Studentin gewinnt Preis für Hörfeature zum NSU
Bernadette Rauscher erhält für ihr Masterprojekt „Warum hört das nicht auf zu brennen? Oder: Vom gestern im Heute. Auf den Spuren des NSU“ den Mosaik Jugendpreis 2023
Im Masterstudium „Theater-Forschung-Vermittlung“ hat Bernadette Rauscher gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern aus Weißenburg das Hörfeature „Warum hört das nicht auf zu brennen? Oder: Vom Gestern im Heute. Auf den Spuren des NSU“ produziert. Es geht um die Aufarbeitung der Morde des Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) und ganz grundsätzlich um die Frage „Was ist rechtsextreme Gewalt?“. Der Fokus liegt auf den NSU-Verbrechen, die in Nürnberg stattgefunden haben. Zum 22. Jahrestag des Anschlags auf Enver Simsek am 9. September 2022 wurde das Hörstück im Magazin für Kultur und Politik „Stoffwechsel“ von „Radio Z“ in Nürnberg erstmals gesendet.
Und wieso ein Projekt mit Jugendlichen?
Für Bernadette Rauscher war von Anfang an klar: Das Projekt mache ich mit Jugendlichen! Weil die Auseinandersetzung mit aktuellen Fällen rechtsextremer Gewalt und Rassismus im Schulalltag viel zu kurz kommt. Sie selbst hat durch einen Radiobeitrag zum NSU und durch einen Vortrag des Rohrbombenanschlagopfers Mehmet O. Zugang zum Thema gefunden. „Die künstlerische Aufbereitung und kreative Beschäftigung bringt die Themen viel stärker in die eigene Wahrnehmung“, erklärt sie. Das ist wichtig, denn nur was uns ständig vor Augen geführt wird kommt in unserer Wahrnehmung an und beschäftigt uns.
Wie findet man Worte für etwas für das es keine Worte gibt?
Ein gutes halbes Jahr haben sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Thema auseinandergesetzt. Im Geschichtsunterricht wurde intensive Recherche betrieben. Darüber hinaus hat sich eine kleine Gruppe noch tiefer ins Thema gegraben und gemeinsam mit Bernadette Rauscher ein Konzept für den Beitrag erarbeitet. „Wie findet man Worte für etwas für das es keine Worte gibt? Steht mir überhaupt zu, das Thema Rassismus zu bearbeiten, wenn ich selbst kaum Erfahrungen damit habe? Wie nähert man sich dem Thema einfühlsam und kreativ?“
„Um nicht in der Passivität des Entsetzens oder der Stille über die grausamen Verbrechen stecken zu bleiben, sind wir aktiv geworden.“
Den Besuch der Tatorte in Nürnberg beschreibt Bernadette Rauscher als etwas sehr Eindringliches. „Eine rein theoretische Auseinandersetzung mit den Verbrechen ist etwas komplett Anderes. Den Tatort mit eigenen Augen zu sehen, zu hören wie der Ort klingt und zu sehen wie das alltägliche Leben dort stattfindet, hat die gesamte Projektgruppe bewegt. Die Zuhörerinnen und Zuhörer werden im Hörfeature mitgenommen auf eine akustische Reise und erhalten einen Eindruck wie es sich anfühlt, selbst vor Ort dabei zu sein.“
Fakten, Stimmen und Gefühle
Im Hörfeature treffen emotionale Eindrücke und Stimmen der Angehörigen der Opfer auf Erläuterungen von Expertinnen und Experten sowie auf die Gedanken und Gefühle der Jugendlichen. Dadurch bekommen die Zuhörenden nicht nur einen Einblick in die persönlichen Geschichten der Opfer, sondern auch eine Darlegung der Denkweisen rechtsextremer Gewalt. Der Besuch eines NSU Tribunals auf dem Semiya Simsek über den Tod ihres Vaters Enver Simsek spricht, verdeutlicht, wie tief der Schmerz und die Trauer sitzen. Das komplett in Eigenarbeit entstandene Hörfeature von Bernadette Rauscher vermittelt nicht nur emotionale Eindrücke der Opfer, sondern verweist auch darauf was in der Politik zur Aufarbeitung der NSU-Morde unternommen wird.
„Warum hört das nicht auf zu brennen?“
Die zentrale Frage „Warum hört das nicht auf zu brennen?“ verweist auf das im Hörfeature beschriebene Zombie-Feuer. Das ist ein Brand, der vermeintlich gelöscht scheint, allerdings unterirdisch weiterschwellt und somit jeder Zeit wieder ausbrechen kann. „So wie rechtsextreme Gewalt“ erklären die Sprecherinnen des Hörfeatures das Bild. Mithilfe des Preisgeldes will sie dem Thema noch mehr Aufmerksamkeit schenken.
Mosaik Jugendpreis
Die Preisverleihung des Mosaik Jugendpreises 2023 fand am 23. März in Nürnberg statt.
Die Städte Nürnberg und München zeichnen mit dem Preis jährlich Projekte aus, die sich gegen (Alltags-)Rassismus und für ein respektvolles Miteinander aller Menschen einsetzen. Zudem steht der interkulturelle Dialog und Begegnung im Fokus. Die prämierten Projekte sollen sowohl aktuell als auch nachhaltig angelegt sein.
Masterstudiengang Theater-Forschung-Vermittlung
Der Masterstudiengang Theater-Forschung- Vermittlung bietet eine wissenschaftlich fundierte und berufsorientierte Qualifikation für diejenigen, die sich für theaterwissenschaftliche Inhalte und Fragestellungen mit der Fokussierung auf künstlerische Praktiken und Vermittlungsprozesse in Kulturinstitutionen interessieren. Bewerben können sich interessierte mit einer Projektidee, die in Form und Inhalt völlig frei wählbar ist. Die neue Bewerbungsrunde für das Wintersemester 2023/2024 startet am 13. April 2023