Kommt der Tankrabatt an?
FAU-Forschende untersuchen, in welchem Umfang Mineralölkonzerne die Energiesteuersenkung an Endverbraucherinnen und -verbraucher weitergeben
Wegen der stark steigenden Energiepreise hat die Bundesregierung am 1. Juni den „Tankrabatt“ eingeführt. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen seitdem durch eine Reduzierung der Energiesteuer weniger an der Zapfsäule zahlen. Ob und in welchem Umfang Mineralölkonzerne die Steuersenkung an Verbraucherinnen und Verbraucher weitergeben und inwiefern sich der Tankrabatt so auch auf den Geldbeutel von Autofahrerinnen und Autorfahrer auswirkt, untersuchte ein Forschungsteam der FAU.
Um das herauszufinden, hat das Team um Prof. Dr. Jonas Dovern vom Lehrstuhl für Statistik und Ökonometrie an der FAU eine Vergleichsstudie durchgeführt: Dafür berechneten sie auf Basis von Daten von Januar 2020 bis zum Beschluss des Tankrabatts einen Durchschnittspreis in Deutschlands Nachbarländern, mit dem sie die Entwicklung des wöchentlichen Durchschnittspreises an deutschen Tankstellen nachzeichnen konnten. Für den Zeitraum seit dem Beschluss des Tankrabatts konnten sie den Effekt auf die Preise an Tankstellen dann über den Vergleich der Dynamik der Spritpreise in Deutschland mit der in den Nachbarländern abschätzen. Durch diese Vorgehensweise stellten sie sicher, dass andere Faktoren, die sich allgemein auf die Preise in Europa auswirken können – wie zum Beispiel der Ölpreis oder Veränderungen in der Nachfrage – die Studienergebnisse nicht beeinflussen.
Ihre Berechnungen legen nahe, dass entgegen den im Vorfeld geäußerten Befürchtungen und dem Anfang Juni herrschenden allgemeinen Eindruck die temporäre Energiesteuersenkung auf Kraftstoffe vollständig an die Endverbraucherinnen und Endverbraucher weitergegeben wurde. Dies geschah allerdings zeitlich verzögert: Beim Benzin wurde der Tankrabatt vollständig erst in der zweiten Juniwoche weitergegeben; beim Diesel dauerte es drei Wochen. Der im öffentlichen Diskurs zu hörende Trugschluss, dass der Rabatt nicht weitergegeben wurde, ist vermutlich dadurch zu erklären, dass die Kraftstoffpreise Anfang Juni in Europa allgemein stiegen, so dass der Preisrückgang an den Tankstellen in Deutschland absolut gesehen weniger stark war als die Steuersenkung.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Jonas Dovern
Tel: 0911/5302-95492
jonas.dovern@fau.de