Feine Antennen

Gruppenfoto der erfolgreichen Gründer: Prof. Dr. Martin Vossiek, Konstantin Lomakin, Mark Sippel, Dr. Gerald Gold, Andreas Hofmann und Prof. Dr. Klaus Helmreich (v.l.n.r.)
Erfolgreiche Gründer: Prof. Dr. Martin Vossiek, Konstantin Lomakin, Mark Sippel, Dr. Gerald Gold, Andreas Hofmann und Prof. Dr. Klaus Helmreich (v.l.n.r.) (Bild: FAU/Anna Tiessen)

Wissenschaftler der FAU arbeiten für die NASA

Ein Raum, drei junge Wissenschaftler und viele Ideen. So fing alles an. Inzwischen gehören Automobilhersteller, die Luft- und Raumfahrtindustrie und sogar die NASA zum Kundenkreis von Golden Devices.

Ein schön renoviertes Backsteingebäude im Erlanger Röthelheimpark. Im Flur fallen drei hohe Glasvitrinen mit filigranen, metallfarbenen Objekten auf, die wie Schmuckstücke aussehen: Es sind federleichte Miniatur-Antennen aus Kunststoff mit winzigen Hohl­räumen und einer besonderen metallischen Beschichtung. Sie werden schon bald für eine bessere Umgebungswahrnehmung per Radar, für bessere Funkortungssysteme sowie für eine ultraschnelle Datenübertragung in fahrerlosen Autos, Drohnen oder Satelliten sorgen. „Das hier sind Ausstellungsobjekte, die wir bei Fachmessen zeigen“, erklärt Informations- und Kommunikationstechnikingenieur Konstantin Lomakin.

3D-Druck mit riesigem Potenzial

Konstantin Lomakin prüft eine Kunststoff-Antenne, die gerade im 3D-Drucker entstanden ist.
Konstantin Lomakin prüft eine Kunststoff-Antenne, die gerade im 3D-Drucker entstanden ist. (Bild: FAU/Anna Tiessen)

Lomakin ist Technischer Geschäftsführer der Golden Devices GmbH, die er gemeinsam mit Mechatronikingenieur Dr. Gerald Gold, Hochfrequenztechnikingenieur Andreas Hofmann und Wirtschaftsingenieur Mark Sippel gegründet hat. Sie alle haben bereits in Forschungsprojekten am Lehrstuhl für Hoch­frequenztechnik (LHFT) der FAU zusammen­gearbeitet. „Dabei haben wir die Grenzen etablierter Technologien kennengelernt, beispielsweise von Leiterplatten in der Hochfrequenztechnik“, sagt Gerald Gold. „Als wir dann 2016 erstmals den 3D-Druck für die Herstellung von Hochfrequenzkomponenten einsetzten, haben wir schnell das technologische und wirtschaftliche Potenzial der additiven Fertigung erkannt.“

Fördermittel und Patente

Die Idee eines Start-ups war geboren, erste Prototypen aus dem 3D-Drucker entstanden, doch die Fertigung stieß schnell an ihre Grenzen. Es galt, Fördergelder zu beantragen, um die Technologie weiterentwickeln und zur Marktreife bringen zu können. Das Gründerteam warb insgesamt rund fünf Millionen Euro ein, unter anderem von der Bayerischen Forschungsstiftung und aus dem EXIST-Forschungstransfer-Programm des Bundes. Parallel dazu stellten sie knapp ein Dutzend Patentanträge und bauten ihr unternehmerisches Know-how auf. „Seit 2022 sind wir am Start und haben inzwischen sieben Angestellte“, erzählt Geschäftsführer Mark Sippel. „Mit unseren Produkten treffen wir den Nagel auf den Kopf, die Hochfrequenztechnik boomt.“ Zum Kundenkreis gehören mittlerweile große Namen, etwa aus der Automobilbranche sowie der internationalen Luft- und Raumfahrtindus­trie. Sogar die NASA ist darunter – sie führt mit den Antennen Testläufe durch.

FAU schafft gutes Klima für Ausgründungen

Begleitet wurden und werden die Gründer von Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Martin Vossiek und Prof. Dr. Klaus Helmreich, ebenfalls vom LHFT. Beide sind Mitgesellschafter des Unternehmens und mit ihren Kontakten in die Industrie, ihrer Erfahrung aus eigener unternehmerischer Tätigkeit und ihren wissenschaftlichen Netzwerken eine wichtige Stütze seitens der FAU. „Uns ist es wichtig, nicht nur fachliche Kompetenzen zu vermitteln, sondern auch das Gespür für den Markt und den Mut zu unternehmerischer Tätigkeit zu fördern“, erklärt Klaus Helmreich. „Die Geschichte von Golden Devices zeigt, wie ein erfolgreiches Zusammen­spiel von Forschung, Lehre und Anwendung aussehen kann.“

Austausch mit Uni bleibt

In den kommenden Monaten wird das Unternehmen in größere Räumlichkeiten ziehen, um seine Antennen für Radar- und Kommunikationssysteme sowie weitere innovative Hochfrequenzkomponenten serienmäßig in großen Stückzahlen fertigen zu können. „Ein innovationstreibender Austausch zwischen Firma und Lehrstuhl soll aber bestehen bleiben“, sagt Martin Vossiek. So arbeiten Konstantin Lomakin und Mark Sippel in den Räumen des LHFT weiter zusammen mit Doktorandinnen und Doktoranden sowie Studierenden, die bereits an der nächsten Generation innovativer Hochfrequenzkomponenten forschen. Mitgesellschafter Gerald Gold bleibt dem Institut erhalten – er leitet die Forschungsgruppe „Microwave Assembly and Interconnects“ am LHFT. Klaus Helmreich und Martin Vossiek halten in Vorlesungen weiter nach fachlichem Nachwuchs Ausschau: nach Studierenden, die mitarbeiten und ihre Abschlussarbeiten über spannende Themen schreiben.

 

Autorin: Susanne Stemmler

Der Gründerberater

Christoph Heynen, stellvertretender Leiter S-Outreach und Leiter der AG Gründungsberatung & Entrepreneurship der FAU, hat das Start-up Golden Devices während des Gründungsprozesses betreut. Er und sein Team haben Hilfestellung beim EXIST-Förder­antrag sowie beim Erstellen eines Businessplans geleistet und wertvolles Feedback zu Zwischenpräsentationen gegeben. Obendrein ist das ebenfalls bei S-Outreach angesiedelte FAU-Patentmanagement für die schutzrechtliche Absicherung der Technologie zuständig und hat die Patente auf den Weg gebracht.

Gründerberater Christoph Heynen berät Gründer:innen
Bild: FAU/Giulia Iannicelli

Anfang der 2000er-Jahre hat Heynen die Gründungsberatung an der FAU aufgebaut. Sein interdisziplinäres Team aus acht Mitarbeitenden kann als FAU-interne Unternehmensberatung und Fort­bildungsstätte betrachtet werden. Etwa 40 Gründungsideen und -projekte werden jährlich an die AG herangetragen. „Manche befinden sich in einer sehr frühen Phase“, erklärt Christoph Heynen. „Wir eruieren gemeinsam mögliche Geschäftsmodelle, suchen nach Förderquellen und qualifizieren die Entrepreneure, damit die Unternehmensgründung eine solide Basis hat.“


Dieser Artikel ist Teil des FAU Magazins

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