FC Nürnberg und FAU: Fußballerin und Studentin Lea Paulick im Interview

Lea Paulick auf dem Fußballplatz
Lea Paulick ist Torhüterin und Kapitänin beim 1. FC Nürnberg. (Bild: DC Fotografie)

„Damit ist für mich ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen.“

Lea Paulick ist Torhüterin und Kapitänin beim 1. FC Nürnberg. Diese Saison ist ihr Verein in die erste Bundesliga aufgestiegen. Außerdem studiert die 24-Jährige an der FAU Grundschullehramt und steht kurz vor dem Staatsexamen. Wie bekommt sie Studium, Leistungssport und Freizeit unter einen Hut? Was hat sich in den letzten Jahren im Frauenfußball getan? Und wie ist sie überhaupt zum Club gekommen? Das und mehr verrät sie uns im Interview.

Lea, warum genau Fußball?

Fußballerin (1. FC Nürnberg) Lea Paulick im Stadion.
Bild: Alexander Kaiser Fotografie

Schuld daran ist eigentlich mein Cousin. Er ist einen Monat älter als ich und wir sind wie Geschwister aufgewachsen. Als er dann mit dem Fußball angefangen hat, wollte ich das auch unbedingt und habe dann mit etwa fünf Jahren als einziges Mädchen in unserem Heimatverein angefangen.

Wie war das für dich, als einziges Mädchen im Verein zu spielen?

Ich glaube, als Kind nimmt man das gar nicht so wahr. Aber rückblickend kann ich mich schon an einige Situationen erinnern, in denen ich belächelt, ausgelacht oder nicht für voll genommen wurde.

Wenn zum Beispiel die Jungs der anderen Mannschaften sagen: Ja guck mal, die haben „nur“ ein Mädchen im Tor stehen. Das war dann immer witzig, wenn ich zur besten Torhüterin ausgezeichnet wurde. Mich hat das früh gelehrt, meine Ellenbogen auszufahren und mich durchzusetzen. Aber in meiner Jungs-Mannschaft hatte ich totalen Rückhalt und habe mich immer super wohl und willkommen gefühlt.

Und wie ist es jetzt? Hat sich inzwischen etwas getan?

Man erkennt definitiv einen Trend, dass Frauengruppen populärer und die Stadien immer besser gefüllt werden. Das DFB-Pokalfinale in Köln ist zum Beispiel schon fast ausverkauft. Als aktive Spielerin bin ich stolz, ein Teil davon zu sein. Diese Saison ist auch die erste, in der die erste Frauenbundesliga gestreamt und teilweise im Free-TV übertragen wird. Aber wir sind noch lange nicht da, wo der Frauenfußball sein sollte.

Fußballerin (1. FC Nürnberg) Lea Paulick läuft mit einem Kind an der Hand ins Stadion ein
Lea hat einige Lieblingsfußballerinnen. Vorne mit dabei: Alexandra Popp, Svenja Huth, Lena Oberdorf und Merle Frohms (Bild: DC Fotografie)

Wie bis du zum 1. FCN gekommen?

Mit 12 bin ich nach Jena gezogen und habe dort für vier Jahre auf einem Sportinternat unter anderem U17 Bundesliga gespielt. Mit 16 wurde ich dann gescoutet und bin nach Nürnberg zum Club gewechselt. Ich durfte hier meine ersten Schritte im Erwachsenenbereich gehen, damals noch in der Regionalliga. Ich hatte die Rückendeckung des Vereins, dass ich, obwohl ich so jung war, damals dann schon als feste Nummer eins spielen konnte. Die Spielzeit tat mir gut und ich konnte mich als Mensch und Sportlerin enorm weiterentwickeln. Nach fünf Jahren ging es dann in die zweite Liga hoch und im vergangenen Mai sind wir nach zwei Jahren in die erste Bundesliga aufgestiegen.

Ist der Aufstieg in die erste Liga dein bisher größter Erfolg?

Eigentlich gibt’s da zwei: Einmal das DFB-Pokal-Spiel gegen den VfL Wolfsburg. Das war unser erstes Spiel in Max-Morlock-Stadion vor 17.302 Zuschauerinnen und Zuschauern – diese Zahl werde ich nie vergessen – mit unglaublichem Support. Das war der absolute Hammer.

Und dann der Aufstieg in die Bundesliga. Ich hatte mich leider in der Vorbereitung auf die Bundesligasaison schwer an der Schulter verletzt und musste operiert werden. Deswegen konnte ich Dreiviertel der Saison gar nicht mit dabei sein. Am  10. März hatte ich dann mein Comeback – und gleichzeitig mein Debüt in der Bundesliga. Damit ist für mich ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Nach dem Aufstieg und all der harten Arbeit, dann dem tiefen Fall mit dieser schweren Verletzung, der ganzen Quälerei in den 7 Monaten Reha, konnte ich mich so endlich belohnen und den Traum des kleinen Mädchens von damals erfüllen.

Fußballerin (1. FC Nürnberg) Lea Paulick im Stadion vor dem Tor.
Ein absolutes Highlight in Leas Karriere: Das Debut in der ersten Bundesliga. Darauf hat sie lange Zeit hingearbeitet. (Bild: DC Fotografie)

Du bist Torhüterin. War schon immer klar, dass das die Position für dich ist?

Tatsächlich war ich ursprünglich im Sturm. Als dann mal kein Torwart zur Verfügung stand, bin ich eingesprungen. Die Position hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich dabei geblieben bin. Und man muss sagen, dass mir recht schnell aufgefallen ist, dass ich im Tore verhindern besser war als im Tore schießen (lacht).

Jetzt spielst du aber nicht nur in der ersten Liga Fußball, sondern studierst auch Grundschullehramt. Wie hat sich das ergeben?

Ich wollte immer in die soziale Richtung gehen. Mir war klar, dass ich auf jeden Fall studieren will, weil auch klar war, dass man als Profi im Frauenfußball selten seinen Lebensunterhalt finanzieren kann. Und dass ich deshalb zweigleisig fahren muss, genauso wie viele andere Profisportlerinnen im Fußball. Das ist auf jeden Fall anstrengend. Und jetzt kommt die Phase, wo ich mich aufs Staatsexamen vorbereiten werde. Das wird super intensiv und sehr herausfordernd. Es ist mir sehr wichtig, mich neben dem Platz weiterzubilden. Es wäre naiv zu sagen, man verlässt sich auf den Sport, denn ich habe im vergangenen Jahr am eigenen Leib erfahren müssen, wie schnell einen eine Verletzung aus dem Sport reißen kann.

Das klingt auch ganz schön anstrengend. Bleibt dann überhaupt noch Zeit für andere Hobbys?

Fußball ist mein Hauptjob und nimmt extrem viel Zeit und Energie in Anspruch. Aber ich versuche schon, in meiner Freizeit viel draußen zu sein. Ich bin gern in der Natur und genieße auch gerne mal einen Moment der Stille,

Fußballerin (1. FC Nürnberg) Lea Paulick im Stadion
Bild: DC Fotografie

wenn ich spazieren gehe oder mich in meinen Lesesessel setze. Dann mache ich mir mit meiner Siebträger-Maschine einen Kaffee und bin einfach so für mich. Ich unternehme auch enorm gerne etwas mit Freunden. Die Gespräche mit meinen Engsten sind mir extrem wichtig und geben mir unglaublich viel. Es bleibt auf jeden Fall Zeit beziehungsweise ist es mir wichtig, mir auch Zeit zu schaffen. Diesen Mittelweg bekomme ich ganz gut hin.

Was hast du als nächstes geplant?

Ich werde die letzten zwei Spiele in der Bundesliga genießen und mich einfach darüber freuen dieses Privileg zu besitzen, gesund zu sein und diesen Sport auf dem Niveau ausüben zu können. Ansonsten ist die nächstliegende Priorität, das Staatsexamen zu bestehen. Das Referendariat muss dann warten, bis ich keine aktive Profifußballerin mehr bin. Ich kann mir gut vorstellen, in der Zeit zwischen Uniabschluss und Referendariat zum Beispiel für den Verein tätig zu sein. Ich habe die letzten zwei Monate beim 1. FC Nürnberg ein Praktikum in der Sportkommunikation gemacht und habe in den Alltag dort rein schnuppern dürfen: Texte verfassen, Interviews und Pressekonferenzen begleiten, Fotos machen. Besonders das Fotografieren habe ich für mich entdeckt. Mein Studium hat mir eine tolle Grundlage für die Zukunft geschaffen und ich bin gespannt, was als nächstes auf mich zukommt!


Spannend? Hier gibt’s noch mehr Interviews mit unseren sportlichen Studierenden

  • Seit seinem 13. Lebensjahr ist Till Martini fasziniert vom Rudern, hat es als Steuermann mittlerweile bis in das Team Deutschland-Achter geschafft. Bei den World University Games in Chengdu, China, hat er mit seiner Mannschaft den zweiten Platz erreicht.

  • Student Roland Schwarz ist Ringer. Im Interview erklärt er die Faszination seiner Sportart, gibt Einblick in die Organisation von Sport und Studium und nimmt uns mit auf seinem Weg zu den Olympischen Spielen in Paris 2024.

Auch Lust bekommen?

Mit dem Unisport bietet die FAU ihren Studierenden viele Möglichkeiten, sich selbst sportlich auszuprobieren.

Direkt zu den Kursen