Neues Skills Lab für angehende Hebammen am Uniklinikum Erlangen eröffnet

Zwei Frauen tasten einen Schwangerensimulator ab.
Stirn oder Steiß – wie liegt das Kind im Mutterleib? Am Schwangerensimulator können angehende Hebammen das am Modellbauch ertasten. (Foto: Michael Rabenstein/Uniklinikum Erlangen)

Eine Brücke zwischen Theorie und Berufspraxis

Eine gut ausgebildete Hebamme an der Seite zu haben, die in jeder Situation kompetent unterstützt, ist für werdende Mütter sehr wichtig. Damit angehende Hebammen umfassende klinisch-praktische Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerben können, hat die Frauenklinik des Uniklinikums Erlangen ein neues Skills- und Simulationslabor eingerichtet. Am 29. Juni 2023 wurde dieses nun feierlich eröffnet – im Beisein von Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern, für Sport und Integration, Bernhard Seidenath, Vorsitzender des Fachausschusses für Gesundheit und Pflege im Bayerischen Landtag, und Frank Plesse, Ministerialrat des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege.

Im Rahmen der Veranstaltung bekamen die Anwesenden Einblicke in die praxisnahe Ausbildung der angehenden Hebammen im Studiengang „Hebammenwissenschaft“ am Uniklinikum Erlangen und an der FAU.

Das rund 170 Quadratmeter große Skills Lab besteht unter anderem aus einem Simulationskreißsaal, in dem Vorsorgeuntersuchungen, Geburts- und Wochenbettbetreuungen trainiert werden können, sowie einem Simulations-OP und einem Seminarraum.

Die Räume sind mit dem Video-Debriefing-System „SIMStation“ ausgestattet. Damit lassen sich die nachgestellten Szenen im Simulationsraum aufnehmen und in ein Nebenzimmer übertragen, wo andere Studierende oder Lehrkräfte das Geschehen beobachten können. Von dort aus können den Simulationspuppen auch aus dem Off Stimmen gegeben werden, wodurch Situationen noch realistischer werden.

Neben Geburtsmodellen werden auch reale Personen eingesetzt, die als Simulationspatientinnen ausgebildet sind, damit die angehenden Hebammen beispielsweise Stillberatungen und die Wochenbettbetreuung üben können.

Geburtstraining in geschützter Umgebung

Studiengangsvertreter und Direktor der Frauenklinik des Uniklinikums Erlangen Prof. Dr. Matthias W. Beckmann veranschaulichte die Bedeutung der neuen Lernräume: „Das heute eröffnete Skills- und Simulationslabor für unsere Hebammenstudierenden in Erlangen spiegelt die technische und apparative Ausstattung der realen Berufssituation im klinischen wie auch im außerklinischen Setting wider. Das Skills- und Simulationslabor baut so eine Brücke zwischen der erlernten Theorie aus den Vorlesungen und der beruflichen Praxis in der Klinik. Somit wird eine berufsnahe und authentische Trainingsumgebung in der Ausbildung ermöglicht. Ziel des simulationsbasierten Lernens ist es, unsere Hebammenstudierenden darin zu unterstützen, zum einen fachliche, methodische, soziale und persönliche Kompetenzen systematisch aufzubauen, und zum anderen auf Basis eines möglichst großen Handlungsrepertoires das Verständnis dafür zu entwickeln, dass die Sicherheit von Patientinnen und Patienten in realen beruflichen Situationen höchste Priorität hat.“

Liselotte Braun, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Studiengangs Hebammenwissenschaft, verwies auf die steigenden Anforderungen im Gesundheitswesen: „Gerade vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass neue Lehr- und Lernorte sowie zusätzliche Lehrmethoden für den Theorie-Praxis-Transfer geschaffen werden. Das Skills Lab ist eine geschützte Umgebung, in der ohne Zeit- und Leistungsdruck geübt werden darf. Fehler sind hier durchaus erwünscht. Es ist außerdem ganz wichtig, dass bestimmte Handgriffe zunächst an Modellen geübt werden, um unnötige Untersuchungen an Frauen zu vermeiden und später in jeder noch so selten vorkommenden Situation richtig handeln zu können.“

Simulationsbasiertes Lernen

Bei der Eröffnungsveranstaltung veranschaulichten verschiedene Stationen im Simulationskreißsaal Situationen aus dem Berufsalltag einer Hebamme. Studierende der Hebammenwissenschaft demonstrierten anhand von Modellen die Untersuchung einer Schwangeren, den Umgang mit einem Neugeborenen sowie die wichtigsten Handgriffe bei der Betreuung einer Wöchnerin. Dank einer Augmented-Reality-Brille, die virtuelle Inhalte über dem Sichtfeld der Nutzerin oder des Nutzers und in der realen Welt einblendet, hatten die Anwesenden außerdem die Möglichkeit, in den Körper einer Gebärenden zu sehen und so die Position und Bewegung des Kindes in der Gebärmutter und im Becken während des gesamten Geburtsverlaufs zu verfolgen.

Gruppenbild: Drei Männer und zwei Frauen. Die Frauen haben Baby-Puppen im Arm.
Im Beisein von Innenminister Joachim Herrmann, Bernhard Seidenath (l., Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Pflege) und Prof. Dr. Matthias W. Beckmann (r., Direktor der Frauenklinik) halten Eva Reichel (l.) und Paula Meissen (r.) realitätsgetreue Neugeborenenpuppen, die im neuen Skills Lab für angehende Hebammen zum Einsatz kommen. Mit ihren unterschiedlichen Hautfarben, Haaren, Wimpern und weiteren Strukturen wirken die Modelle sehr echt; auch ihr Gewicht ist realitätsnah. (Foto: Michael Rabenstein/Uniklinikum Erlangen)
Gruppenbild: Fünf Männer und drei Frauen. Mit Nabelschnurscheren wird ein rotes Band an mehreren Stellen durchgeschnitten.
Mit Nabelschnurscheren wurde das rote Band bei der Eröffnung des neuen Skills Labs am Uniklinikum Erlangen durchtrennt. V. l. n. r.: Prof. Dr. Michael Uder (stv. Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Erlangen), Liselotte Braun (wissenschaftliche Mitarbeiterin des Skills Labs), Paula Meissen (Semestersprecherin), Bernhard Seidenath (Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Pflege), Eva Reichel (Semestersprecherin), Innenminister Joachim Herrmann, Prof. Dr. Matthias W. Beckmann (Direktor der Frauenklinik) und Frank Plesse (Ministerialrat). (Foto: Michael Rabenstein/Uniklinikum Erlangen)

Förderung der modernen Ausbildung

Innenminister Joachim Herrmann betonte: „Das Skills Lab ist ein wichtiger Meilenstein für die bestmögliche Begleitung von Müttern und ihren Kindern! Hier können die Studierenden jeden Handgriff und jede Notsituation trainieren. Durch die optimale Verzahnung von akademischer Lehre und praktische Ausbildung wird sichergestellt, dass die angehenden Hebammen für ihre spätere Tätigkeit gut vorbereitet sind.“

Bernhard Seidenath verdeutlichte: „Hebammen leisten vor, während und nach der Geburt Großartiges. Der Simulationskreißsaal am Uniklinikum Erlangen für den Hebammenstudiengang, zu dem der Freistaat eine halbe Million Euro beigesteuert hat, ermöglicht den Studierenden, unter standardisierten Bedingungen verschiedene Geburtssituationen zu trainieren, die richtige Reaktion in kritischen Lagen – ohne Gefährdung von Mutter und Kind – einzuüben und damit eine hochprofessionelle Ausbildung der künftigen Hebammen.“

Seit dem Wintersemester 2021/2022 ist es möglich, an der FAU Erlangen-Nürnberg „Hebammenwissenschaft“ zu studieren. Das dual primärqualifizierende Studium umfasst das gesamte Spektrum originärer Hebammentätigkeit. Die akademische Lehre an der FAU und die praktische Ausbildung an der Frauenklinik des Uniklinikums Erlangen als zentraler Praxiseinrichtung sind dabei detailliert aufeinander abgestimmt. Neben den derzeit 68 Studierenden der Hebammenwissenschaft können im neuen Skills Lab künftig auch Studierende der Humanmedizin und Schülerinnen und Schüler der Akademie für Gesundheits- und Pflegeberufe des Uniklinikums Erlangen Handlungsabläufe für ihre spätere Berufspraxis trainieren.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Matthias W. Beckmann
Tel.: 09131 85-33451
fk-direktion@uk-erlangen.de