Präsenz in der digitalen Welt
Wie Online-Formate und Campus-Lehre gut zusammenpassen
Digitale Lehre funktioniert sehr gut, wenn sie didaktisch fundiert gemacht ist, sagt Svenja Bedenlier. Und meint damit sowohl reine Online-Kurse als auch unterschiedliche Formate der digital gestützten Präsenzlehre.
Während Corona gehörten Online-Veranstaltungen an der FAU zum Alltag. Dass sich Studierende und Lehrende ausschließlich auf den typischen Zoom-Bildkacheln erlebten, war selbstverständlich. Die Umstellung auf digitale Lehre geschah in Windeseile – und schuf neue Möglichkeiten wie schnellen Informationsaustausch, rasche Vernetzung sowie zeitliche und räumliche Flexibilität. Dennoch: „Das sogenannte Emergency Remote Teaching hat funktioniert, ist aber nicht vergleichbar mit langfristig geplanter und didaktisch fundierter Online-Lehre“, sagt Svenja Bedenlier, Professorin für E-Learning in Hochschulen und Erwachsenenbildung am Institut für Lern-Innovation (ILI) der FAU. „Menschen brauchen Menschen für die direkte, unmittelbare und persönliche Interaktion – dies gilt auch für das Lehren und Lernen als konstruierende und interaktive Prozesse.“ Außerdem sei für manche Ideen, Diskussionen und die akademische Sozialisation die Präsenz am Campus nicht zu ersetzen, so Bedenlier.
Digital und analog verschmelzen
Das ILI gibt vor allem Lehrenden Support und praktische Hilfestellung in der digitalen Lehre. Neue Formen der didaktischen Gestaltung und Einbindung von Studierenden wurden geschaffen – zum Beispiel Flipped Classrooms oder Hybrid-Veranstaltungen, die teils an der Uni und gleichzeitig online stattfinden. „Digitale Formate sind gekommen um zu bleiben, es geht um ihre weitere Ausgestaltung. Gerade die hybride Lehre zeigt, dass digital und analog keine entgegengesetzten Pole sind, sondern miteinander verschmelzen“, erklärt Bedenlier. Dazu bedarf es neuer Kompetenzen bei Studierenden und Lehrenden. „Von Lehrenden werden Fähigkeiten erwartet, für die sie zumeist nicht ausgebildet sind, beispielsweise Videos zu drehen, Texte einzusprechen oder sich in die Bandbreite digitaler Tools einzuarbeiten. Es ist eine wichtige Aufgabe des ILI, diesen Kompetenzaufbau zu unterstützen.“
Corona führte zu Stress
Das FAU-E-Learning-Monitoring, eine interdisziplinäre Begleitforschung der ersten beiden „Corona-Semester“, zeigte: Vor allem das selbstregulierte Lernen war während der Pandemie eine Herausforderung für Studierende. „Bei einem, wenn auch kleinen Prozentsatz war die technische Ausstattung nicht vollumfänglich gegeben, was zu einer Benachteiligung einzelner führte. Außerdem nahm 2020 das Stressempfinden bereits zur Mitte des Sommersemesters zu, die Studienzufriedenheit nahm ab“, sagt Svenja Bedenlier.
KI: Potenzial und offene Fragen
Was die Zukunft von Lehre und Lernen an der FAU betrifft, prognostiziert die Erziehungs- und Bildungswissenschaftlerin: „Künstliche Intelligenz und Formen von Extended Reality werden eine größere Rolle spielen. Blended Learning wird fortbestehen, denn online und in Präsenz zu lehren, bleibt miteinander verwoben.“ Ambivalent sieht Svenja Bedenlier die Entwicklungen des Einsatzes von künstlicher Intelligenz in der Hochschullehre. Während sich hier einerseits Potenziale für Didaktik und Begleitung der Studierenden ergeben, seien andererseits ethische und rechtliche Fragen offen und bedürfen weiterer Klärung.
Autorin: Susanne Stemmler
Know-how für digitale Bildung
Das Institut für Lern-Innovation (ILI) ist das Zentrum für digitale Bildung an der FAU. Mit 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Service und Wissenschaft forscht es zum Thema digitale Bildung und bietet umfassende Beratung und Unterstützung für die Entwicklung und Umsetzung der digitalen Lehre. Das ILI berät FAU-Lehrende bei der didaktischen, technischen und organisatorischen Umsetzung von digitalen Lehr- und Prüfungsszenarien und unterstützt bei der Evaluation und Qualitätssicherung digitaler Lehrformate. Das Institut ist in ein großes Netzwerk von europäischen und nationalen Partnern eingebunden.
Dieser Artikel ist Teil des FAU Magazins
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