FAU erhält zwei weitere Humboldt-Professuren

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Der FAU ist es gelungen, sieben Jahre in Folge den höchstdotierten internationalen Forschungspreis Deutschlands einzuwerben und freut sich auf Prof. Dr. Michaela Mahlberg und Prof. Dr. Eva Pils. (Bilder: Victoria Beddoes/ King's College London)

Höchstdotierter Forschungspreis für Sprachwissenschaftlerin Michaela Mahlberg und Menschenrechtsforscherin Eva Pils

Einmal mehr kann die FAU ihre Innovationskraft und Forschungsstärke unter Beweis stellen: Die Universität konnte in der aktuellen Förderrunde gleich zwei weitere Humboldt-Professuren gewinnen. Sprachwissenschaftlerin und Mathematikerin Prof. Dr. Michaela Mahlberg analysiert linguistische Strukturen in Sprachkorpora und ihre Bedeutung für Kultur und Gesellschaft. Rechtswissenschaftlerin und Sinologin Prof. Dr. Eva Pils erforscht den globalen Schutz von Menschenrechten mit besonderem Blick auf China. Die mit bis zu fünf Millionen Euro dotierten Preise werden 2024 verliehen, wenn die Berufungsverhandlungen erfolgreich abgeschlossen sind.

Damit ist es der FAU gelungen, sieben Jahre in Folge den höchstdotierten internationalen Forschungspreis Deutschlands einzuwerben. „Was die Zahl der Humboldt-Professuren angeht, liegt die FAU mittlerweile im Spitzenfeld – ein klares Signal, dass unsere Universität sich über die vergangenen Jahre gerade auch dank der Hightech Agenda Bayern zu einem international hochbegehrten Forschungsstandort entwickelt hat, der mit Vielfalt und Innovationskraft punktet“, erklärt FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger. „Mit Michaela Mahlberg und Eva Pils holen wir Spitzenwissenschaftlerinnen an unsere Universität, die die FAU in zwei zentralen Forschungsschwerpunkten bereichern werden: den Digital Humanities und der Menschenrechtsforschung. Damit werden wir unser wissenschaftliches Profil weiter schärfen.“

Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume gratuliert: „Das ist ein großartiger Erfolg für die FAU – herzlichen Glückwunsch! Die FAU will es, und sie kann es: Unser mittelfränkisches Uni-Flaggschiff gehört zweifellos zu den Besten der Besten. Als Deutschlands innovationsstärkste Universität ist sie tragende Säule des Wissenschaftsstandorts Bayerns. Dass die Hälfte der Humboldt-Rufe dieser Runde nach Bayern gehen, macht uns stolz – und es ist auch ein dickes Ausrufezeichen für den gesamten Freistaat. Die Professorinnen Michaela Mahlberg und Eva Pils bringen einzigartiges Knowhow mit zu uns. Klar ist: Die besten Köpfe kommen gerne nach Bayern. Wir haben Freude am Fortschritt und bieten beste Forschungsbedingungen. Das macht uns international attraktiv!“

Erforscht die Veränderung von und durch Sprache: Prof. Dr. Michaela Mahlberg

Michaela Mahlberg nutzt computergestützte, quantitativ-linguistische Methoden, um Sprache und ihre soziale Funktion in riesigen Textkorpora zu untersuchen. Bekannt wurde sie für ihre linguistische Analyse der Werke von Charles Dickens und anderer Autoren des 19. Jahrhunderts: Mit ihrem Ansatz, Korpuslinguistik, Stilistik und Literaturkritik zu vereinen, bewegt sie sich an der Schnittstelle von Sprach- und Literaturwissenschaft.

Ihre Untersuchungen neuerer Textkorpora – etwa von Onlinemedien – sollen dazu beitragen, unsere digitalisierte Welt des 21. Jahrhunderts besser zu verstehen. „Ich erforsche zum Beispiel, wie häufig und in welchem thematischen Umfeld einzelne Wörter oder Phrasen auftauchen – etwa das Wort ‚Management‘“, erklärt Mahlberg. „Die Ergebnisse lassen Rückschlüsse auf Kultur und Gesellschaft zu und können für weitere Analysen im Rahmen der Digital Humanities genutzt werden.“ Auch die Veränderung der Sprache selbst im Zuge der Digitalisierung ist Gegenstand ihrer Forschung.

Michaela Mahlberg
Michaela Mahlberg nutzt computergestützte, quantitativ-linguistische Methoden, um riesige Textkorpora zu untersuchen. Die FAU will sich mit der führenden Spezialistin als internationales Exzellenz-Zentrum für die Digital Humanities etablieren. (Bild: Victoria Beddoes)

Mit ihren computergestützten Analysemethoden will Michaela Mahlberg gesellschaftliche Zustände nicht nur beschreiben, sondern auch verändern. Ein Beispiel dafür ist das transdisziplinäre Pilotprojekt zur Wasserkrise, das sie mit Kollegen in Birmingham durchführt. „Die Eingriffe des Menschen in den Wasserkreislauf haben vielschichtige Folgen für das Klima“, sagt sie. „Wie aber sensibilisiert man breite Bevölkerungsschichten für dieses Problem?“ Zunächst gelte es zu verstehen, welche Bedeutungen wir Wasser zuschreiben und in welchen Zusammenhängen wir über Wasser sprechen. Mahlberg analysiert riesige Textmengen aus Zeitungen, UN-Berichten, politischen Empfehlungen und literarischen Werken. „Daraus können wir Kommunikationsstrategien ableiten, wie sich die Bedeutung von Wasser für jeden einzelnen klarer vermitteln lässt.“

Als Humboldt-Professorin an der FAU soll Michaela Mahlberg Direktorin des 2021 gegründeten Departments Digital Humanities and Social Studies (DHSS) werden und die Forschungsaktivitäten im Bereich der Digital Humanities bündeln und erweitern. Das Zentrum soll dazu beitragen, die Datafizierung und Algorithmisierung von Kultur und Gesellschaft in ihrer sozialen Dimension zu verstehen.

Michaela Mahlberg studierte Englisch und Mathematik an der Universität Bonn und der University of Exeter, Großbritannien. 2004 wurde sie in Englischer Sprachwissenschaft an der Universität Saarbrücken promoviert. Sie lehrte Englische Sprachwissenschaft an der Università degli Studi di Bari Aldo Moro, Italien, an der Liverpool Hope University, an der University of Liverpool und der University of Nottingham, Großbritannien. 2015 wurde sie Professorin für Corpus Linguistics an der University of Birmingham, Großbritannien. Michael Mahlberg ist Vizepräsidentin der International Dickens Society sowie Herausgeberin des International Journal of Corpus Linguistics. Unter ihrer Leitung entstand die Internetanwendung CLiC (Corpus Linguistics in Context), die heute in über 100 Ländern weltweit für Forschung und Lehre genutzt wird.

Hat einen kritischen Blick auf Chinas Menschenrechte: Prof. Dr. Eva Pils

Vor über 20 Jahren begann Eva Pils mit der Erforschung des Menschenrechtsschutzes in China – zu einer Zeit, als allgemein eine liberale Transformation des chinesischen Rechtssystems erwartet wurde. Pils konzentrierte sich jedoch auf die Spannungen und Widersprüche innerhalb des Einparteiensystems. Dem chinesischen Reformprozess und der Annahme, autoritäre Institutionen würden durch Kooperation und Austausch offener und zugänglicher, begegnete sie mit Skepsis.

Mit ihrem juristischen Fachwissen und vertieften Kenntnissen der chinesischen Kultur und Sprache verfügt Pils über ein Forschungsprofil, wie es nur wenige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler außerhalb Chinas vorweisen können. „Ich lege großen Wert darauf, Recht als globales Fach zu vermitteln“, sagt sie. „Zugleich ermutige ich meine Studierenden, Rechtsordnungen kritisch zu lesen und in ihrem politischen und historischen Kontext zu verstehen.“

Eva Pils ist eine weltweit angesehene, interdisziplinär arbeitende Expertin für internationales Menschenrecht mit Fokus auf China. An der FAU soll sie nun ein global sichtbares Zentrum für Exzellenzforschung im Bereich der internationalen Menschenrechte aufbauen.
Eva Pils ist eine weltweit angesehene, interdisziplinär arbeitende Expertin für internationales Menschenrecht mit Fokus auf China. An der FAU soll sie nun ein global sichtbares Zentrum für Exzellenzforschung im Bereich der internationalen Menschenrechte aufbauen. (Bild: King’s College London)

Ihre Forschung ist nicht nur von hoher akademischer Relevanz: In zahlreichen Funktionen stellt sie ihre Expertise zur Verfügung, zum Beispiel für den Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für Armut und Menschenrechte, als Expertin vor parlamentarischen Menschenrechtsausschüssen oder in der Ausbildung von Diplomaten. Durch ihre häufigen Auftritte in Medien beeinflusst sie auch öffentliche und politische Diskurse und leistet wichtige Beiträge zur laufenden Debatte über den Umgang mit transnationalen Menschenrechtsverletzungen.

Die FAU plant, den Forschungsschwerpunkt Menschenrechte mit Eva Pils als Humboldt-Professorin auszubauen. Ziel ist es, das Centre for Human Rights Erlangen-Nürnberg (CHREN) und den Fachbereich Rechtswissenschaften europaweit als eine Top-Institution für Forschung und Lehre im Bereich der Menschenrechte zu etablieren.

Eva Pils studierte Rechtswissenschaften, Sinologie und Philosophie in Heidelberg, Peking und London. Als Doktorandin nahm sie an einem Trainingsprogramm für europäische Rechtsanwälte in Peking teil und studierte chinesisches Recht. 2004 wurde sie in Rechtswissenschaften am University College London promoviert. Anschließend forschte sie an der New York University, USA, und arbeitete an der juristischen Fakultät der Chinesischen Universität Hongkong, wo sie das Centre for Rights and Justice mitbegründete. 2014 wechselte sie als Reader in Transnational Law an das King’s College London, wo sie seit 2018 als Full Professor tätig ist. Seit mehreren Jahren arbeitet Eva Pils als assoziiertes Mitglied des CHREN mit Kolleginnen und Kollegen der FAU zusammen.

Über die Humboldt-Professur

Die Alexander von Humboldt-Professur bietet mit einer Förderung von bis zu fünf Millionen Euro nicht nur optimale finanzielle Bedingungen, sondern auch maximale Flexibilität für Spitzenforschung in Deutschland. Die Preisträgerinnen und Preisträger sollen mit dem höchstdotierten internationalen Forschungspreis des Landes langfristig für die Arbeit an deutschen Einrichtungen gewonnen werden. Der Preis wird den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern 2024 verliehen, wenn sie die Berufungsverhandlungen mit den deutschen Universitäten, die sie nominiert haben, erfolgreich abschließen.

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