Erst der Roman, dann die Hausarbeit
FAU-Studentin Eileen spricht im Interview über ihre Fantasy-Romane, Schreibblockaden und die perfekte Gliederung
Die junge Schottin Laire wird vom Tod besucht. Ihr Auftrag: Als Botschafterin soll sie seine Lehren verbreiten. Doch ihr Leben scheint in Gefahr zu sein und Laire muss einen Weg finden, es zu retten – In vier Romanen erzählt FAU-Studentin Eileen Dierner die Geschichte von Laire. Die ersten beiden Bücher der Reihe „Tales of Death“ wurden schon veröffentlicht, das dritte „Der Rat des Lichts“ folgt am 15. September und der letzte Teil wird gerade überarbeitet.
Du studierst jetzt bald im 3. Semester Buchwissenschaften und English and American Studies. Hat deine Schreibkarriere deine Studienwahl beeinflusst?
Ich würde eher sagen, meine Leidenschaft für Bücher hat beides beeinflusst, das Schreiben und meine Studienwahl. Es war klar, dass ich irgendwas mit Büchern machen möchte.
Wann hast du mit dem Schreiben angefangen?
Ich habe schon in der Grundschule für meine Brüder Kurzgeschichten in kleine Heftchen geschrieben. Meinen ersten Roman habe ich mit 14 angefangen. Das war ein Mischmasch aus allen möglichen Fantasy-Klischees und auch nicht gut genug für einen Verlag. Aber das habe ich gebraucht, um mir anzutrainieren, wie man Romane schreibt.
In der „Tales of Death“-Reihe hat jedes Buch zwischen 400 und 450 Seiten. Wie lang brauchst du für einen Roman in diesem Umfang?
Meine letzten Romane habe ich nach einem sehr strikten Zeitplan geschrieben, mich also auch wirklich jeden Tag hingesetzt und geschrieben. Ich brauche so ungefähr zwei bis drei Wochen um zu plotten, also mir die Geschichte zu überlegen. Um einmal alles im ersten Entwurf runterzuschreiben, so ungefähr zwei Monate. Und das Überarbeiten zieht sich dann in mehreren Phasen über ein halbes Jahr. Aber das ist wirklich ein sehr straffer Zeitplan, für mein erstes Buch habe ich mehrere Jahre gebraucht.
Das hört sich nach viel Arbeit neben dem Studium an. Wie teilst du dir deine Zeit ein?
Ich werde oft gefragt, wie ich das alles auf einmal schaffe: Aber, wenn man sich gut organisiert, dann kommt einem das gar nicht so überwältigend vor. Ich schreibe immer am Morgen, da habe ich noch mehr Energie und Konzentration. Ich nehme mir ungefähr zwei Stunden Zeit, um mein Wörterziel zu erreichen. Beim letzten Roman waren das 2000 Wörter, also ungefähr drei Word-Seiten pro Tag. Ich bemühe mich auch, selbst wenn ich im Flow bin, nicht mehr zu schreiben. Meistens ist es eine spannende Szene oder ein besonders emotionaler Dialog, da höre ich lieber auf und hoffe, am nächsten Tag im gleichen Flow weiterschreiben zu können. Die Uni-Sachen mache ich dann am Nachmittag. Da muss ich Texte lesen, Fragen beantworten, aber keine eigene Geschichte oder Inhalte konstruieren, deshalb kann ich das auch mit etwas weniger Konzentration.
Wie hat es sich angefühlt, als dein Buch beim Verlag angenommen wurde?
Ich habe mich natürlich riesig gefreut, vor allem, weil es mein Wunschverlag war. Mein Buch wurde Ende 2019 angenommen, als es ein paar Monate später veröffentlicht wurde, hatte ich mich aber schon an den Gedanken gewöhnt. Ich dachte mir nur, ok das Buch ist jetzt fertig, weiter geht’s mit dem nächsten – besonders war dann nochmal der Moment, als ich mein Buch das erste Mal im Laden gesehen habe.
Du sagst, dank deines Zeitmanagements kommt weder die Uni noch das Schreiben zu kurz. Hat dein Studium trotzdem irgendwie Einfluss auf deine Geschichten genommen?
Meine Korrekturleserinnen und –leser meinten, dass schon meine erste Version der Geschichte strukturierter ist als früher. Also vielleicht hat mir das wissenschaftliche Schreiben dabei geholfen, meine Texte noch besser zu gliedern. Und ich füge natürlich mein Wissen aus dem Studium in meine Geschichten ein, zum Beispiel als Metapher oder Schauplatz. Ich habe eine Zeit lang viel zu Kunstgeschichte gelesen und dann eine Szene im Buch im Museum spielen lassen, wo ein Nebencharakter Kunstliebhaber war. Solche Details machen die Charaktere dann runder und greifbarer.
Die Leidenschaft fürs Schreiben zieht sich durch dein Leben. Aber schreibst du auch gerne Hausarbeiten?
Gerne ist vielleicht etwas übertrieben, aber, wenn ich mal anfange, bin ich schon motiviert. Es ist ganz anders, als am Roman zu schreiben. Beim kreativen Schreiben muss ich mir Dinge aus meinem Kopf ziehen. Wenn ich Hausarbeiten schreibe, habe ich eine Gliederung und Quellen, das fühlt sich dann für mich eher an wie Puzzeln.
Hast du als Schreibprofi Tipps für Schreibmuffel? Und wie gehst du mit Schreibblockaden um?
Ich finde es sehr hilfreich, eine ausführliche Gliederung zu haben. Keine zum Abgeben, sondern einen Leitfaden zum Schreiben. Die ist bei mir manchmal fünf Seiten lang. Schreibblockaden habe ich natürlich auch. Meistens jammere ich dann erstmal ein paar Stunden, prokrastiniere und fühle mich, als könnte ich nie wieder schreiben. Aber dann setze ich mich an den Laptop und versuche mindestens 100 Wörter zu schreiben. Wenn es mehr werden, cool, wenn nicht, auch nicht schlimm.
Die aktuelle Reihe „Tales of Death“ ist mit dem vierten Buch auserzählt. Wie fühlt es sich an, wenn ein Buch zu Ende geschrieben und eine Geschichte beendet ist?
Also erstmal weiß ich, dass mir das Buch spätestens im Lektorat wieder begegnet. Irgendwann kann ich es dann nicht mehr sehen, weil ich es so oft lesen musste. Dann freue ich mich auf die nächste Geschichte und darauf neue Charaktere kennenzulernen. Ideen für ein nächstes Buch habe ich eigentlich immer.
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