Mit künstlicher Intelligenz auf Verbrecherjagd

Zwei junge Männer spielen das Spiel ''Vorsichtig bissig''
Bild: Uwe Niklas

Neues Lernlabor für Schulen soll Jugendlichen das Thema KI näherbringen

Was bedeutet eigentlich künstliche Intelligenz? Mit einem neuen mobilen Lernlabor für Schulen wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FAU jungen Menschen helfen zu verstehen, wie die Computerintelligenz funktioniert, was sie kann, aber auch, dass sie uns Entscheidung und Verantwortung niemals abnehmen kann und wird. Das Lernlabor „KIKI – Künstliche Intelligenz in der Kiste“ wurde zusammen mit Studierenden sowie Schülerinnen und Schülern entwickelt und wird kostenfrei an Schulen und Bildungseinrichtungen der Metropolregion verliehen.

Das Lernlabor besteht aus 25 Stationen, die etwa zur Hälfte die theoretischen Grundlagen der künstlichen Intelligenz ansprechen und zur Hälfte sowohl aktuelle industrielle Umsetzungen als auch innovative Forschung im Bereich der künstlichen Intelligenz präsentieren.

Jede Station steckt in einer großen Holzbox. Wer die Box aufklappt, sieht vor sich eine Spielfläche und Fächer mit Spielmaterialien. Die Anordnung ist so klar, dass die Jugendlichen unmittelbar loslegen können und sich Inhalte und Themen ohne weitere Unterstützung spielerisch selbst erschließen. Wer mehr wissen will, zieht die Infoschublade im unteren Teil der Box auf und erfährt Hintergründe zu den Fragestellungen. Auf der Website des Projektes gibt es weitere Infos sowie Materialien für die Lehrkräfte bzw. den Schulunterricht.

„Ab in die Kiste, äh natürlich an die Kiste! Das gilt ab sofort besonders im Schulmuseum Nürnberg. Das neue Lernlabor für künstliche Intelligenz weckt echte Begeisterung für Zukunftstechnologien! Besonders toll ist, dass Schulen ,KIKI – Künstliche Intelligenz in der Kiste’ ausleihen können. So werden echte Zukunftserlebnisse im Klassenzimmer möglich. Wir brauchen Lernorte, die Spaß machen. Denn aus dem jungen Entdecker wird der erfahrene Ingenieur oder Programmierer. Viel Spaß beim, Erspicken’ der Methoden der KI!“, sagte der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume anlässlich der offiziellen Eröffnung des Lernlabors.

KI auf Verbrecherjagd

Mit einer Box zum Beispiel gehen die Schülerinnen und Schüler spielerisch auf Verbrecherjagd. Es geht um die Frage, woher die Polizei in Großstädten eigentlich weiß, wie sie am besten die nächtlichen Routen für die Polizeistreifen einteilt. Wo wird sehr wahrscheinlich ein Verbrechen geschehen, wo ist ein Rechtsverstoß eher nicht zu befürchten? In den USA wird eine ausgefeilte KI bereits jetzt schon eingesetzt, um die Routenplanung der Polizei zu unterstützen.

Schülerinnen und Schüler können an der Lernstation ausprobieren, wie diese KI arbeitet: Sie haben die Aufgabe, auf einem Plan der jeweiligen Stadt in den einzelnen Stadtvierteln weiße oder schwarze Chips abzulegen: für jedes Kriterium, das ein Verbrechen wahrscheinlicher macht, einen schwarzen Chip, für jeden Umstand, der eine Straftat weniger wahrscheinlich macht, einen weißen. Die Kriterien sind umfangreich. Herrscht in einem Viertel viel Arbeitslosigkeit? Wie dicht ist die Bebauung? Wie hoch sind die Mieten? Rechtsverstöße in der Vergangenheit? Aktiv gemeldete Verbrechen bzw. Gewaltverbrechen? Aus allen Mosaiksteinchen entwickelt der Algorithmus diejenigen Routen, die auf jeden Fall von einer Polizeistreife abgedeckt werden sollten.

KI kritisch hinterfragen

Clever, sollte man meinen. In vielerlei Hinsicht hilft ein solches Tool, große Stadtbereiche in einer Weise zu erfassen und abzudecken, wie es für einen Menschen kaum zu leisten wäre. Aber Achtung: Mit welchen Kriterien die KI gefüttert wird und wie sie entscheidet, das bestimmt der Mensch. Umso wichtiger ist es, Kriterien kritisch zu hinterfragen: Ist Arbeitslosigkeit wirklich ein Faktor für eine höhere Kriminalität? Oder die Zahl der gemeldeten Verbrechen? Was, wenn in einem Viertel Verbrechen einfach nicht gemeldet werden, zum Beispiel, weil Gewalt in der Ehe toleriert und nicht als Verbrechen bewertet wird? Schon zeigen sich auch die Tücken von künstlicher Intelligenz.

„Mit unserem mobilen Lernlabor möchten wir das Wissen und die Entscheidungskompetenz über die zukunftsweisende Technologie der künstlichen Intelligenz unter Schülerinnen und Schülern wie auch Studierenden entscheidend stärken und damit dem besorgniserregend geringen Kenntnisstand in der Bevölkerung etwas entgegenstellen“, sagt Projektleiter Dr. Mathias Rösch vom Schulmuseum Nürnberg.

Das Projekt ist eine Kooperation des Schulmuseums Nürnberg mit der FAU-Professur für Didaktik der Informatik und dem FAU-Lehrstuhl für Informatik 3 (Rechnerarchitektur). Die Zusammenarbeit von Museumspädagogik, Informatik und Fachdidaktik sollen das Zusammenspiel von Motivation, nachhaltigem Lernen und technischer Innovation gewährleisten.

Förderer des Projekts sind die Zukunftsstiftung der Stadtsparkasse Nürnberg für die Stadt Nürnberg, die Dr. Hans Riegel-Stiftung, die Joachim Herz-Stiftung, die Siemens AG sowie der Universitätsbund der FAU und der FAU-Innovationsfonds „Lehre“.

Weitere Informationen

Dr. Mathias Rösch
Schulmuseum Nürnberg
Tel.: 0911/5302-95574
mathias.roesch@fau.de