Zusammenarbeit an der Schule: neu gedacht
Team:werk ist eine Gründung der ehemaligen Lehramts-Studentinnen Andrea Seitz und Anna Ginkel. Das Sozialunternehmen bietet innovative Lehr- und Lernformate im Bildungsbereich an.
Im Team zu arbeiten, bewerteten in einer Umfrage des Forsa-Instituts unter Lehrkräften aus dem Jahr 2018 circa 90 Prozent als hilfreich. Gleichzeitig gaben zwei Drittel der Befragten an, überwiegend als Einzelspieler/-innen zu agieren. Diese Diskrepanz hat gravierende Folgen: Lehrkräfte leiden unter Überlastung bis hin zum Burnout, worunter auch die Qualität der Lehre leidet. Deshalb lautet die Mission des Start-ups Team:werk, innovative kollaborative Formate für den Bildungsbereich zu etablieren.
Das junge Sozialunternehmen bietet Workshops und Fortbildungen zu Themen wie Unterrichten im Team, digitale Kollaboration, Classroom-Management, agiles Arbeiten sowie zu nützlichen Tools für die Zusammenarbeit im Kollegium und im Klassenzimmer. Gegründet haben es vor rund einem Jahr Andrea Seitz und Anna Ginkel, beide wissenschaftliche Mitarbeiterinnen in der Lehr:werkstatt des Zentrums für Lehrerinnen- und Lehrerbildung der FAU. Dort haben sich die beiden während ihres eigenen Lehramtsstudiums bei einem Tandempraktikum kennengelernt.
„Dabei konnten wir während unserer Lehrausbildung erstmals Praxiserfahrung im Team sammeln“, berichtet das Gründungsduo. „Das hat uns so begeistert, dass uns die Idee ‚Team-Teaching‘ nicht mehr losgelassen hat.“ Diese Begeisterung bewog Andrea Seitz und Anna Ginkel schlussendlich dazu, nach ihrem Abschluss zunächst nicht in den Schuldienst zu gehen, sondern zum einen, der Lehr:werkstatt treu zu bleiben und zum anderen, Team:werk aus der Taufe zu heben und Social Entrepreneurs zu werden.
Wirkung statt Umsatz
Als solche streben sie nicht erster Linie nach Profit, sondern versuchen, mit unternehmerischen Mitteln eine Wirkung zu erzielen, die der Allgemeinheit zugutekommt. Im konkreten Fall sind das zukunftsorientierte Veränderungen im Bildungssystem. „Vielfach haben sich im Arbeitsleben moderne Methoden schon bewährt, lassen sich jedoch nicht einfach von heute auf morgen über das Bildungswesen stülpen“, sagt Anna Ginkel. „Deshalb ist es aus unserer Sicht effektiver, Lehrende mit dem Handwerkszeug auszustatten, mit dem sie den Schul- und Lehralltag erfolgreich kollaborativer gestalten können – Veränderung von innen also.“
Aber auch Businesskunden profitieren von der Expertise von Team:werk in den Bereichen Psychologie, Pädagogik und Didaktik, etwa im Hinblick auf Organisationsentwicklung, Mitarbeitendenmotivation und Teambuilding. Deshalb können auch sie Fortbildungsformate bei Team:werk buchen. Solche kostenpflichtigen Angebote ermöglichen es, Workshops für Studierende zum Teil gratis anzubieten. Zum Geschäftsmodell des Sozialunternehmens führt Andrea Seitz weiter aus: „Unsere Finanzstruktur ist etwas komplexer aufgebaut als bei anderen Firmen, die ihre Einnahmen durch den Verkauf eines bestimmten Produkts generieren.“ So erhalte Team:werk nicht nur Kurshonorare, sondern auch direkte Zuwendungen von öffentlichen Stellen und gemeinnützigen Stiftungen, wie zum Beispiel der BMW Foundation Herbert Quandt.
Mehr Mut
„Insgesamt sind Sozialunternehmen in der Start-up-Landschaft aber noch eher etwas Exotisches“, fasst ihre Kollegin zusammen. „Dabei lohnt es sich auf lange Sicht, wirkungsorientierte Unternehmen zu gründen beziehungsweise durch Investitionen zu fördern. Hier wünschen wir uns für die Zukunft noch mehr Mut.“
Deswegen setzen setzen sich die beiden Gründerinnen im Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND e.V.) für bessere Rahmenbedingungen im Bildungssystem ein, führen Gespräche mit der Politik und zeigen Lösungsmöglichkeiten auf. „Damit und mit unseren Angeboten möchten wir unsere Vision von ‚mehr Teamgeist an Schulen‘ ein Stück näher kommen.“
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von Dagmar Köhnlein
Die Themen der neuen Ausgabe sind: Datenbanksysteme und -forschung an der FAU, Irisimplantate aus künstlichen Muskeln, ein Medikament gegen Long-COVID, die European University EELISA, in der sich Universitäten aus Europa zusammengeschlossen haben, um Engineering weiter zu denken, der zweite Teil unserer Reihe zur FAU-Strategie, das neue Green Office und vieles mehr.
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