Menschenrechte neu verhandeln: 10 Millionen Euro ein Zentrum für Menschenrechtsforschung an der FAU
Freistaat Bayern richtet für 10 Millionen Euro ein Zentrum für Menschenrechtsforschung an der FAU ein
Autokratisierung, planetare Umweltkrisen, globale Migration und Vertreibung, (De-)Globalisierung der Produktionsnetzwerke oder digitale Transformation: Im 21. Jahrhundert müssen Menschenrechte vielfach neu verhandelt werden. Dafür ist eine intensive Weiterentwicklung der Menschenrechtsforschung unerlässlich. Der Freistaat Bayern richtet daher mit einer Anschubfinanzierung von 10 Millionen Euro ein neues Menschenrechtsforschungszentrum an der FAU ein. Seinen Sitz wird es in Nürnberg haben. Dieses Investment soll die Forschung am Menschenrechtsstandort Nürnberg vorantreiben und die internationale Sichtbarkeit für das Forschungsthema weiter erhöhen. Schon jetzt gehört die Menschenrechtsforschung zu den profilbildenden Schwerpunkten der FAU.
Die FAU ist Deutschlands führende Universität für interdisziplinäre Menschenrechtsforschung mit Sitz in der Metropolregion Nürnberg – einem der wichtigsten und am stärksten symbolbehafteten Orte Deutschlands mit Blick auf das Thema Menschenrechte: dem Ort der NS-Reichsparteitage, der Nürnberger Prozesse und der heutigen Stadt des Friedens und der Menschenrechte. Die Einrichtung des Menschenrechtsforschungszentrums trägt dieser Bedeutung Rechnung. Geleitet wird es von einem dreiköpfigen Vorstand, der sich aus Prof. Dr. Markus Krajewski als Sprecher, Prof. Dr. Anuscheh Farahat als Co-Sprecherin und Prof. Dr. Michael Krennerich als wissenschaftlichem Leiter zusammensetzt.
Wissenschaftsminister Markus Blume hebt die Bedeutung der Menschenrechtsforschung gerade in diesen Zeiten hervor: „Verfolgung von Minderheiten, Gewalt im Iran, der Angriffskrieg Russlands: Menschrechte stehen aktuell im Dauerfeuer. In Deutschland haben wir eine besondere historische Verantwortung, der wir gerecht werden müssen, der wir gerecht werden wollen. Auch deshalb ist Nürnberg der ideale Standort für das Menschenrechtsforschungszentrum – nicht trotz, sondern gerade wegen seiner historischen Bezüge. Mit dem Zentrum setzen wir ein wichtiges Zeichen. Es macht uns bewusst: Menschrechte sind selbstverständlich, aber kein Selbstläufer. Die Menschenrechtsforschung ist an der FAU bereits heute profilbildend. Und auch sonst lebt die Universität gesellschaftliche Verantwortung. Fortschritt muss wertebasiert sein: Ethik und Entwicklung – das geht an der FAU perfekt zusammen. Das bereichert die gesamte bayerische Wissenschaftslandschaft!“
„Für eine starke interdisziplinäre Menschenrechtsforschung bietet die FAU als Volluniversität exzellente Bedingungen – als großer universitärer Schwerpunkt ist das Thema schon jetzt in unseren Geisteswissenschaften und in unseren Rechtswissenschaften gleichermaßen fest verankert. Dank der hohen Fördersumme kann unser bisheriges Centre for Human Rights Erlangen-Nürnberg – kurz: CHREN – zum Nukleus für ein gewichtiges Forschungszentrum werden. Auf diese Weise können wir die Menschenrechtsforschung an der FAU nachhaltig institutionalisieren und noch gezielter zu einem Leuchtturm ausbauen“, erklärt Prof. Dr. Joachim Hornegger, Präsident der FAU.
Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König sieht die Menschenrechtsarbeit am Standort Nürnberg durch das Zentrum massiv gestärkt: „Nürnberg ist die Stadt des Friedens und der Menschenrechte. Seit fast 30 Jahren betreiben wir – politisch, gesellschaftlich, international – eine intensive Menschenrechtsarbeit. Die Vergabe des Internationalen Menschenrechtspreises ist herausragend und prominent. Nicht weniger wichtig sind allerdings die fortlaufende Stärkung menschenrechtlicher Aktivitäten vor Ort und die enge Verzahnung mit zivilgesellschaftlichen Akteuren. Die Ansiedlung des Forschungszentrums Menschenrechte in Nürnberg ist auch angesichts unserer Internationalen Akademie Nürnberger Prinzipien eine ideale Ergänzung unserer Bemühungen, lokal und international Menschenrechte zu stärken. Für diese Entscheidung danke ich dem Freistaat Bayern sehr herzlich – ein weiterer Baustein in Nürnberg als Stadt des Friedens und der Menschenrechte.“
Konsequente Weiterentwicklung der Menschenrechtsforschung
Die Menschenrechtsforschung an der FAU steht in einer langen Tradition. Im Jahr 2009 wurde der Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik eingerichtet, hochrangig besetzt mit Prof. Dr. Heiner Bielefeldt, ehemaliger UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit. Seither hat die FAU die Disziplin konsequent ausgebaut: Im Rahmen des Centre for Human Rights Erlangen-Nürnberg (CHREN) wurde die Menschenrechtsforschung interdisziplinär an der FAU verankert: Neben der Rechts- und Politikwissenschaft sind unter anderem die Pädagogik, Geschichtswissenschaft und Medizinethik eingeschlossen. Es folgten strategische Berufungen von Prof. Dr. Anuscheh Farahat, Prof. Dr. Dr. Patricia Wiater, Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Völkerrecht und Menschenrechte, und Prof. Dr. Katrin Kinzelbach, Professur für Internationale Politik der Menschenrechte. Von der Forschung wurde das Thema auch in der Lehre aufgenommen und gipfelte schließlich im Aufbau eines internationalen Master-Programms „Human Rights“. Doktorandenprogramme wie „Business and Human Rights“, das durch das Elitenetzwerk Bayern gefördert wird, sorgen dafür, dass im FAU Forschungszentrum CHREN junge wie gestandene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland zusammenkommen, sich austauschen und voneinander lernen. Im Jahr 2022 schließlich wurde zum ersten Mal der FAU-Menschenrechtspreis vergeben; er ging an den indischen Menschenrechtsforscher und -aktivisten Dr. Harsh Mander.
„Der interdisziplinäre Forschungsansatz, der am CHREN gelebt wird, ist ein Alleinstellungsmerkmal in der Menschenrechtsforschung in Deutschland“, sagt Prof. Dr. Markus Krajewski, Sprecher des CHREN. „Die Millionenförderung wird diese interdisziplinäre Forschung auf feste Füße stellen und die Region zu einem internationalen Spitzenstandort für das Forschungsfeld machen. Unsere Vision ist, Nürnberg als den zentralen Ort des regionalen und internationalen Austauschs zwischen jungen Forschenden, ausgewiesenen Menschenrechtsexpertinnen und -experten sowie Institutionen und weiteren Stakeholdern zu entwickeln und gemeinsame Forschung anzustoßen.“
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler koppeln ihre Themen an drängende gesellschaftspolitische und internationale Fragestellungen – und präsentieren ihre Ergebnissen bei den verschiedensten Gelegenheiten der Öffentlichkeit, ob in Nürnberg, Bayern, deutschlandweit oder international. So wird das CHREN im Begleitprogramm des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises, der am 24. September verliehen wird, eine internationale Tagung zu „Human Rights and Business“ durchführen; im November folgt die Tagung „Human Rights in the Face of the Climate Crisis“, gefördert von der Volkswagen-Stiftung.
„Gerade in Zeiten, in denen die politische, auch die menschenrechtspolitische Debatte emotional aufgeladen und ideologisiert ist, ist es wichtig mit solider, gut recherchierter und gut reflektierter Forschung dazu beizutragen, dass Diskussionen versachlicht und im Sinne der Menschenrechte vertieft werden“, erklärt Prof. Krajewski. Eine Einschätzung, die FAU-Präsident Prof. Hornegger teilt: „Von meiner Seite gibt es ein klares Bekenntnis zum Ausbau einer theoretisch fundierten, praktisch relevanten, nachhaltig institutionalisierten und diversen Menschenrechtsforschung an unserer FAU mit unserem Forschungszentrum CHREN.“
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