Die perfekte Schnittstelle

Titelbild
Der neue CxO Council der FAU (Fotos: BDI,DB, privat, FREIBANKER, VED/Anja Rottke, Annette Koroll FOTOS)

Mit einem neu eingerichteten Gremium der FAU, dem CxO Council, rücken Wissenschaft und Wirtschaft auf besondere Weise enger zusammen. Das Konzept für einen noch engeren Austausch ist bislang ohne Beispiel.

Ein Anfang ist gemacht und das Potenzial ist groß. Mit dem CxO Council hat die FAU ein Format entwickelt, das bislang in der deutschen Hochschullandschaft einzigartig ist. Hinter dem Kürzel CxO verbergen sich erfahrene Spitzenkräfte. Sie haben mit ihren besonderen Karrierepfaden in Wirtschaft oder Gesellschaft besondere Managementkompetenz als Vorstands-Chef (CEO) oder als Ressort-Chefs in den Fachdisziplinen etwa als CFO (Finanzen), CIO (IT) oder als CCO (Kundenmanagement) unter Beweis gestellt. Über das neue beratende FAU-Gremium bringen die Spitzenmanagerinnen und -manager ihren Wissensschatz, ihr Netzwerk und ihre externe Perspektive in die Universität ein. „Unsere Universität stellt sich damit einer zentralen Herausforderung der Zeit“, konstatiert FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger. „Wir bringen Fragestellungen aus der Industrie, aus den Märkten und aus der Gesellschaft in die FAU – und umgekehrt Innovation aus der Universität noch schneller und effektiver in die Anwendung.“ Der enge Draht zur FAU macht die CxO zur perfekten Schnittstelle zwischen wirtschaftlicher Praxis und wissenschaftlicher Arbeit. Auf diese Weise schaffen die Council-Mitglieder neue Blickwinkel für Forschung und Lehre. Häufig suchen Unternehmen nicht allein innovative Forschungsansätze in den jeweiligen Fakultäten, sondern wünschen sich für den Praxiseinsatz interdisziplinäre Lösungen. „Wir denken hier als Hochschule einen Schritt weiter“, unterstreicht der Präsident.

Transfer zwischen den Welten

„Wir haben in Deutschland hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und ebenso hervorragende Führungskräfte in der Wirtschaft. Das Problem ist der Transfer zwischen den beiden Welten“, ergänzt Prof. Dr. Sabina Jeschke, eines der initialen Mitglieder. Die ehemalige Vorständin der Deutschen Bahn für Digitalisierung und Technik hatte ebenso eine Professur für Maschinenbau an der RWTH Aachen inne und ist nun unter anderem Co-Founder des Startups Quantagonia. Damit ist sie in beiden Welten zu Hause und kann so die Vernetzung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft vorantreiben. In den USA ist der Wechsel zwischen Professur und Management fließend. „Wir haben diese Kultur nicht – auch weil die aktuelle Form des deutschen Beamtenrechts hier nicht förderlich ist und Wechsel zu wenig unterstützt.“ Freilich hat die Verbindung von Forschung und Wirtschaft an der FAU – innovationsstärkste Universität in Deutschland und führend auch in Europa – schon jetzt Tradition: Kontakte in die Firmenlandschaft und Kooperationen mit forschungsintensiven Unternehmen pflegt die FAU auf breiter Front. Honorarprofessuren oder Gast- und Ringvorlesungen von Industriepartnern sind lang etabliert. Nicht zuletzt stammt von den 2021 eingenommenen Drittmitteln rund ein Drittel aus Industrie und Wirtschaft.

CxO-Pluspunkte für Studierende und Forschende

Die zunächst sechs CxO-Mitglieder möchten nicht nur die Vernetzung vertiefen, sondern mit ihrem Praxiswissen auch neue Angebote für die Studierenden und Forschenden schaffen. Im engen Austausch profitieren Studierende vom Erfahrungsschatz der Wirtschaftsgrößen und erhalten direkte Einblicke in die Geschäftswelt. Gleichzeitig können sie sich so enge Kontakte in Unternehmen aufbauen und ein Networking auf Management-Ebene beginnen. Umgekehrt fließen wissenschaftliche Erkenntnisse in industriefähige Produkte und Prozesse.

FAU nun mit „Außenstelle Berlin“

Ein erster Meilenstein ist schon geschafft. Sabina Jeschke hatte Ende letzten Jahres den Verein KI Park in Berlin mit zwölf Partnern gegründet, um gemeinsam Anwendungen im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) zu fördern. Das Ziel: Deutschland und Europa eine globale Führungsrolle in der KI-Technologie zu verschaffen. Neben Branchengrößen wie Volkswagen, Schaeffler, Deloitte und Celonis ist auch die FAU – als einzige Universität – mit dabei. Damit können die FAU-Forschenden direkt von diesem Netzwerk profitieren. Außerdem will der Verein den Marktstart exzellenter Ideen von Gründerinnen und Gründern fördern – und dank der Mitgliedschaft der FAU steht gründungswilligen Studierenden auch diese Tür ein Stück weit offener. Als CxO will Jeschke aber auch das Startup- Ökosystem an der FAU weiter bereichern und mit ihrer Erfahrung Gründungshürden aus dem Weg räumen. FAU-Präsident Hornegger unterstreicht auch diese Facette: „Wir bieten als FAU beste Bedingungen auch für Gründerinnen und Gründer – nicht zuletzt ist es das, was eine innovationsstarke Universität ausmacht.“

von Thomas Tiang


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In der aktuellen Ausgabe finden Sie Beiträge zu folgenden Themen: Wie Wissenschaft und Diplomatie zusammenspielen können, welche Wege mit der Wasserstofftechnologie LOHC gegangen werden sollen, einen Einblick in die abenteuerliche Donaufahrt der FAU-Römerboote, ein Interview mit dem Paralympicsathleten und Jura-Studenten Josia Topf sowie ein Porträt mit dem neuen Humboldt-Professoren Vincent C. Müller.

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