Flug in den kalten Süden: FAU-Geographen in Patagonien
FAU-Geographen unter Prof. Dr. Matthias Braun vom Institut für Geographie erforschen gemeinsam mit Geodäten der TU Dresden die Eisfelder Patagoniens. Neben wichtigen Daten um den Klimawandel zu erforschen, bringen die Forschenden auch spektakuläre Landschaftsaufnahmen aus dem kalten Süden mit.
Sie sitzen in einem kleinen Polarflugzeug, fliegen über die riesigen Eisfelder Patagoniens. Die Reise an das Ende der Welt gehört – zumindest hin und wieder – zum Job von Prof. Dr. Matthias Braun. Der Professor am Institut für Geographie der FAU beobachtet und vermisst Gletscher, Schelfeis, Hochgebirge und Polargebiete und erforscht inwieweit sich der Klimawandel auf die Eismassen auswirkt.
Für seine aktuelle Messkampagne war er mit dem Forschungsflugzeug Polar 5 im südlichen Patagonien unterwegs. Die Maschine des Alfred-Wegner-Instituts Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung(AWI) war auf dem Weg in die Antarktis und machte im November 2021 für den FAU-Forscher Braun extra mehrere Tage halt in Patagonien. Das Flugzeug ist speziell ausgerüstet für die Messflüge unter den extremen Umweltbedingungen der Polargebiete und hat verschiedenste wissenschaftliche Geräte an Bord, darunter Laserscanner und hochfrequente Radarsysteme. Erstmals testeten die Forscher in diesem Jahr dabei auch hochauflösende Luftbildkameras des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt aus Berlin.
Den Zustand der Eisfelder erfassen
„Ziel der Messkampagne war es, mit verschiedenen Verfahren den Zustand der nördlichen und südlichen patagonischen Eisfelder besser und genauer zu erfassen“, erklärt Braun. Er ist zusammen mit Dr. Mirko Scheinert vom Institut für Planetaren Geodäsie der Technischen Universität (TU) Dresden wissenschaftlicher Leiter der Messkampagne und interessiert sich vor allem für die Massenänderungen der Gletscher.
An insgesamt drei Messtagen beflog der Wissenschaftler die zentralen Bereiche der beiden patagonischen Eisfelder und der Auslassgletscher. An Bord des Forschungsflugzeuges Polar 5 wiederholten sie Höhenmessungen anderer Forschungsgruppen aus den Vorjahren und sammelten neue Daten für ihre Forschung. „Nun verbinden wir die vorliegenden Datensätze mit unseren aktuellen Messungen von Satelliten und können so die Höhenänderungen der Gletscher genauer bestimmen“, erklärt Braun. Da die Flächen der Gletscher und der Eisschilder bekannt sind, können die Forschenden so ein Volumen bestimmen und dies mittels einer Dichteannahme in eine Masse umrechnen. „Daraus lässt sich dann der Beitrag der patagonischen Eisfelder zum Meeresspiegelanstieg abschätzen.“ Darüber hinaus zeichneten die Wissenschaftler auch die meteorologischen Variablen während ihrer Forschungsflüge kontinuierlich auf, da diese bei den späteren metereologischen und klimatologischen Modellierungen eine wichtige Rolle spielen, um den Schneezutrag beziehungsweise dessen Abschmelzen besser zu erfassen. Diese sogenannte Oberflächenmassenbilanz ist wichtig, da sie langfristig Einfluss darauf hat, wie Gletscher sich verhalten.
Zeitgleich zu den Messflügen wurden auch Aufnahmen der deutschen Satellitenmission TanDEM-X und Höhenmessungen im Gelände von deutschen und chilenischen Forschungsteams durchgeführt. „In den nächsten Wochen und Monaten stehen entsprechend intensive Auswertungsarbeiten des gesammelten Datenmaterials an, um eine großräumige Einbindung der Messprofile zu gewährleisten“, sagt Braun. Die Auswertungen an der FAU und der TU Dresden erfolgen jeweils im Rahmen von Projekten der Deutschen Forschungsgemeinschaft(DFG). Bislang liegen nur wenige vergleichbare Daten aus anderen Regionen wie Alaska, Grönland und der Antarktis vor, da die Vergleichsmessungen für die von Eis bedeckten Regionen der Erde äußerst schwer und aufwändig zu gewinnen sind.
Spektakuläre Landschaft
Die Wissenschaftler wollen ihre Messungen mit dem Polarflugzeug nach Möglichkeit in den kommenden Jahren wiederholen und erweitern. Denn neben den eigentlichen Messdaten nehmen die Forscher auch einzigartige Eindrücke aus ihren Flügen mit. „Das ist eine unglaublich spektakuläre Landschaft, die wir während der Flüge hautnah miterleben dürfen“, schwärmt Braun. „Die Eindrücke von oben sind einfach gewaltig. Man erfasst die Dimensionen viel besser und kann die in den Satellitenbildern identifizierten Änderungen noch genauer mit dem Gelände und den ablaufenden Prozessen in Verbindung bringen.“
von Elke Zapf
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