Erstmalig in Deutschland Demenz-Screening in ländlichen Regionen

Der Besprechungsraum im Rathaus Heiligenstadt führt digiDEM Bayern-Projektassistentin Ottilie Ochs einen wissenschaftlichen Kurztest durch. Bild: digiDEM Bayern/Ilona Hörath
Der Besprechungsraum im Rathaus Heiligenstadt führt digiDEM Bayern-Projektassistentin Ottilie Ochs einen wissenschaftlichen Kurztest durch. Bild: digiDEM Bayern/Ilona Hörath

Digitales Demenzregister Bayern (digiDEM Bayern) leistet einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensbedingungen von MmD und ihren pflegenden Zu- und Angehörigen

Demenzdiagnosen werden häufig erst sehr spät gestellt, oft zu spät. Doch können Betroffene kostbare Zeit gewinnen – gerade dann, wenn sie fernab von medizinischen Einrichtungen leben, die auf Demenz spezialisiert sind. Denn das Digitale Demenzregister Bayern (digiDEM Bayern), das an der FAU angesiedelt ist, führt bundesweit erstmalig regionale Bevölkerungsscreenings in ländlichen Regionen durch. Bürgerinnen und Bürger in Bayern können direkt vor Ort ihre Gedächtnisleistung kostenfrei und mit Hilfe eines wissenschaftlichen Kurztests überprüfen lassen. Bislang nutzten 499 Menschen in insgesamt 21 Städten und Gemeinden diese Möglichkeit.

„Ich bin sehr dankbar, dass digiDEM Bayern mit einem Demenz-Screening an uns herangetreten ist“, sagt Stefan Reichold, Bürgermeister von Heiligenstadt in Oberfranken anlässlich eines Demenz-Screeningtages in seiner Marktgemeinde. „Die Aufgaben einer Gemeinde sind sehr vielfältig und breit gefächert. Mit Hilfe von digiDEM Bayern können wir als Gemeinde für die Demenzerkrankung sensibilisieren.“

Bayernweites Netzwerk

digiDEM Bayern-Projektleiter Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas zeigt anlässlich des Demenz-Screenings im unterfränkischen Bischofsheim den sogenannten Montreal Cognitive Assessment-Test (MoCA), ein wissenschaftlich gültiges Verfahren zur Erfassung kognitiver Fähigkeiten, wie etwa dem Kurzzeitgedächtnis. Bild: digiDEM Bayern/Ilona Hörath
digiDEM Bayern-Projektleiter Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas zeigt anlässlich des Demenz-Screenings im unterfränkischen Bischofsheim den sogenannten Montreal Cognitive Assessment-Test (MoCA), ein wissenschaftlich gültiges Verfahren zur Erfassung kognitiver Fähigkeiten, wie etwa dem Kurzzeitgedächtnis.
Bild: digiDEM Bayern/Ilona Hörath

digiDEM Bayern kooperiert nicht nur mit Städten, Gemeinden, Pflegestützpunkten oder Fachstellen für pflegende Angehörige. Das Demenz-Forschungsprojekt setzt auf ein tragfähiges bayernweites Netz aus Forschungspartnern und Projektassistenzen, die vor Ort screenen. Eine der Projektassistenzen ist Ottilie Ochs. Sie hat bereits zahlreiche Demenztests in ländlich strukturierten Regionen in Bayern durchgeführt und sagt: „Die Nachfrage bei den Screeningtagen ist sehr groß. Die Menschen wollen sich informieren, weil sie viele Ängste haben. Bei den Screenings können sie sich einen Eindruck über ihren Ist-Zustand verschaffen.“

Stattliche Zahl an bayernweiten Demenztests

Die Volkskrankheit Demenz ist unterdiagnostiziert. Laut einer deutschen Studie haben 60 Prozent der Menschen mit deutlichen Gedächtnisbeeinträchtigungen keine gesicherte Diagnose erhalten. Dies bedeutet, dass viele Betroffene nicht wissen, dass sie an Demenz erkrankt sind. Bisher führte digiDEM Bayern mit seinen

Kooperationspartnern in 21 bayerischen Städten und Gemeinden, etwa in den Regierungsbezirken Unterfranken, Oberpfalz und Oberbayern Demenz-Screeningtage durch. „Dabei haben insgesamt 499 Menschen an den kostenlosen Voruntersuchungen teilgenommen. Bei 38,2 Prozent davon lag ein abklärungsbedürftiger Befund vor“, weiß Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas, Neurologe und einer der Projektleiter von digiDEM Bayern.

„Bei Menschen, die im Demenz-Screening Hinweise auf kognitive Beeinträchtigungen zeigen, empfehlen wir, dringend und zeitnah eine Gedächtnisambulanz, Gedächtnissprechstunde oder Memory-Klinik aufzusuchen und sich dort sorgfältig testen und untersuchen zu lassen“, erklärt der Leiter des Interdisziplinären Zentrums für Health Technology Assessment (HTA) und Public Health der FAU weiter. Hierzu kann der Hausarzt bzw. die Hausärztin wenn nötig eine Überweisung ausstellen.

Wissenschaftlich anerkannter Kurztest

Anne Keefer (li.) und Miriam Kurz, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen von digiDEM Bayern, nutzten den Jugendraum der Feuerwehr in Teuchatz, einem Ortsteil von Heiligenstadt, für das Demenz-Screening. Bild: digiDEM Bayern//Ilona Hörath
Anne Keefer (li.) und Miriam Kurz, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen von digiDEM Bayern, nutzten den Jugendraum der Feuerwehr in Teuchatz, einem Ortsteil von Heiligenstadt, für das Demenz-Screening. Bild: digiDEM Bayern//Ilona Hörath

Allein der digiDEM Bayern-Demenz-Screeningtag in Heiligenstadt und seinen drei Ortsteilen Siegritz, Teuchatz und Hohenpölz stieß auf regen Zuspruch. Innerhalb eines Tages wurden insgesamt 58 Kurztests durchgeführt. In Bad Neustadt, Bad Königshofen und Bischofsheim in Unterfranken ließen sich sogar 132 Bürgerinnen und Bürger die kostenlose Möglichkeit, sich testen zu lassen, nicht entgehen. Zum Einsatz kommt dabei jeweils der sogenannte Montreal Cognitive Assessment-Test (MoCA), ein wissenschaftlich gültiges Verfahren zur Erfassung kognitiver Fähigkeiten, wie etwa dem Kurzzeitgedächtnis.

Beratungs- und Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen

Im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld ist der Stellenwert des Demenzscreenings bekannt. Hierzu sagt Manuel Kalla, Abteilungsleiter kommunale und soziale Angelegenheiten des Landkreises Rhön-Grabfeld: „Die Früherkennung bietet die Chance, rechtzeitig Beratungs- und Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen zu können und erleichtert so das Leben mit Demenz.“

Forschungsprojekt mit Praxisrelevanz

Bundesweit erstmalig führt digiDEM Bayern regionale Demenz-Screenings in ländlichen Regionen durch. Kooperationspartner im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld waren das Landratsamt Rhön-Grabfeld, der Pflegestützpunkt Rhön-Grabfeld und die Städte Bad Neustadt, Bad Königshofen und Bischofsheim. Bild: digiDEM Bayern/Ilona Hörath
Bundesweit erstmalig führt digiDEM Bayern regionale Demenz-Screenings in ländlichen Regionen durch. Kooperationspartner im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld waren das Landratsamt Rhön-Grabfeld, der Pflegestützpunkt Rhön-Grabfeld und die Städte Bad Neustadt, Bad Königshofen und Bischofsheim.
Bild: digiDEM Bayern/Ilona Hörath

Im Rahmen einer Studie befragt digiDEM Bayern mit tatkräftiger Unterstützung der Forschungspartner und Projektassistenzen seit Januar 2021 Menschen mit kognitiven Einschränkungen sowie pflegende An- und Zugehörige. Ziel ist es, mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse die Lebensbedingungen der Betroffenen zu verbessern und ihnen digitale Unterstützungsangebote bereitzustellen.

Als die Wissenschaftler/-innen im November 2022 den 1.000 Studienteilnehmenden zählten, sagte Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek: „Ich freue mich sehr, dass so viele Bürgerinnen und Bürger aktiv am Forschungsprojekt teilnehmen.“ Er unterstrich: „Menschen mit Demenz brauchen unsere volle Aufmerksamkeit. Deshalb unterstützen wir im Rahmen der Bayerischen Demenzstrategie die Versorgungsforschung von digiDEM Bayern. digiDEM Bayern leistet einen innovativen, digitalen Beitrag zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen mit Demenz und ihren pflegenden An- und Zugehörigen.“

„Wissen, was wirklich nötig ist“

„Durch die Versorgungsforschung, wie digiDEM Bayern sie betreibt, wird eine wissenschaftliche Evidenz im Bereich der Demenz geschaffen, die eine Grundlage für zukünftige Versorgungs- und Unterstützungsangebote schafft“, erläutert Sabine Wenzel-Geier, die Leiterin des Pflegestützpunktes Rhön-Grabfeld. „digiDEM Bayern sorgt auch dafür, dass wir zukünftige Angebote nicht an der Zielgruppe vorbei initiieren und Wissen darüber erlangen, was wirklich nötig ist.“

Hinweis für Leserinnen und Leser:

Wer bei Hinweisen auf leichte kognitive Einschränkungen seine Gedächtnisleistung in Bayern umfangreich überprüfen lassen möchte, kann sich an eine entsprechende diagnostische Einrichtung (Gedächtnisambulanz, Gedächtnissprechstunde oder Memory Klinik) in seiner Nähe wenden. Eine Übersicht findet sich hier: https://digidem-bayern.de/uebersicht-der-gedaechtnisambulanzen-in-bayern/

Ausführliche Informationen zum Ablauf einer ärztlichen Abklärung einer möglichen Demenz gibt es hier: https://www.ppm-online.org/krankheitsbilder-senioren/demenz/diagnoseverfahren-demenz/

Wer als Mensch mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen oder einer leichten Demenz am digiDEM Bayern-Forschungsprojekt teilnehmen und zur Demenzforschung beitragen möchte, kann sich hier informieren und beraten lassen: https://digidem-bayern.de/digidem-in-ihrer-naehe/

Über digiDEM Bayern

Im Rathaus von Heiligenstadt in Oberfranken freuten sich (v. li.) Bürgermeister Stefan Reichold, digiDEM Bayern-Projektassistentin Ottilie Ochs, digiDEM Bayern-Projektleiter Prof. Dr. Elmar Gräßel und der Landtagsabgeordnete Holger Dremel über den guten Zuspruch beim Demenz-Screeningtag. Bild: digiDEM Bayern/Ilona Hörath
Im Rathaus von Heiligenstadt in Oberfranken freuten sich (v. li.) Bürgermeister Stefan Reichold, digiDEM Bayern-Projektassistentin Ottilie Ochs, digiDEM Bayern-Projektleiter Prof. Dr. Elmar Gräßel und der Landtagsabgeordnete Holger Dremel über den guten Zuspruch beim Demenz-Screeningtag. Bild: digiDEM Bayern/Ilona Hörath

digiDEM Bayern baut ein digitales Demenzregister für Bayern auf, um den Langzeitverlauf der Erkrankung besser zu verstehen und die Versorgungssituation von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen in ganz Bayern zu verbessern. Dafür werden Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen oder Demenz und ihre pflegenden Angehörigen zu ihrer Situation systematisch befragt.

Darüber hinaus entwickelt digiDEM Bayern digitale Angebote für Menschen mit kognitiven Einschränkungen und Demenz sowie für pflegende Angehörige und ehrenamtliche Helfer/-innen. So gibt es zum Beispiel die Angehörigenampel, einen kostenlosen, anonymen Selbsttest, der pflegenden Angehörigen mittels gezielter Fragen den Grad ihrer persönlichen Belastung anzeigt und ihnen damit einen Anstoß zur Veränderung der Lebenssituation gibt. Anders der digiDEM Bayern-Fragebogen DEMAND. Er hilft, die eigenen Versorgungsbedarfe zu erkennen. Zu den weiteren digitalen Angeboten gehören unter anderem ein Hörtest, ein Wissenstest Demenz, ein Online-Fragebogen, mit dem nahestehende Personen von Betroffenen deren kognitiven Abbau einschätzen können und Live-Webinare inklusive Mediathek und der Science Watch-Newsletter. Außerdem gibt es ein Booklet, in dem Digitale Angebote für Menschen mit Gedächtnisbeeinträchtigungen und ihre An- und Zugehörigen übersichtlich zusammengefasst sind.

digiDEM Bayern ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, des Uniklinikums Erlangen und des Innovationsclusters Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg. Gefördert wird das Projekt vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) im Rahmen des Masterplans „BAYERN DIGITAL II“.

Mehr zu digiDEM Bayern gibt es online:

https://digidem-bayern.de

Weitere Informationen:

Ilona Hörath

digiDEM Bayern

Tel.: 09131/85-35858 (mit der R

ilona.hoerath@fau.de

 

 

 

 

 

 

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2023-05-04_02_Screeningtag Bischofsheim_Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas_Foto digiDEM Bayern/Ilona Hoerath

 

digiDEM Bayern-Projektleiter Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas zeigt anlässlich des Demenz-Screenings im unterfränkischen Bischofsheim den sogenannten Montreal Cognitive Assessment-Test (MoCA), ein wissenschaftlich gültiges Verfahren zur Erfassung kognitiver Fähigkeiten, wie etwa dem Kurzzeitgedächtnis.

Bild: digiDEM Bayern/Ilona Hörath

 

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Im Rathaus von Heiligenstadt in Oberfranken freuten sich (v. li.) Bürgermeister Stefan Reichold, digiDEM Bayern-Projektassistentin Ottilie Ochs, digiDEM Bayern-Projektleiter Prof. Dr. Elmar Gräßel und der Landtagsabgeordnete Holger Dremel über den guten Zuspruch beim Demenz-Screeningtag. Bild: digiDEM Bayern/Ilona Hörath

 

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Der Besprechungsraum im Rathaus Heiligenstadt führt digiDEM Bayern-Projektassistentin Ottilie Ochs einen wissenschaftlichen Kurztest durch.

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Anne Keefer (li.) und Miriam Kurz, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen von digiDEM Bayern, nutzten den Jugendraum der Feuerwehr in Teuchatz, einem Ortsteil von Heiligenstadt, für das Demenz-Screening. Bild: digiDEM Bayern//Ilona Hörath

 

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Bundesweit erstmalig führt digiDEM Bayern regionale Demenz-Screenings in ländlichen Regionen durch. Kooperationspartner im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld waren das Landratsamt Rhön-Grabfeld, der Pflegestützpunkt Rhön-Grabfeld und die Städte Bad Neustadt, Bad Königshofen und Bischofsheim.
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