Weg frei für die maßgeschneiderte Krebsbehandlung

Michelle Schepp (MTB-Koordinatorin), PD Dr. Silvia Spörl (ärztliche Leitung MTB), Saskia Schwede (ZPM-Koordinatorin) und Prof. Dr. Florian Haller
V. l. n. r.: Michelle Schepp (MTB-Koordinatorin), PD Dr. Silvia Spörl (ärztliche Leitung MTB), Saskia Schwede (ZPM-Koordinatorin) und Prof. Dr. Florian Haller (Sprecher des ZPM). (Foto: Dr. Lars Tögel/Uniklinikum Erlangen)

Neues Zentrum Personalisierte Medizin am Uniklinikum Erlangen gegründet

Nicht alle Krebspatientinnen und -patienten sprechen gleich gut auf ein und dieselbe Behandlung an. Der Grund dafür ist, dass jeder Mensch und auch jede Krebserkrankung individuelle genetische Merkmale aufweisen. Das führt dazu, dass bestimmte Krebsmedikamente unterschiedlich gut auf verschiedene Krebserkrankungen wirken können. Diese verschiedenen genetischen Veränderungen im Tumorgewebe zu identifizieren und die Therapie entsprechend anzupassen, ist das Ziel der personalisierten Medizin. Um möglichst vielen Krebserkrankten die Möglichkeit einer noch passgenaueren Behandlung zu geben, wurde am Uniklinikum Erlangen nun das Zentrum Personalisierte Medizin (Sprecher: Prof. Dr. Florian Haller) gegründet.

Die personalisierte Medizin bei Krebs zielt darauf ab, die genetischen Unterschiede auf molekularer Ebene zu erkennen: Mithilfe von molekulargenetischen Untersuchungen des Tumorgewebes lassen sich individuelle genetische Veränderungen feststellen. Aktuell werden über 500 verschiedene Gene auf krankheitsrelevante Veränderungen im Tumorgewebe untersucht.

Die komplexen Untersuchungsergebnisse bereitet ein multiprofessionelles Team aus Naturwissenschaftlerinnen, Molekularpathologen und Bioinformatikerinnen auf. Dieses überprüft, ob die gefundenen Veränderungen im Tumorgewebe die Grundlage für eine zielgerichtete Behandlung des Tumors sein können.

Im Molekularen Tumorboard (MTB), das einmal pro Woche stattfindet, diskutieren Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachdisziplinen, etwa aus der Pathologie und der Onkologie, mit Ansprechpersonen anderer beteiligter Einrichtungen über die bestmögliche Behandlung. Die daraus abgeleitete personalisierte Therapieempfehlung wird dann mit der Patientin bzw. dem Patienten besprochen und nach Möglichkeit umgesetzt.

„Die personalisierte Medizin kommt insbesondere bei Patientinnen und Patienten ins Spiel, bei denen eine leitliniengerechte Behandlung nicht den gewünschten Erfolg erzielt hat“, sagt PD Dr. Silvia Spörl, stellvertretende Zentrumssprecherin. Aber auch für Menschen, die an mehreren oder sehr seltenen Krebsarten erkrankt sind, kommt eine maßgeschneiderte Tumortherapie infrage. „Durch die Gründung des Zentrums Personalisierte Medizin schaffen wir die notwendigen Voraussetzungen, um für betroffene Patientinnen und Patienten weiterhin erfolgreich komplexe Molekulardiagnostik anbieten zu können“, so Prof. Haller.

Auch für die Mitarbeit in übergeordneten Verbünden sei das Zentrum Personalisierte Medizin sehr wichtig: Dazu gehören etwa andere bayerische Zentren für Personalisierte Medizin, das Deutsche Netzwerk für Personalisierte Medizin, das Bayerische Zentrum für Krebsforschung und das Modellvorhaben Genomsequenzierung.

Das Zentrum Personalisierte Medizin (ZPM) richtet sich nach den Vorgaben der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), die Zertifizierung gemäß den Richtlinien der DKG wird angestrebt. Das ZPM ist unter dem Dach des Onkologischen Zentrums und des Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN des Uniklinikums Erlangen angesiedelt.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Florian Haller
Tel.: 09131 85-48194
zpm-mtb@uk-erlangen.de