Wie digitale Prüfungen das Lernen unterstützen

Illustration Männchen mit Stift vor Computertabs und Stoppuhr
Bild: Colourbox.de

FAU engagiert sich im Verbundprojekt „Prüfung hoch III Drei“ und entwickelt didaktische Prüfungsszenarien

Digitale Prüfungen erweitern den Handlungsspielraum von Lehrenden und Lernenden, davon ist die Prüfungsinitiative der FAU überzeugt und engagiert sich bei „Prüfung hoch III Drei“. In dem Verbundprojekt arbeiten drei Universitäten aus drei Bundesländern in drei Handlungsfeldern zusammen und entwickeln gemeinsam neue digitale Prüfungsszenarien. Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft fördert das Vorhaben im Rahmen seiner Jubiläumsinitiative „Wirkung hoch 100“ mit 100.000 Euro.

Schon vor Corona setzten viele deutsche Universitäten auf digitale Prüfungen. Doch erst die Pandemie führte zu einem sprunghaften Anstieg und zu einer Vielzahl neuer digitaler Prüfungsszenarien, „In dieser Situation musste es ganz schnell gehen, für eine didaktische Feinjustierung der Prüfungen oder für die ethische Reflexion blieb in der akuten Krisensituation wenig Raum“, erklärt Prof. Dr. Svenja Bedenlier, Professorin am Department Pädagogik, Mitglied im Institut für Lern-Innovation (ILI) der FAU, und Projektkoordinatorin. Hierzu möchte sie nun beitragen und engagiert sich zusammen mit ihren Kolleg/innen im Verbundprojekt „Prüfung hoch III Drei“.

Das ILI bringt die inhaltlich-didaktische Perspektive in das Vorhaben ein, die beiden anderen Projektpartner – die Prüfungsinitiativen der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in Kooperation mit dem Hochschulnetzwerk Digitalisierung der Lehre Baden-Württemberg – befassen sich mit innovativen Technologien und der Vernetzung von und mit Stakeholdern. „Im hochschulübergreifenden Dialog wollen wir die Chancen digitaler Prüfungsformate nutzen und bedarfsgerecht weiterentwickeln“, sagt Bedenlier. Dafür nehmen die drei Projektpartner die drei Handlungsfelder Didaktik, Technik und Vernetzung in den Blick.

Digitale Prüfungen konzipieren

„Prüfungen lenken das Lernen. Didaktisch fundiert zeigen sie den Studierenden, wo sie aktuell stehen, was sie schon wissen und wo sie noch etwas dazulernen können“, erklärt Stefanie Gerl. Die Pädagogin leitet am Institut für Lern-Innovation das StudOn-Team und entwickelt zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen verschiedene digitale Prüfungsszenarien. „Im Zentrum unserer Arbeit stehen folgende didaktische Fragen: Wie konzipieren wir digitale Prüfungen? Wo stehen Prüfungen im Lernprozess? Wie können Prüfungen innovativ, sicher und nutzungsfreundlich umgesetzt werden?“

Dafür arbeitet das Team am ILI eng mit Lehrenden aus verschiedenen Fakultäten zusammen und unterstützen sie beim Erstellen und Auswerten von digitalen Prüfungen. „Wenn Lehrende einen großen Teil der Prüfungsfragen automatisiert auswerten können, haben sie mehr Zeit für die individuelle Beratung von Studierenden“, erklären Gerl und Bedenliera. „Dieses qualitative Feedback stellt die Studierenden in den Mittelpunkt, trägt zu deren Lernerfolg und Zufriedenheit bei und fördert ihre Motivation.“

Methodenkompetenz statt Faktenwissen

Darüber hinaus stärken digitale Prüfungsformen auch die Kompetenzorientierung der Studierenden. „Wenn Lernende in einer Prüfung live mit mathematischen Formeln rechnen, einen Quellcode programmieren oder hochauflösende mikroskopische Aufnahmen interpretieren, ist das äußerst praxisnah und authentisch“, sagt Gerl. „Statt reinem Faktenwissen prüfen wir lieber die fachspezifische Methodenkompetenz der Studierenden, denn diese werden sie auch später in ihrem Job brauchen.“

Bei der Entwicklung der didaktischen Szenarien kooperiert das ILI mit dem Start-up Flexudy Education zusammen. Das junge Unternehmen ist eine Ausgründung der FAU und folgt der Idee eines lernendenzentrierten Zugangs und der Nutzung von Bildungsmaterialien. Dafür setzen die vier Gründer auf eine künstliche Intelligenz (KI), die die automatisierte Erstellung von Übungs- und Prüfungsaufgaben ermöglicht. Die KI-gestützte Open-Source-Lösung soll Lehrenden bei der Erstellung von interaktiven Lerninhalten und Studierende beim Lernen unterstützen. „Das Ganze soll für die Studierenden ein bisschen wie ein Quiz funktionieren“, erklärt Stefanie Gerl die Idee. „Unter app.flexudy.com können sie ihr Skript einlesen lassen und die KI generiert unterschiedlich schwierige Fragen.

Diese und weitere innovative Ansätze werden innerhalb der kommenden zwei Jahre durch „Prüfung hoch III Drei“ erprobt. „Prüfung hoch III Drei“ lädt daher Studierende, Lehrende und Mitarbeitende im Lehr-Support an deutschen Hochschulen dazu ein, sich als Fellows für digitale Prüfungen zu bewerben. Die Fellowships sollen einen Beitrag dazu leisten, die Chancen für Kompetenzorientierung, Flexibilisierung und Mobilisierung von Lehren und Lernen durch digitale Prüfungen zu erschließen.

Das Projekt im Netz

https://pruefunghochdrei.de

Weitere Informationen

Prof. Dr. Svenja Bedenlier
Tel.: 09131/85-61106
svenja.bedenlier@ili.fau.de

Stefanie Gerl
Tel.: 09131/85-61108
stefanie.gerl@ili.fau.de