Interview: Vorbeugung und Behandlung von Übergewicht mittels Kälteempfinden

Dr. Bishnoi sitz in einem weißen Kittel vor einem Mikroskop und blickt in die Kamera.
Bild: Dr. Pragyanshu Khare

Forscher-Alumni-Interview mit dem erfahrenen Humboldt-Stipendiaten und Fußballfan Dr. Mahendra Bishnoi

Ernährungsunsicherheit ist eine der größten Sorgen weltweit. Dabei gibt es zwei Extreme: Unterernährung beziehungsweise Übergewicht und Fettleibigkeit. Laut der World Health Statistics der WHO (Weltgesundheitsorganisation) sind nicht-übertragbare Krankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes Typ 2, Hypertonie (Bluthochdruck) oder Krebs die Hauptursachen für große menschliche und wirtschaftliche Verluste. Fettleibigkeit steht ausnahmslos in Zusammenhang mit anderen Störungen des Stoffwechsels wie Diabetes Typ 2, Komplikationen am Herz und bestimmten Krebserkrankungen.

Dr. Bishnoi arbeitet als erfahrener Humboldt-Stipendiat gemeinsam mit Prof. Dr. Katharina Zimmermanns Forschungsgruppe an der Anästhesiologischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen an der Entschlüsselung des Zusammenhangs zwischen dem Empfinden von Kälte und Energieverbrauch. Seine Forschung konzentriert sich auf das Verständnis der Rolle der pharmakologischen Kältenachahmung unter Verwendung der TRPM8-Aktivierung bei der Aktivierung des braunen Fettgewebes und deren Auswirkungen auf Stoffwechselstörungen.

Die Forschungseinrichtungen und das wissenschaftliche Umfeld an der FAU und vor allem an meinem Gastlabor sind außergewöhnlich.

Dr. Bishnoi, woran genau forschen Sie und was hat Ihr Interesse an diesem Forschungsgebiet geweckt?

Ich beschäftige mich in meiner Arbeit mir Ionenkanälen, Kälteempfinden und Stoffwechselstörungen, vor allem Fettleibigkeit. Das Empfinden von Wärme oder Kälte jenseits der thermoneutralen Zone kann zu einem erhöhten Energieverbrauch führen. Was mich dabei interessier ist: Gibt es einen pharmakologischen oder ernährungsphysiologischen Weg diesen Vorgang zu imitieren und falls ja, wie funktioniert das mechanisch gesehen?

Sie sind seit Juli 2021 Gastwissenschaftler an der FAU. Warum haben Sie sich für die FAU entschieden?

Meine Gastgeberin an der FAU, Prof. Dr. Katharina Zimmermann, ist eine renommierte Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der sensorischen Ionenkanäle und der Wärmeregulierung. Ihre Arbeit zur Physiologie der durch Kälteempfinden induzierten Schmerzwahrnehmung inklusive Zahnschmerzen wird vielfach zitiert. Da ich an der pharmakologischen Kältenachahmung, ihrer Rolle in der Aktivierung von braunem Fettgewebe und im Stoffwechsel arbeiten wollte, habe ich Prof. Dr. Zimmermann kontaktiert und sie hat zugestimmt mich als Humboldt-Stipendiat zu betreuen.

Wie beurteilen Sie die Forschungsbedingungen an der FAU – für Ihr Fach und allgemein?

Die Forschungseinrichtungen und das wissenschaftliche Umfeld an der FAU und vor allem an meinem Gastlabor sind außergewöhnlich. Das Preclinical Experimental Animal Centre (PETZ, Präklinische Experimentelle Tierzentrum), welches essentiell für meine Forschungsarbeit ist, ist sehr hochentwickelt und weltklasse.

Wie würden Sie die Bedeutung Ihrer Forschung für die Gesellschaft einschätzen?

Ich arbeite daran, neue Wege im Zusammenhang mit der adaptiven Thermogenese und dem Energieverbrauch nach Kälteempfindungen zu verstehen. Meine Arbeit kann bei der Prävention und Behandlung von Fettleibigkeit helfen.

Sie sind gemeinsam mit Ihrer Familie nach Erlangen gekommen. Konnten sich Ihre Familie und Sie gut einleben?

Ja, wir haben uns gut eingelebt. Glücklicherweise haben wir eine Wohnung in der Nähe des Stadtzentrums bekommen. Meine Kinder, Fateh (10 Jahre) und Zara (sieben Jahre) gehen zur Schule. Sie lernen neue Freunde kennen und haben die einzigartige Möglichkeit die deutsche Sprache zu lernen. Meine Frau Nona liebt die Sprache so sehr, dass sie einen Deutschkurs besucht.

Ich bin Fußballfan und liebe es mit meinem Sohn am Wochenende Spiele anzuschauen.

Wie war Ihr erster Eindruck von der Stadt und der Region?

Die Region, Erlangen und Nürnberg haben eine sehr reiche Geschichte und Kultur. Die Einzigartigkeit einiger Gebäude und wie sie seit hunderten von Jahren erhalten werden ist beeindruckend. Es ist sehr erfrischend durch die Stadt zu laufen. Beeindruckt hat mich auch die Outdoor-Kultur. An den Wochenenden gehen die Leute verschiedenen Aktivitäten in Parks und woanders nach. Ich habe gesehen wie Menschen Sport machen oder sogar im Regen Fahrrad fahren. Außerdem sind die Biergärten einzigartig.

Haben Sie einen Lieblingsort an der FAU oder in Erlangen?

Ich mag die ganze Stadt, sie ist nicht zu groß und alles ist leicht zu erreichen. Deswegen fahre ich an den Wochenenden mit dem Fahrrad durch die Stadt. Jetzt im Winter wird das aber wohl eine Herausforderung werden.

Vermissen Sie etwas aus Ihrer Heimat Indien?

Nichts. Uns gefällt es hier wirklich sehr gut.

Was macht Ihnen neben der Forschung noch Spaß?

Ich bin Fußballfan und liebe es mit meinem Sohn am Wochenende Spiele anzuschauen. Wir machen vor und nach den Spielen Vorhersagen, analysieren die Taktik und machen uns Gedanken zu “was wäre, wenn”. Wir sind Fans des Liverpool FC. Der hat den selben Song – “You will never walk alone” – wie zwei der besten deutschen Bundesligavereine: Dortmund und Mainz.

Vielen Dank für das Interview, Dr. Bishnoi! (Interview: Christina Dworak, Januar 2022)

Über Dr. Mahendra Bishnoi:

Nach einem Bachelor in Pharmazie an der Guru Jambheswar University, Hisar, Haryana, Indien, absolvierte Dr. Bishnoi am University Institute of Pharmaceutical Sciences (UIPS) der Panjab University, Chandigarh, Indien, einen Master in Pharmazie (Pharmakologie). Dort promovierte er zum Thema “Studies on the neurochemical basis of tardive dyskinesia and related movement disorders”. Nach seiner Promotion führte Dr. Bishnois Weg ihn zum Department of Psychiatry, McKnight Brain Institute, University of Florida, Gainesville, Florida, USA und zum Department of Pharmacology, Southern Illinois University-School of Medicine, Springfield, Illinois, USA. Seit 2011 arbeitet er als Wissenschaftler am National Agri-Food Biotechnology Institute (Department of Biotechnology, Government of India), SAS Nagar, Punjab, India. Zudem ist Dr. Bishnoi außerordentlicher Professor am Regional Centre Biotechnology (RCB) in Faridabad.

Sein Forschungsinteresse gilt der Ernährung und der öffentlichen Gesundheit (Fettleibigkeit, Stoffwechselstörungen), Darmgesundheit und -krankheit, der Pharmakologie von Rezeptoren und präklinische Medikamenten-/bioaktive Tests.


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