Vom Wissenschaftsmanagement zurück in die Forschung
Wir präsentieren in einer Folge von 22 Beiträgen ein Panorama an FAU-Wissenschaftlerinnen verschiedener Qualifikationsstufen und akademischer Positionen, von der Studentin bis zur W3-Professorin. Als Role Models motivieren die Forscherinnen aus dem MINT-Bereich durch ihre individuellen Werdegänge Nachwuchswissenschaftlerinnen für eine akademische Laufbahn, denn sie geben interessante Einblicke in ihren beruflichen Werdegang. Dabei lernen wir die MINT-Expertinnen auch von ihrer privaten Seite kennen.
Postdoktorandin Heike Leutheuser: „Vom Wissenschaftsmanagement zurück in die Forschung“
Dr.-Ing. Heike Leutheuser leitet seit 2017 als Geschäftsführerin das Zentralinstitut für Medizintechnik (ZiMT) an der FAU. Die Geschäftsstelle im ehemaligen Showroom von Siemens an der Erlanger Henkestraße fungiert als interdisziplinäres Kommunikationszentrum zwischen der Technischen, Medizinischen und Naturwissenschaftlichen Fakultät. Dabei geht es um Themen wie Forschungsförderung, Studierendenausbildung, Start-up-Unterstützung und Networking in Industrie und Klinik. Das ZiMT unterstützt das Kurs- und Beratungsangebot für den Studiengang Medizintechnik an der FAU.
„Ich bin derzeit mehr Managerin als Forscherin“,
sagt die 34-jährige Diplom-Physikerin, die sich gerade beruflich umorientiert und wieder in die reine Wissenschaft zurückkehren möchte. „Die Netzwerkaktivitäten und die Unterstützung von Studierenden machen mir zwar Spaß,“ so Heike Leutheuser. Doch es zieht sie nach vier ereignisreichen Jahren zurück in die Wissenschaft, wo sie am Lehrstuhl für Maschinelles Lernen und Datenanalytik arbeiten will. Heike Leutheuser interessiert sich für das Entwickeln von Algorithmen zur Datenauswertung, sei es für die Medizintechnik, den Sport- oder Gesundheitsbereich. „Das ist ein Teilgebiet der künstlichen Intelligenz oder des Maschinellen Lernens, wobei das Zweitere ein besserer Begriff ist“, erläutert die Postdoktorandin. An ihrem Fachgebiet findet sie vor allem spannend, dass sie mit ihren Forschungsergebnissen, etwa der Auswertung von EKG-Daten, ganz konkret zur Prävention von Krankheiten beitragen kann.
Schon vor dem Studium an der FAU „geschnuppert“
Schon zu Schulzeiten hatte sie einen Faible für Mathematik und Physik und belegte diese beiden Fächer auch als Leistungskurse. Bereits vor ihrem Studium an der FAU setzte sie sich in einige Physik- und Mathevorlesungen. „Ich habe mir das vorab mal angeschaut“, schmunzelt sie. Diese Stippvisiten machten ihr die Entscheidung leicht Physik zu studieren und ihr war klar: „Man muss in diesem MINT-Fach lernen und motiviert sein, wie in der Schule auch.“ Während ihres Diplomstudiengangs an der FAU verbrachte sie ein Erasmus-Semester am Imperial College in London und später konnte sie während ihrer Promotion im Fach Informatik am Mobilize Center und Department für Orthopädische Chirurgie der Stanford University in den USA weitere Erfahrungen sammeln. „Das würde ich allen Studierenden empfehlen: Geht ins Ausland, wenn ihr dazu die Möglichkeit habt.“ Über den Tellerrand zu schauen, erwies sich für Heike Leutheuser als wichtig und brachte sie weiter.
„Im Silicon Valley gewesen zu sein,
war ein Traum“,
schwärmt sie. Schnell fand sie Anschluss unter jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Finanzieren konnte sie diesen Auslandsaufenthalt durch eingeworbene Fördermittel. Eine Unikarriere zu verfolgen, stand für die Physikerin früh fest und auch jetzt – Heike Leutheuser ist zweifache Mutter – verfolgt sie das Ziel, zu habilitieren: „Könnte ich mir die Zukunft malen, dann wäre ich in zehn Jahren gern Lehrstuhlinhaberin an einer deutschen Uni.“ Und was wäre für sie 2032 das „Worst-Case-Szenario“? „Ganz klar, wenn es an der Uni für mich nicht weitergehen würde!“ Bislang war die Wissenschaftlerin auf befristeten Stellen tätig. „Zeitlich begrenzte Verträge machen das Forschungsleben nicht leichter – weder für MINT-Frauen noch -Männer. Ein bisschen mehr Perspektive würde einem schon helfen.“ Zugleich schätzt sie es aber, an der FAU durch Mentoring-Programme wie ARIADNE gut vernetzt zu sein und flexibel arbeiten zu können. Und sie betont: „Meine männlichen Vorgesetzten haben mich immer unterstützt. Für mich war es ein großes Plus, dass der Chef selbst Kinder hat.“
Auch wenn die Uni und ihre beiden kleinen Kinder im Kita- und Kindergartenalter sie auf Trab halten, so sucht Heike Leutheuser in ihrer Freizeit keineswegs Entspannung. Vielmehr verbringt sie gerne Zeit auf dem Wasser beim Paddeln: „Wir trainieren im Verein entweder auf der Regnitz oder auch im Hallenbad, wo wir das Rollen mit und ohne Paddel oder anderes im Kajak üben.“ Dass sie in der Region stark verwurzelt ist, sei karrieremäßig wahrscheinlich ein Nachteil, dessen ist sie sich bewusst.
Doch wenn der richtige Job daherkomme, sei sie bereit, mit der Unterstützung von ihrem Partner und der Familie den Standort zu wechseln: der Wissenschaft zuliebe.
Dieser Artikel ist Teil der Broschüre „The Sky is the Limit“
Facettenreich, inspirierend und innovativ werden in der Broschüre „The Sky is the Limit“ MINT-Wissenschaftlerinnen aus der Technischen und Naturwissenschaftlichen Fakultät der FAU in abwechslungsreichen Interviews vorgestellt.
Weitere veröffentlichte Interviews können Sie online auf der Seite Research nachlesen.
Broschüre „The Sky is the Limit — MINT-Wissenschaftlerinnen an der FAU“ zum Download
Die Publikation entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen dem GRK 2423 FRASCAL und dem Büro für Gender und Diversity. Die Interviews führte Dr. Susanne Stemmler.