Studentin unterrichtet in der Schule – ein Erfahrungsbericht
Studentin unterrichtet in der Schule – ein Erfahrungsbericht
24. April 2024
Lehramtsstudentin Selina hat am Projekt Lehr:werkstatt teilgenommen und selbst unterrichtet. Hier erzählt sie von ihren Erfahrungen
Lehramtsstudentin Selina ist 21 Jahre alt und studiert im 6. Semester Geschichte und Deutsch für Gymnasiallehramt an der FAU.
Da sie während des Studiums mehr Praxis und Einblicke in die Realität des Lehrberufs bekommen wollte, nahm sie am Projekt Lehr:werkstatt teil.
Wer Lust bekommt, selbst an der Lehr:werkstatt teilzunehmen, findet weiter unten mehr Infos.
So sah mein Praktikumsprojekt im Lehramtsstudium aus
Die Lehr:werkstatt verfolgt einen besonders praxisorientierten Ansatz. Man kann sich im Lehramtsstudium Gymnasium und Realschule dafür anstelle von 2 Pflichtpraktika bewerben. Selina erzählt von ihren Erfahrungen:
Selina: Da ich während des Studiums mehr Praxis und Einblicke in die Realität des Lehrberufs bekommen wollte, nehme ich seit September 2023 am Projekt Lehr:werkstatt teil. Die Lehr:werkstatt verfolgt einen besonders praxisorientierten Ansatz. Man kann sich im Lehramtsstudium Gymnasium und Realschule dafür anstelle von 2 Pflichtpraktika bewerben.
It’s a match! Das Treffen mit meinem Tandempartner
Ich war ziemlich aufgeregt, als ich die E-Mail bekam, dass ein Match für mich gefunden wurde. Noch im Juni habe ich mich mit meinem Tandempartner getroffen, um zu schauen, ob es harmoniert und wir uns vorstellen können, ein Jahr miteinander zu arbeiten. Bei der Anmeldung kann man ziemlich genaue Angaben machen, wie man sich die Zusammenarbeit vorstellt. Dadurch hatten wir ziemlich viele Gemeinsamkeiten und bestätigten das Match.
Mein erster eigener Unterricht
Zuerst habe ich viel im Unterricht hospitiert und mich mit den Klassen, der Schule und vor allem mit meinem Tandempartner vertraut gemacht. Nach einigen Wochen habe ich einzelne Teile einer Unterrichtsstunde übernommen. Durch dieses Teamteaching nahmen mich die Schüler auch von Anfang an als vollwertige Lehrkraft wahr und ich konnte Schritt für Schritt in diese Rolle schlüpfen.
In der vorlesungsfreien Zeit war ich die ganze Woche in der Schule, während der Vorlesungszeit dann noch jeden Freitag. So habe ich die Bindung zu den Schülern nicht verloren und blieb auf einem aktuellen Stand. Auch bei Notenvergaben wurden meine Beobachtungen und Einschätzungen ernst genommen. So hatte ich zum Beispiel bei Referaten und Abfragen eigene Protokollunterlagen.
Wie viel man unterrichtet und vorbereitet, kann jeder/jede individuell mit seinem Tandem besprechen. Zuletzt habe ich eine 9. Klasse fünf Wochen lang komplett im Fach Geschichte unterrichtet. Zum Glück durfte ich grundsätzlich die Unterrichtsmaterialien und -vorbereitungen meines Tandempartners nutzen (und trotzdem eigene Quellen und Vorschläge einbringen). So war die Vorbereitung viel schneller erledigt und ich konnte mich auf das Unterrichten konzentrieren und die verschiedensten Situationen in der Praxis üben.
Im Moment bereite ich meine erste komplett selbst vorbereitete Stunde vor. Ich bin sehr gespannt, wie diese Stunde verlaufen wird und ob alles so klappt, wie ich es mir vorstelle. Spoiler: ist oft nicht so :).
Was ich besonders schätze
Insgesamt schätze ich die vielfältigen Praxiserfahrungen und den tiefen Einblick in den Lehrberuf. Ich konnte in diesem Jahr verschiedene Klassen in verschiedenen Fächern über ein ganzes Schuljahr erleben, mich im Unterrichten weiterentwickeln und bin jetzt umso bestärkter darin, Lehrerin werden zu wollen.
So bekomme ich auch ganz besondere Einblicke, die beim normalen Praktikum verborgen bleiben, aber genauso zum Schulalltag gehören. Ein persönliches Highlight für mich war z.B. die Probenfahrt mit dem Oberstufentheater. Von Schuljahresbeginn an hatte ich zusätzlich die Vorbereitungen und Proben des Oberstufentheaters mitverfolgt. Es hat viel Spaß gemacht, sowohl die Schüler außerhalb des Unterrichts zu erleben, als auch die zwei gut gelungenen Aufführungen sehen zu dürfen. Gleichzeitig war es eine sehr intensive Zeit und man merkt erst in der Praxis, wie viel Organisation und Arbeit hinter einem Wahlfach steckt.
Genauso besonders ist die Chance, die Entwicklungen einzelner Schüler mitzubekommen. Es ist schön zu sehen, wenn Schüler Fortschritte machen oder sich plötzlich für dein Fach interessieren, wenn sie sich in Schulaufgaben verbessern oder auch einfach mal Spaß im Unterricht haben. Auch ein kleines Lob einer Schülerin oder ein kleiner Lacher im Unterricht motiviert einen sehr und steigert auch die Motivation im Studium, wenn man endlich erlebt, wofür man die ganzen Klausuren und Hausarbeiten schreibt. 🙂
Was macht den Lerneffekt der Lehr:werkstatt aus?
Die Rückmeldung des Tandempartners, mit dem man ein gutes Vertrauensverhältnis aufgebaut hat, ist extrem hilfreich. Er hat mir sowohl positives Feedback gegeben, z.B. wie ich Unterrichtsgespräche führe, als auch Verbesserungsvorschläge. Ich hatte mich in den ersten Stunden noch sehr stark an meinen Notizen und aufgeschriebenen Fakten festgehalten, dadurch war der Unterrichtsfluss mehrmals unterbrochen. Mittlerweile rede ich sehr viel freier und agiere auch spontaner. Ich habe den Eindruck, die Beteiligung der Klasse ist dadurch auch besser.
Dass ich mich auch dahingehend so ausprobieren kann, ist ein großer Vorteil und bereitet mich auch auf das Referendariat später vor. Und, während das Unterrichten im Referendariat dann schon bewertet wird, kann ich es jetzt noch genießen und mich über meine Fortschritte freuen.
Wie kann man sich für die Lehrwerkstatt bewerben?
Lehramtsstudierende für Gymnasien und Realschulen können sich für das nächste Schuljahr 2024/25 zunächst noch bis 06.05.2024 bewerben: www.matchingtool.org.
Wer dann noch kein Match bekommen hat oder sich erst danach bewirbt, hat noch bis Ende Juni die Chance, eine Tandempartnerin oder einen Tandempartner zu finden.