Scheitern ist kein Beinbruch

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(Bild: eamesBot/shutterstock)

Zwei Gründer berichten über erfolgreiches Scheitern

Jedes Start-up träumt vom Erfolg. Doch 90 Prozent aller Startups scheitern.

Der Zollhof hat es sich zur Aufgabe gemacht, Gründer/innen zu unterstützen, doch es gibt auch hier Start-ups, die scheitern. Das ist schmerzhaft, aber daraus kann man lernen. Nach drei Jahren beschlossen die Movaco-Gründer Valentin Eiber und Tim Hellwig, 2020 ihre Mitfahr-App einzustellen.

Denn durch Corona war die Nachfrage nach Mitfahrgelegenheiten gering. Die Stimmung im Team litt unter der angespannten Situation und als schließlich ihre EXIST-Finanzierung für junge Gründer/innen auslief, entschieden sie aufzuhören. Eiber und Hellwig reden offen darüber, dass sie mit Movaco gescheitert sind. Dies ist für die beiden selbstverständlich. „Häufig sind die Leute zu ängstlich, um offen über Misserfolge zu reden“, sagt Valentin Eiber. Als Gründer hätten sie aber gelernt, ehrlich miteinander zu kommunizieren und mutig zu sein. „Die Angst vor dem Scheitern sollte nie größer sein, als der Drang, etwas Neues zu wagen.”

Die Erfahrungen, die sie gesammelt haben, seien für beide sehr viel wert. Und auch aus ihrem Umfeld erhielten sie viel Unterstützung. Niemand fragte, warum sie das mit dem Start-up nicht hingekriegt hätten. In Zukunft würden die beiden Einiges anders machen: zum Beispiel erst Feedback einholen, dann Geld sammeln und erst danach richtig loslegen. Dieser amerikanische Ansatz sei zeitgemäßer, als zuerst einen Prototyp zu bauen, dann mit Unternehmen in Kontakt zu treten und schließlich einen Investor zu suchen. Um sicherzustellen, dass die Entwicklung eines Prototyps nicht mit zu hohen Kosten in die falsche Richtung geht, raten die beiden außerdem zu kurzen Entwicklungszyklen.

Beide sind dennoch dankbar für die Unterstützung, die sie vom Zollhof erhalten haben. „Wir sind froh über die Erkenntnis, wie hilfreich Inkubatoren sein können“, sagt Tim Hellwig. „Mit Hilfe von Workshops haben wir ein Wertegerüst geschaffen. Was ein zentraler Aspekt für eine gute Unternehmenskultur ist.“ Funktionierende Kommunikation sei sehr wichtig, nur so hätten sie es geschafft, trotz Remote-Work ein engagiertes siebenköpfiges Team aufzubauen.

Hinterher ist man(n) immer schlauer

Gruppenbild
Die beiden Gründer Valentin Eiber (l.) und Tim Hellwig (r. ) mit ihrem Kollegen Florian Muth (m.). (Foto: Maria Beyer)

Außerdem würden sie nicht mehr als reines Männerteam gründen. Vielfalt sei wertvoll und erhöhe die Qualität. „Gerade in der Entwicklungsphase eines Produktes müssen die verschiedenen Zielgruppen mitbedacht werden, was mit einem homogenen Team nicht erreicht werden kann“, berichtet Eiber. Was das Thema Nachhaltigkeit angeht, seien Frauen beispielsweise oft viel aufmerksamer. In einem zukünftigen Team dürfe deshalb mehr Diversität auf keinen Fall fehlen.

In der Frage nach dem/der perfekten Gründer/in steht für beide fest, dass hinter jedem erfolgreichen Gründer und jeder erfolgreichen Gründerin ein Team steht. „Vielleicht gibt es keine perfekten Gründer, sondern nur perfekte Teams“, sagt Hellwig. „Es ist nie eine One-Man- oder One-Woman-Show. Es ist immer ein Team, das etwas zustande bringt.”

Beide können sich vorstellen, in Zukunft erneut zu gründen. Allerdings möchten sie erst noch mehr Erfahrungen sammeln und beobachten, wie andere Teams und Organisationen arbeiten. Valentin Eibner gewinnt diese Eindrücke aktuell als Growth Manager für Mozaik im Zollhof Ecosystem und auch Tim Hellwig bleibt der Startup-Welt als Junior Product Manager bei Bridgemaker erhalten.

von Anne Braun


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