Vier Millionen Euro für Bildungsforschung zur digitalen Transformation

Studentinnen mit Tablet.
Bild: FAU/David Hartfiel

Wie digitales Lehren und Lernen in den Fächern Deutsch, Musik und Sport gelingt

Digitalisierung im Schulbetrieb wird immer wichtiger. Doch wie kann digitales Unterrichten und Lernen in Fächern aussehen, in denen es auf musische, kreative oder sportliche Fähigkeiten und Leistungen ankommt?

Ein Verbundprojekt unter der Federführung der FAU befasst sich mit den Besonderheiten dieser so genannten ästhetischen Bildung unter den Bedingungen der Digitalität. Mit rund vier Millionen Euro fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Projekt insgesamt; die FAU erhält 1,6 Millionen Euro.

Das Forschungsprojekt rückt ästhetische Bildung in der digitalen Welt in den Fächern Deutsch, Kunst, Musik und Sport in den Fokus. Das Wort „ästhetisch“ wird alltagssprachlich oft im Sinne von „schön“ verwendet.

Im Kontext von fachbezogener Bildung ist aber mehr gemeint: „Ästhetik bezeichnet Formen sinnlich-körperlicher Wahrnehmung und Erfahrung. Diese stehen im Mittelpunkt ästhetischer Bildungsprozesse im schulischen Kontext, besonders in den Fächern Deutsch, Kunst, Musik und Sport. Ob beim Lesen oder Schreiben eines Gedichts, beim Malen oder Betrachten eines Bildes, beim Hören oder Erzeugen eines Liedes, beim Anschauen eines Fußballspiels oder bei der aktiven Mitwirkung daran – Schülerinnen und Schüler erhalten dadurch auf je eigene Weise Raum zu ästhetischer Wahrnehmung und Erfahrung“, erklärt Prof. Dr. Volker Frederking vom Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur der FAU, der das Projekt koordiniert.

Angesichts des raschen digitalen Wandels verändern sich diese Möglichkeiten kulturell-ästhetischer Praxis in Schule und Unterricht grundlegend. Die damit verbundene Kernfrage lautet: Wie können Lehrkräfte digitale Medien in Fächern wie Deutsch, Kunst, Musik oder Sport in ihrem Unterricht nutzen, um ihren Schüler-innen und Schülern ästhetische Erfahrungen und Teilhabe an einer digital geprägten Kultur auf kreative Weise zu ermöglichen?

Diese und weitere Fragen stehen im Zentrum des Forschungsprojekts „Digital-ästhetische Souveränität von Lehrkräften als Basis kultureller, künstlerischer, musikalischer, poetischer und sportlicher Bildung in der digitalen Welt“ (DiäS). Beteiligt sind neun Universitäten: HU Berlin, Bamberg, Bayreuth, FAU Erlangen-Nürnberg, Karlsruhe, Leipzig, LMU München, Tübingen, PH Weingarten. Die Koordination und Leitung des Forschungsverbundes liegt bei der FAU.

Fort- und Weiterbildungen entwickeln, evaluieren und anbieten

Ziel des DiäS-Projekts ist die Entwicklung, Evaluierung, Optimierung und Implementierung theoretisch fundierter und empirisch überprüfter Konzepte und digitaler Tools zu schulischem und außerschulischem Lehren und Lernen mit und über digitale(n) Medien. Es geht darum, Lehrkräfte zu befähigen, kulturell-ästhetische Bildungsprozesse in den Fächern Deutsch, Kunst, Musik und Sport auch digital zu vermitteln.

Ob digitales Story Telling im Fach Deutsch, digitales Zeichnen oder Gestalten im Fach Kunst, digitales Musizieren oder Komponieren im Fach Musik oder videobasierte visuelle Feedbacks zu Bewegungsabläufen im Fach Sport – im DiäS-Projekt geht es einerseits um die kreative Nutzung digitaler Medien. Andererseits rücken aber auch besondere Herausforderungen der digitalen Revolution in den Blick, wie digitale Manipulationen, digitales Influencing und Fake News.

„Digitale Souveränität meint eben nicht nur die Kompetenz zur Nutzung digitaler Medien in den ästhetischen Fächern, sondern auch die Entwicklung einer reflexiven Haltung ihnen gegenüber. Ansatzpunkte ergeben sich beispielsweise durch die Analyse des ästhetischen Zusammenspiels von Wort, Bild und Ton in YouTube-Videos oder Social Media-Portalen. Auch Deep Fake-Phänomene oder digital vermittelte Körperideale werden kritisch reflektiert“, wie Prof. Frederking erläutert.

Interdisziplinärer Forschungsverbund zur ästhetischen Bildung an der FAU

Im DiäS-Forschungsverbund stellt die FAU den zahlenmäßig größten Anteil an Forschenden, die sich mit Fragen fachbezogener ästhetischer Bildung im Zeichen digitaler Transformation befassen. Beteiligt sind die Lehrstühle für Deutschdidaktik (Prof. Frederking), Kulturelle Bildung (Prof. Jörissen), Kunstpädagogik (Prof. Berner), Musikpädagogik (Prof. Hasselhorn), Medienpädagogik (Prof. Kammerl) und Schulpädagogik (Prof. Gläser-Zikuda).

Ein wichtiges Ziel des Verbundprojekts ist zudem eine Vernetzung von Bildungsforschung, Bildungspraxis und Bildungsadministration. In diesem Sinne wird eine enge Kooperation mit der Akademie für Lehrerfortbildung in Dillingen, mit Studienseminaren in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin und NRW, mit Lehrkräften aus dem FAU-Schulnetzwerk und – über die Schulämter und das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München (ISB) – auch im überregionalen Raum erfolgen.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Volker Frederking
Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur
volker.frederking@fau.de