Gletscher besser verstehen

Panoramafoto vom Gletscher aus dem Flugzeug.
Bild: FAU/Matthias Braun

Elitenetzwerk Bayern bewilligt internationales Doktorandenkolleg

Gletscher sind häufig ein Maßstab für Klimaänderungen. Während es in manchen Regionen wie den Alpen verhältnismäßig einfach ist, Veränderungen zu messen und zu quantifizieren, gibt es über den Großteil der weltweit 215.000 Gletscher oft nur wenig Informationen. Das neue internationale Doktorandenprogramm „Measuring and Modelling Mountain glaciers and ice caps in a Changing Climate (M³OCCA)” unter Leitung von Prof. Dr. Matthias Braun, Institut für Geographie der FAU, zielt darauf ab, Unsicherheiten bei Gletschermessungen zu reduzieren und mittels neuer Technologien, Sensoren und Instrumente bessere Daten zu gewinnen. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst fördert das Doktorandenkolleg im Rahmen des Elitenetzwerks Bayern für die kommenden vier Jahre.

Ziel ist es, die Erkenntnisse unterschiedlicher Disziplinen zusammenzufügen und verschiedene Modelle zu koppeln, zum Beispiel die Simulation einer Gletscherbewegung und die Verlagerung von Schneefall an der Gletscheroberfläche durch Wind. Mit Hilfe besserer Modelle soll das Doktorandenkolleg auch die Verbindung zwischen Gletscheränderungen und Naturgefahren weiter untersuchen. Um neue Geräte, Sensoren und Methoden zu entwickeln, nutzen die Forscherinnen und Forscher langfristige Messungen aus den Ötztaler Alpen. Zur Auswertung der Daten und Modellierung der Gletscher verwenden sie Techniken basierend auf Maschinellem Lernen.

Das Team setzt sich aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Geographie, Geowissenschaften, Mathematik, Informatik und Elektrotechnik der FAU, der Technischen Universität München (TUM), dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zusammen. Europäische Spezialistinnen und Spezialisten der jeweiligen Forschungsschwerpunkte unterstützen die Doktorandinnen und Doktoranden zusätzlich bei ihrer Arbeit. Insgesamt neun Doktorandinnen und Doktoranden werden jeweils in einem Teilprojekt des Forschungsverbundes arbeiten. So geht es darum, Gletscherumrisse mithilfe von KI genauer zu erfassen, oder zu bestimmen, wie tief das Satellitensignal von Radarsensoren in den Gletscher und die Schneeschicht eindringt. Neben dem starken interdisziplinären und internationalen Austausch erwartet die Doktorandinnen und Doktoranden ein vielfältiges Ausbildungsprogramm mit Kolloquien, Workshops und klassischen Weiterbildungen. Die Ausschreibungen der neun Promotionsstellen soll Anfang Februar 2022 erfolgen.

Im Interview mit den Campusmedien funklust erklärt Prof. Braun, was es mit dem neuen Doktorandenkolleg auf sich hat.

Weitere Informationen

Überblick über die Teilprojekte und die beteiligten Einrichtungen

Prof. Dr. Matthias Braun
Institut für Geographie der FAU
Tel.: 09131-85-22015
matthias.h.braun@fau.de


Video: Aus dem Polarflugzeug Gletscher vermessen

Flugzeugflügel und GletscherSie sitzen in einem kleinen Polarflugzeug, fliegen über die riesigen Eisfelder Patagoniens. Die Reise an das Ende der Welt gehört – zumindest hin und wieder – zum Berufsalltag von Prof. Dr. Matthias Braun. Der Professor am Institut für Geographie der FAU beobachtet, vermisst und erforscht Gletscher, Schelfeis, Hochgebirge und Polargebiete.

Zum Video