Autoimmunerkrankte brauchen dritte Coronaimpfung
Erlanger Forschende belegen Nutzen der Boosterimpfung bei Menschen mit Rheuma sowie entzündlichen Darm- und Hauterkrankungen
Viele Patientinnen und Patienten mit Autoimmunerkrankungen wie Rheuma, Colitis ulcerosa oder Schuppenflechte müssen Medikamente einnehmen, die das Immunsystem beeinflussen. Dieses ist auch für die Wirksamkeit von Impfungen verantwortlich; deshalb fragen sich viele Autoimmunerkrankte, ob die Immunisierung gegen SARS-CoV-2 bei ihnen sicher ist – also ohne Impfkomplikationen abläuft, gleich gut und genauso lange wirkt wie bei Gesunden. Diesem wichtigen Thema widmete sich nun eine große Studie am Deutschen Zentrum Immuntherapie (DZI; Sprecher: Prof. Dr. Markus F. Neurath und Prof. Dr. med. univ. Georg Schett) des Universitätsklinikums Erlangen. Die Ergebnisse wurden nun in der renommierten Fachzeitschrift „The Lancet Rheumatology“ veröffentlicht.
In der prospektiven Studie untersuchte das interdisziplinäre Forschungsteam des DZI insgesamt mehr als 3.700 Patientinnen und Patienten sowie gesunde Probandinnen und Probanden, die zwei- bzw. dreimal gegen das Coronavirus geimpft worden waren. Die Ergebnisse sind für Autoimmunerkrankte beruhigend: Die Immunisierung wurde von den meisten Untersuchten gut vertragen, es zeigte sich dabei kein Unterschied zwischen den gesunden und den autoimmunerkrankten Probandinnen und Probanden. Zudem bildete die Mehrheit der Patientinnen und Patienten schützende Antikörper gegen das Coronavirus. Ein weiteres interessantes und sehr wichtiges Ergebnis ist, dass Menschen mit Autoimmunerkrankungen nach zwei Coronaimpfungen in der Regel eine schwächere Immunantwort aufweisen als Gesunde und ihr Impfschutz im Vergleich rascher wieder verloren geht.
„Der schnellere Verlust der Immunantwort bei Patientinnen und Patienten mit Autoimmunerkrankungen wird durch das Alter und bestimmte Therapien zusätzlich verstärkt“, betont PD Dr. David Simon von der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. med. univ. Georg Schett) des Uniklinikums Erlangen, der die Studie betreute. Konkret heißt das: „Ältere Patientinnen und Patienten verlieren ihren Immunschutz nach der Coronaimpfung schneller als jüngere.“ Sein Kollege Dr. (TR) Koray Tascilar fügt hinzu: „Einige Medikamente, die auf bestimmte Immunzellen wie T- und B-Zellen abzielen, scheinen eine hemmende Wirkung auf die kurz- und langfristige Immunantwort zu haben. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass insbesondere diese Patientengruppe von einer raschen dritten Impfung profitiert“.
Die Studie lieferte auch Hinweise darauf, dass bei Patientinnen und Patienten mit Autoimmunerkrankungen, die eine Boosterimpfung erhielten, der Immunschutz deutlich zunahm. „Individuelle Auffrischungsimpfungen sind sinnvoll!“, fasst Prof. Schett zusammen. „Angepasste Impfpläne mit einer früheren Auffrischungsimpfung könnten Menschen mit Autoimmunerkrankungen besseren Schutz gewährleisten.“
Die Studie wurde am Deutschen Zentrum Immuntherapie des Uniklinikums Erlangen unter der Leitung von Prof. Schett, Prof. Neurath, Prof. Dr. Carola Berking und Prof. Dr. Michael Sticherling, Direktorin bzw. stv. Direktor der Hautklinik, durchgeführt. Unterstützt wurden die Forscherinnen und Forscher durch Mittel des Freistaats Bayern, der Schreiber Stiftung sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Sonderforschungsbereich 1181; DFG-FOR2886).
Weitere Informationen
Prof. Dr. med. univ. Georg Schett
Tel.: 09131 85-39109
georg.schett@uk-erlangen.de