Preiswürdige Teamleistung
HIV-1-Infektionsforschung mit Preis der Deutschen Hochschulmedizin 2023 ausgezeichnet
Der heute 54-jährige Marc Franke ist der dritte Mensch, der von seiner HIV-1-Infektion geheilt wurde. Erlanger Forscher/-innen aus Uniklinikum Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) halfen dabei mit. Die Heilung des Patienten gelang durch eine Stammzelltransplantation im Rahmen seiner Leukämietherapie im Universitätsklinikum Düsseldorf. Dabei wurden Stammzellen verwendet, welche über eine selten vorkommende Genvariante, einer CCR5-Defizienz, resistent gegen HIV-Varianten sind, die den CCR5-Rezeptor für die Infektion der Zellen benötigen. Sechs Jahre nach der erfolgreichen Transplantation und Heilung seiner Leukämie wurde die antiretrovirale HIV-Therapie beendet. Nachdem nach vier weiteren Jahren ohne HIV-Therapie keine virale Aktivität mehr nachweisbar war, gilt der Patient als geheilt. Für diesen Erfolg wurde jetzt eine Gruppe der beteiligten Wissenschaftler/-innen aus den Universitätskliniken Düsseldorf, Erlangen, Hamburg und Köln mit dem Preis der Deutschen Hochschulmedizin 2023 in Berlin ausgezeichnet – darunter auch Prof. Dr. Thomas Harrer, Infektiologe an der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie des Uniklinikums Erlangen (Direktor Prof. Dr. Georg Schett).
„Der Düsseldorfer Fall zeigt, dass es im Prinzip möglich ist, die HIV-1-Infektion zu heilen, auch wenn das beim Patienten verwendete Verfahren wegen seiner möglichen Nebenwirkungen nur bei Vorliegen von lebensbedrohlichen Tumorerkrankungen eingesetzt werden wird“, sagte Prof. Harrer. Dennoch seien solche Fälle ein großer Ansporn, weiter intensiv an nebenwirkungsärmeren Strategien zur Heilung der HIV-1-Infektion zu arbeiten. „Das Projekt ist ein hervorragendes Beispiel, was eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Wissenschaftlern unterschiedlicher Spezialisierungen erreichen kann“, so Prof. Harrer weiter. Neben den Preisträger/-innen arbeiten Insgesamt 18 Einrichtungen aus sechs Ländern an dem Projekt.
Prof. Harrer war mit seinen Mitarbeiterinnen Silke Bergmann und Dr. Christiane Mummert an der Charakterisierung der HIV-1-spezifischen Immunantwort des Düsseldorf-Patienten beteiligt. Sie konnten initial nach der Stammzelltransplantation Killerzellen gegen HIV-1 nachweisen, die von Zellen des Stammzellspenders abstammten. Dies bedeutete, dass das neue Immunsystem nach der Transplantation noch HIV-1-Viren gesehen hat. Im Verlauf nach der Transplantation wurden die HIV-1-spezifischen Immunreaktionen jedoch immer schwächer und die HIV-1-spezifischen T-Zellen konnten schließlich nicht mehr detektiert werden, selbst nach Beendigung der antiviralen Therapie, wohingegen Killerzellen gegen das Epstein-Barr-Virus über den gesamten Verlauf gut nachweisbar blieben. Aufgrund der umfangreichen Erfahrungen der Arbeitsgruppe bei der Analyse der HIV-1-spezifischen Killerzellantwort kann daraus gefolgert werden, dass keine nennenswerte Vermehrung von HIV-1 mehr vorliegen kann, was in Zusammenschau mit den anderen durchgeführten Tests ein klarer Beleg für die Heilung des Patienten ist.
Der mit 25.000 Euro dotierte Preis der Deutschen Hochschulmedizin wird jährlich vom Medizinischen Fakultätentag (MFT) und dem Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) verliehen. Er würdigt innovative und translationale Teamleistungen von Forschern der Universitätsmedizin.
Direkt zur Studie: https://doi.org/10.1038/s41591-023-02213-x
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Thomas Harrer
Professur für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Immundefizienz
thomas.harrer@uk-erlangen.de