den Vordergrund. Und nicht zuletzt kommen und gehen Menschen an einer Universität, die unterschiedliche Interessen und Leidenschaften haben. Zugleich haben wir über die Jahre den Eindruck gewonnen, dass unsere bisherigen Schwerpunkte nicht ausreichend geeignet waren, die komplexe Forschungslandschaft unserer Volluniversität sinnhaft abzubilden. Daher hat unser Senat unter der Leitung von Frau Professorin Anja Bosserhoff, zu dessen Aufgabe die Definition von Forschungsschwerpunkten der Universität gehört, die Initiative angestoßen, die bestehenden Schwerpunkte zu überarbeiten.
Welche Überlegungen lagen der Überarbeitung zugrunde?
In intensiven Diskussionen haben wir uns entschieden, weg von sehr spitzen Forschungsschwerpunkten hin zu einer inklusiven Struktur von Schwerpunktfeldern zu gehen. Die neuen Forschungsschwerpunkte – fünf an der Zahl – dienen als Grundlage für unser Forschungsprofil. Auf der Basis dieser vernetzten Forschungsschwerpunkte bilden sich durch Einwerben von Forschungsmitteln, durch exzellente Berufungen, durch Verstärkungen und Verbundforschung Knotenpunkte, die dann wachsen und an Prominenz gewinnen. Diese entsprechen unseren Profilzentren und Forschungszentren, die ganz unterschiedlich aufgestellt sind, aber klare Kriterien erfüllen, etwa eine bestimmte Zahl von Verbundprojekten innerhalb des Zentrums zu beherbergen.
Die fünf Schwerpunkte sind „Exploring the Principles of Nature“, “Targeting environmental and economic Challenges”, “Understanding Norms, Cultural Practices and Social Formations” sowie “Developing Future Technologies” und “Engineering transformative Healthcare”. Klingt wie ein Schwerpunkt für jede Fakultät…
Das mag so klingen. Bei genauerem Hinsehen wird allerdings klar, dass die Schwerpunkte allesamt überfakultär aufgestellt sind – das war bereits bei den bisherigen Schwerpunkten der Fall. Wir haben oben von einem Netzwerk gesprochen, ohne interdisziplinäre Zusammenarbeit könnte es so ein Netzwerk nicht geben. Wie die fakultären Expertisen in die Forschungsschwerpunkte einfließen, lässt sich auf dem Schaubild sehr gut erkennen. Da wird zum Beispiel deutlich, dass sich die Zielsetzung „Targeting environmental and economic Challenges“ nur in engem Verbund faktisch aller Fakultäten in Angriff nehmen lässt: Naturwissenschaften und Medizin, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften greifen für eine so bedeutende Aufgabe ineinander.
Warum hat der Senat genau diese Formulierungen gewählt? Die Gerund-Form – also die Bildung eines Nomens aus einem Verb im Englischen – gab es ja bei den vorherigen Schwerpunkten nicht.
Das hat gute Gründe – inhaltliche und sprachliche. Zunächst sprachlich: Als wir 2021 unser Motto von „Wissen in Bewegung“ in „Wissen bewegen“ geändert haben, geschah dies aus dem Impuls heraus, das Aktive zu betonen, das in der Forschung mitschwingt. Wissen bewegt sich ja nicht von selbst, sondern ist das Ergebnis harter Arbeit und der Leidenschaft, die Forschende in ihr Thema investieren. Dieses „Tun“ wollten wir bei den Forschungsschwerpunkten erneut in den Mittelpunkt rücken – daher die dem Gerund zugrundeliegenden Verben: to explore, to target, to understand, to develop and to engineer. Und dann natürlich der inhaltliche Aspekt: Der Fünfklang dieser Verben ist genau das, was Forschenden tun. Ins Visier nehmen, erforschen, verstehen, formen oder ausarbeiten und entwickeln. Damit ist der Wissenschaftsalltag ganz gut beschrieben, denke ich. Dieses Spiel mit der Sprache fanden wir reizvoll und treffend.
55. FAU Dialog „Research Profile“
Die Forschungsschwerpunkte per Video erläutert:
Wie wirken die Forschungsschwerpunkte in den Alltag an der FAU hinein?
Eigentlich bestimmen sie unsere täglich Arbeit – und zwar letztlich nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre, beim Entwickeln von Persönlichkeiten an der FAU und in unseren Beziehungen nach außen. Sie sind, wenn man so will, Leitplanken für die strategische Profilbildung unserer FAU. Natürlich mögen sich einige Menschen an der FAU ein etwas spitzeres, griffigeres Profil gewünscht haben, das uns noch stärker inhaltlich differenziert, und dieser Wunsch ist auch nachvollziehbar. Aber wenn wir uns als Volluniversität verstehen und dieses Attribut auch als profilbildend annehmen, dann ist die neue Nomenklatur der plausibelste Weg. Damit machen wir klar: Jede forscherische Anstrengung und Leistung an unserer Universität zahlt auf die gemeinsame Marke FAU ein.