Kleiner Gegner, großer Schaden
Pilzschäden an Römerboot werden repariert
Die „Fridericiana Alexandrina Navis“ (F.A.N.) drohte zu zerbröseln. Das zwölf Meter lange und über zwei Tonnen schwere Römerboot der FAU kämpfte gegen einen kleinen Gegner – den Zaunblättling. Der Pilz trägt seinen Namen, weil er hauptsächlich verarbeitetes Holz ohne Rinde und besonders häufig Zäune befällt. Dass es auch die F.A.N., die anlässlich der 275-Jahrfeier der FAU 2018 vom Stapel gelassen wurde, getroffen hatte, war an sich also nicht verwunderlich und auch Prof. Dr. Boris Dreyer, Inhaber der Professur für Alte Geschichte, weiß: „Ein Holzboot ist ein dauerndes Arbeitsobjekt“. Um die F.A.N. wieder seetauglich zu machen, steckte das Team aus Studierenden, Freiwilligen und den professionellen Bootsbauern viele Stunden in die Reparaturarbeiten.
Lange unentdeckter Pilzbefall
„Wir haben den Pilz erst bemerkt, als der Fruchtkörper schon an der Außenfläche gewachsen ist“, berichtet Prof. Dr. Boris Dreyer. Der Fruchtkörper des Zaunblättlings ist bräunlich und sieht aus wie der umgedrehte Hut eines Pilzes, der sich langsam wie eine Terrasse aus dem Holz schiebt. Bei diesem Anzeichen sei jedoch schon jede Rettung zu spät gewesen. Sieht man den Fruchtkörper an der Außenseite, hat sich das Pilzgeflecht schon im ganzen Holz verteilt. Der Zaunblättling führt zu Würfelbruch. Ganze Holzspäne lassen sich herausziehen, als wären sie nur locker festgesteckt. Die F.A.N. wurde zum großen Teil aus Kiefer gebaut, lediglich die massiven Teile des Bootes, wie der Kiel und die Holzdübel, mit denen die Planken miteinander verbunden sind, sind aus robusterer Eiche. Diese Teile hat der Zaunblättling noch nicht befallen, das liegt am Selbstschutz der Eiche „Sie produziert Gerbsäure – ein Sekret, das den Pilz abhält“, erklärt Prof. Dreyer.
Die Reparatur
Um zu sehen, wie schlimm das Holz befallen ist, haben die Bootsbauerinnen und Bootsbauer die Farbe und den Lack der F.A.N. mit Trockeneis abgestrahlt. Die aufgemalten Augen am Bug schimmerten zuletzt nur noch leicht auf dem Holz. Die restliche grüne, blaue und rote Bemalung war verschwunden. Der freie Blick auf das Holz zeigte nichts Gutes. Überall am Schiff waren Planken befallen und zwar so stark, dass nur noch Austauschen möglich war. Ende Juli war dies auf der Backbordseite schon geschehen. Bis Anfang September tauschten die Bootsbauer gemeinsam mit den Studierenden und freiwilligen Helferinnen und Helfern auch die Steuerbordseite aus, schliffen die neuen Planken ab. Nun folgt das Kalfatern, also das Abdichten der Ritzen zwischen den Planken mit Hanfseilen. Dann kommt die F.A.N. wieder ins Wasser „Ein Holzboot gehört ins Wasser, an Land verzieht sich das Holz nur wieder“, sagt Prof. Dreyer.
Große Pläne
Der Zeitplan ist eng. Der Professor für Alte Geschichte möchte bald wieder Besucherfahrten oder Teambuilding-Events am Altmühlsee anbieten, wo die F.A.N. ihren Hafen hat. Die alten Römer hätten übrigens gar keine Zeit an die Reparatur verschwendet. Sie hätten die F.A.N. einfach versenkt und ein neues Boot gebaut. Warum sich das für sie lohnte, möchte Prof. Dreyer mit der Reparatur der F.A.N. und der Untersuchung der befallenen Planken im Labor herausfinden.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Boris Dreyer
Professur für Alte Geschichte
Tel: 09131/85-25768
boris.dreyer@fau.de