Licht ins Darknet bringen

Frau sitzt vor einem Kamera in einem Greenroom.
Im virtuellen Studiengang „Cyberkriminalität und digitale Strafverfolgung“ kommen auch viele Erklärvideos zum Einsatz. (Bild: Nicole Scheler)

Cyber-Kriminalität und digitale Strafverfolgung

Cyberkriminalität kann jeden treffen, der sich im Internet bewegt. Dennoch ist das Wissen über Phänomene und rechtliche Hilfe begrenzt. Das soll der neue Kurs der Virtuellen Hochschule Bayern „Cyber-Kriminalität und digitale Strafverfolgung“ ändern.

Betreff: Ihre Seite wurde gehackt und Ihre Daten sind nun verschlüsselt. Zahlen Sie, um sie wiederherzustellen“ – „Solche Fälle von Datenverschlüsselung passieren täglich – bei Privatpersonen Unternehmen oder staatlichen Einrichtungen“, berichtet Prof. Dr. Safferling, Leiter des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht, Internationales Strafrecht und Völkerrecht. „Die Täter fordern meist nicht allzu hohe Beträge von wenigen tausend Euro – natürlich in Bitcoins – bevor die Daten wieder freigegeben werden.“

Digital und kostenfrei

„Alle Menschen, die das Internet nutzen, sind potenziell von Cyberkriminalität betroffen. Zwar kennt man einige Begriffe wie Ransomware, Crime-as-a-Service oder Darknet aus den Medien, aber was dahintersteht und wie man als Betroffener reagiert, das wissen nur wenige. Und auch in der juristischen Ausbildung kommt Cyber-Kriminalität quasi nicht vor“, erklärt Prof. Safferling weiter. Um diese Lücke zu schließen und Vorurteile abzubauen, hat er gemeinsam mit Dr. Marlene Wüst und Nicole Scheler, beide wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am Lehrstuhl von Prof. Safferling, in Zusammenarbeit mit dem Graduiertenkolleg „Cybercrime und Forensische Informatik“ einen Kurs zum Thema „Cyber-Kriminalität und digitale Strafverfolgung“ bei der Virtuellen Hochschule Bayern (vhb) entwickelt. Dieser Kurs ist digital und kostenfrei für Studierende aller bayerischen Hochschulen, aber auch für externe Interessierte verfügbar. Der virtuelle Kurs ist so konzipiert, dass kein Vorwissen zum Thema Strafrecht oder IT notwendig ist.

Ab Dezember können die Teilnehmer/-innen anhand eines fiktiven Kriminalfalls Kommissar Georg Möller bei der Klärung eines Cyberverbrechens helfen: In der Gemeinde Offline wurde der Rechner von Frau Schubert gehackt. Um ihre Daten wiederzubekommen, wird sie aufgefordert, 100 000 Euro in Bitcoin zu zahlen. Sie wendet sich an Kommissar Möller, der leider selbst nur wenig Ahnung vom Internet hat. Um den Fall zu lösen, holt er sich deshalb immer wieder Rat bei den Teilnehmenden.

„Jedes der sieben Kapitel besteht aus einem Wissensblock zum Beispiel mit einem Erklärvideo, einer theoretischen Einführung von Prof. Safferling oder Interviews mit Expertinnen und Experten aus der Praxis. Die Theorie ist immer auf die jeweilige Phase der Ermittlung im fiktiven Fall angepasst“, erklärt Nicole Scheler. In den Erklärvideos kommen Jura-Studierende der FAU als Sprecher/-innen zum Einsatz.

Mit interaktive Elementen Wissen vertiefen

Screenshot zeigt eine Comicfigur in einem Polizeibüro.
Die Teilnehmenden vertiefen durch die Lösung eines fiktiven Kriminalfalls ihr gelerntes Wissen und erspielen sich neue Hinweise für ihren Fall. (Bild. Nicole Scheler)

Die Highlights sind neben den authentischen Dokumenten, wie einem Durchsuchungsbeschluss oder dem Interview mit Experten/-innen von Interpol und Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB), die interaktiven Elemente. „Die Teilnehmenden können zum Beispiel gemeinsam mit dem Kommissar eine Hausdurchsuchung durchführen. In einem 360-Grad-Bild durchsuchen sie die Wohnung des Verdächtigen und entscheiden, ob es zum Beispiel sinnvoller ist, die Spielekonsole oder den USB-Stick zu beschlagnahmen“, beschreibt Dr. Marlene Wüst. Mit den interaktiven Elementen am Ende jeder Lektion können die Teilnehmenden dann ihr neues Wissen anwenden und erspielen sich gleichzeitig neue Hinweise im Kriminalfall. Nach und nach erhalten sie so Einblicke in die Fragen und Herausforderungen von Cyberkriminalität, lernen die Grundlagen des Strafrechts und Strafverfahrensrechts kennen, wie eine Beschlagnahme oder Online-Durchsuchung ablaufen und machen eine virtuelle Tour durchs Darknet auf der Suche nach Marktplätzen für illegale Dienstleistungen oder Waren. „Wir wollen die Teilnehmenden natürlich nicht nur mit Wissen über die potenziellen Gefahren der eigenen Internetnutzung zurücklassen, sondern auch Tipps geben, wie man sich vor Cybercrime schützen kann und wie man sich als Opfer bestmöglich verhält“, sagt Dr. Marlene Wüst.

Von Johanna Hojer


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Die Themen der neuen Ausgabe sind: ein Interview mit dem Präsidenten der FAU, Prof. Dr. Joachim Hornegger, und dem Markendesigner Claus Koch über die neue Zukunftsstrategie der FAU, eine Untersuchung über den Einfluss von Patenten auf Marktentwicklungen, die Studiengänge „Advanced Materials and Processes“ und „Clean Energy Processes“, ein Spaziergang durch unseren Aromagarten, der heuer sein 40. Jubiläum hat, und ein Interview mit dem Siemens-CEO Dr. Roland Busch.

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