Für die nächste Generation

Mädchen malt Erdball aus Kreise
(Bild: shutterstock.com/Tatiana Gordievskaia)

Über Bildung für nachhaltige Entwicklung

„Wir müssen unsere gesamte Denk- und Handlungsweise ändern, damit wir Menschen langfristig auf unserem Planeten leben können.“ Die Bildungsexpertin Dr. Katrin Valentin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Lehrerinnen- und Lehrerbildung der FAU und Studienmanagerin für „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE). Dieser Bildungsbereich will Menschen dabei unterstützen, zukunftsfähiges Denken und Handeln zu entwickeln. „Jeder und jede Einzelne soll verstehen: Mein Handeln hat Konsequenzen. Für mich und mein Umfeld, aber auch für andere Menschen weltweit und für nachfolgende Generationen“, erklärt Valentin. Sie ist überzeugt, dass alle Menschen lernen können, verantwortungsvolle Entscheidungen im Sinne der Nachhaltigkeit zu treffen. „Sie müssen es aber auch angesichts der Grenzen des Planeten. Da reicht es leider nicht, dass wir hin und wieder mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren oder zu Hause unseren Müll trennen.“

Ins Handeln kommen

Aber welche Kompetenzen brauchen Schüler/-innen eigentlich dafür? „Der Erziehungswissenschaftler Prof. Gerhard de Haan hat zusammen mit anderen Forschenden ein Kompetenzkonzept ausgearbeitet. Bei Bildung für nachhaltige Entwicklung geht es demnach darum, die eigenen Leitbilder und die anderer reflektieren zu können, eigene Lebenspläne unter Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit zu entwerfen sowie Empathie und Solidarität mit anderen zu zeigen“, erläutert Valentin. „Aber auch um die interaktive Anwendung von Medien, darum, die Perspektive anderer Kulturen zu übernehmen, vorausschauend Entwicklungen zu analysieren, und auch darum, mit unvollständigen und überkomplexen Informationen umgehen zu können.“

Diese Teilkompetenzen münden in eine Gestaltungskompetenz: „Dazu gehört maßgeblich auch die Fähigkeit, persönlich Stellung zu beziehen und ins Handeln zu kommen.“ Dass viele Jugendliche das bereits verinnerlicht haben, zeigt die Jugendbewegung „Fridays for Future“, die sich weltweit für mehr Klimaschutz und die globalen Nachhaltigkeitsziele einsetzt.

Mutiges Ausprobieren

Um Lernarrangements im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung zu gestalten, hat ein internationaler Zusammenschluss von Forschenden unter Leitung von Prof. Dr. Katja Brundiers fünf Schlüsselkompetenzen herausgearbeitet. „Ich halte die Kompetenz, Zukunftsszenarien zu erdenken, für besonders wichtig“, sagt Valentin. „Lehrende können zum Beispiel ein Planspiel oder eine Zukunftswerkstatt anbieten, gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern unterschiedliche Szenarien entwickeln und die eigene Zukunft in verschiedenen Varianten denken.“

Generell empfiehlt die Bildungsexpertin allen Lehrenden ein mutiges Ausprobieren: „Der Handlungsdruck ist groß. Da ist der subversive Charakter von Bildung gefragt. Vermitteln Sie nicht nur Fakten, sondern probieren Sie etwas aus, begeben Sie sich auf unbekanntes Terrain, setzen Sie auf neue Methoden, arbeiten Sie mit Kolleginnen und Kollegen zusammen, weichen Sie die Grenzen zwischen den etablierten Disziplinen auf, beteiligen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler, gehen Sie gemeinsam komplizierten Dingen auf den Grund, denken Sie zusammen über die Auswirkungen unseres eigenen Handelns auf die Welt und die nächsten Generationen nach, lassen Sie sich auf Diskussionen ein und beziehen Sie Stellung.“ Im Bayerischen Lehrplan gilt Bildung für nachhaltige Entwicklung bereits als allgemeines Bildungs- und Erziehungsziel, und es gibt bundesweit immer mehr Umwelt- beziehungsweise Klimaschulen, an denen zahlreiche Projekte umgesetzt werden. „Doch bis BNE wirklich an allen Schulen fächerübergreifend angekommen ist, ist noch viel zu tun“, meint Katrin Valentin.

Praktische Impulse

Wie das institutionell verankert werden kann? „Das sollten Lehramtsstudierende an der Hochschule lernen, und es gibt dazu auch immer mehr Gelegenheiten.“, sagt Dr. Katrin Valentin. Um diesen Prozess zu unterstützen, hat das Zentrum für Lehrerinnen- und Lehrerbildung der FAU gerade die Handreichung „BNE in der Lehrkräftebildung“ herausgegeben. Sie ist zum Einstieg für Dozierende an Hochschulen gedacht, nähert sich sehr grundlegend aus verschiedenen Richtungen dem Thema BNE an und gibt dabei zahlreiche praktische Impulse.

Über die Autorin

Elke Zapf ist freiberufliche Kommunikationsexpertin und Wissenschaftsjournalistin. Sie lebt und arbeitet in Nürnberg.


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