1:0

Symbolbild zum Artikel. Der Link öffnet das Bild in einer großen Anzeige.
Foto: dien/shutterstock

Was beziehungsweise wer sich hinter den Wörtern Club oder Spielvereinigung verbirgt, ist sicherlich vielen Nicht-Mittelfranken geläufig. Aber kennen Sie auch den „Ballruss“?

Ganz ehrlich, als gebürtige Unterfränkin wusste ich spontan nichts damit anzufangen. Ballruss, Ballenruss, Ballrussla oder Ballenrussla ist die in Mittelfranken weit verbreitete Bezeichnung für ein sportbegeistertes Kind, das beim Fußball oder Tennis am Rand des Spielfeldes steht und die Bälle wieder ins Spiel wirft. Ballruss wird bisweilen auf „Russe“, einen Einwohner Russlands, zurückgeführt. Diese Herleitung erscheint fragwürdig. Wahrscheinlicher ist ein Zusammenhang mit „Russla“, der Bezeichnung für einen kleinen, rauhaarigen, grau-weißen Hund (Zwergschnauzer). „Russla“ kann wie auch „Rüssel“ mit althochdeutsch „ruozen“ ( = mit der Schnauze in der Erde wühlen) und mittelhochdeutsch „rûzen, riuzen“ ( = schnarchen, schwer atmen, röcheln) in Verbindung gebracht werden. Der Weg vom Hund zum Balljungen führt über das Stilmittel der Metapher. Denn das Ballkind läuft dem Ball, bevor es ihn aufhebt, gleichsam wie ein Hund hinterher. Ein Dialektsprecher aus Germersberg (bei Schnaittach in Mittelfranken) hat das ebenfalls so gesehen und antwortete auf die Frage, nach dem Jungen, der beim Fußball oder Tennis die weggesprungenen Bälle holt: „Ballnruß, kommt von dem Hund Rußla.“

1:0 für den Herrn aus Germersberg und bitte möglichst oft auch für die Spielvereinigung und den Club!

von Almut König


Cover alexander Nr. 117
alexander 117 herunterladen

Die Themen der neuen Ausgabe sind: Datenbanksysteme und -forschung an der FAU, Irisimplantate aus künstlichen Muskeln, ein Medikament gegen Long-COVID, die European University EELISA, in der sich Universitäten aus Europa zusammengeschlossen haben, um Engineering weiter zu denken, der zweite Teil unserer Reihe zur FAU-Strategie,  das neue Green Office und vieles mehr.

alex online lesen