Praxiserfahrung mit Roboter und VR-Brille

Studierender übt am OP-Roboter.
Die Studierenden machen ihre ersten Schritte am Simulator. (Bild: FAU/Giulia Iannicelli)

Im Wahlpflichtfach „Chirurgie begreifen“ können Medizinstudierende Praxisluft schnuppern

Laparoskopie, Thoraxdrainage, Anastomose: Für Ärztinnen und Ärzte in der Chirurgie gehören solche teils lebensrettenden Eingriffe zum Arbeitsalltag. Diesen Alltag wortwörtlich (be)greifbar zu machen, darum geht es im Wahlpflichtfach „Chirurgie begreifen“.

An mehreren Kurstagen sollen die Studierenden einen möglichst breiten Einblick in das Fach erhalten. Themen sind unter anderem Nahtübungen und -techniken, Ultraschallverfahren, Chirurgieroboter, Notfälle und klinische Studien. Wichtig dabei ist, praktische Erfahrung zu sammeln.

Geräte und Methoden ausprobieren

Entwickelt haben den Kurs Assistenzärzte am Uniklinikum Erlangen. Einer davon ist Danilo Hackner am Lehrstuhl für Allgemein- und Viszeralchirurgie. Er möchte den Studierenden Lust auf das Fach Chirurgie machen und zeigen, wohin die berufliche Reise gehen kann. „Die Studierenden schlüpfen während des Kurses in neue Rollen“, erklärt er. Dabei können sie Geräte und Methoden ausprobieren, die sie ansonsten erst als Ärztinnen und Ärzte kennenlernen würden.

An einem der Praxistage wird beispielsweise das Thema Traumachirurgie behandelt, also die Notfallversorgung von schwerwiegenden Verletzungen. Die Studierenden arbeiten an Schweinekadavern und üben das Legen einer Thoraxdrainage. „Dies ist ein wichtiger und akut lebensrettender Eingriff“, erklärt Danilo Hackner. Dabei wird ein Schlauch in den Brustkorb eingeführt, um Luft oder auch Blut abzusaugen, damit eine kollabierte Lunge sich wieder entfalten kann.

Bei einer Operation hospitieren

Teil des Kurses sind außerdem zwei besondere Tage im Klinikum: Die Studierenden dürfen bei einer Lehrvisite auf Intensivstation und einer Operation dabei sein. „Die Operationen suchen wir mit den Studierenden gemeinsam aus“, sagt Danilo Hackner. „Sie können sogar auch in die Operation mit eingebunden werden. Entsprechend dem großen operativem Spektrum an der Uniklinik reichen die Eingriffe von Schilddrüsen- über Bauchspeicheldrüsen- bis hin zu großen Darmkrebsoperationen.“

Der Kurs war bei den Studierenden sehr beliebt und wird deshalb auch im nächsten Semester angeboten. Die Anmeldung erfolgt über mein Campus.

Erfahrungsbericht: „Wir waren alle völlig baff“

Studentin Antonia hat am Wahlpflichtkurs „Chirurgie begreifen“ teilgenommen. An drei Stationen konnten die Studierenden mit 3D-Bildern und Operationsrobotern arbeiteten. Hier erzählt sie von einem der Kurstage:

Ich bin im Kurs eine der jüngsten, meine Kommilitoninnen und Kommilitonen sind schon im fünften oder sechsten klinischen Semester. Aber als wir vor dem DaVinci-Operationsroboter standen, waren alle völlig baff. Keiner von uns hat sowas schon mal in echt gesehen, geschweige denn damit gearbeitet. Nach einer Einführung durch Oberarzt Dr. Christian Krautz, der Dozent am Lehrstuhl für Allgemein- und Viszeralchirurgie ist, setzten wir uns also einer nach dem anderen an die Maschine und übten nähen.

Dabei greift man mit Daumen und Zeigefinger in ein Gestell und muss gleichzeitig die Füße auf so etwas wie Pedale positionieren. Der ganze Körper ist also involviert. Um eine Wunde zu vernähen, wird normalerweise eine Art Zange benutzt, in der eine rund gebogene Nadel eingeklemmt wird. So hat man einen guten Griff und verletzt sich nicht. Obwohl der Roboter quasi der Nadelhalter ist, kommt es einem so vor, als ob man die Nadel direkt in der Hand hält.

An den beiden anderen Stationen arbeiteten wir mit 3D-CT-Bilder. Bei Dr. Johannes Binder vom Lehrstuhl für Allgemein- und Viszeralchirurgie haben wir eine VR-Brille aufgesetzt und uns eine Polytrauma-Patientin im CT angesehen. Mit der Brille konnten wir das dreidimensionale CT-Bild im Raum betrachten. Ich kann heranzoomen und das Bild so anpassen, wie ich es brauche. Bei einer zu großen Aorta kann ich diese zum Beispiel ganz genau anschauen, was für die Diagnostik sehr wichtig sein kann. Mit Prof. Dr. Michael Scholz vom Lehrstuhl für Funktionelle und Klinische Anatomie konnten wir uns dann noch weitere 3D-CT-Bilder aus der Anatomie am PC im Detail ansehen.

Was ich an dem Kurs besonders toll finde, ist, dass uns Möglichkeiten geboten werden, auch mal selbst Hand anzulegen. Damit bleibt das Gelernte viel eindrücklicher im Kopf.

Weitere Informationen

  • Informationen zum aktuellen Kurs gibt es im UnivIS
  • Die Teilnehmerzahl ist auf zwölf Studierende begrenzt.

Danilo Hackner
danilo.hackner@uk-erlangen.de