Energiepioniere gesucht
Die neuen Bachelor- und Master-Studiengänge „Clean Energy Processes“
Mit den neuen Bachelor- und Master-Studiengängen „Clean Energy Processes“ stellt die FAU die Weichen, um die dringend benötigten Fachleute für den Umbau der Energiebranche und der chemischen und der biotechnologischen Industrie auszubilden.
Wenn es um die künftige, emissionsfreie Energieversorgung geht, spielen regenerative Energien eine wichtige Rolle. Da sie aber nicht zu jeder Tageszeit zur Verfügung stehen, ist ein Zwischenspeicher notwendig. Hier steht Wasserstoff als Kandidat ganz oben auf der Wunschliste. Er lässt sich vielseitig einsetzen: nicht nur als wetterunabhängiger Zwischenspeicher für regenerative Energien, sondern auch für die Beheizung von Gebäuden, als Kraftstoff für Fahrzeuge oder als Rohstoff für die chemische Industrie, beispielsweise für die Produktion von Methanol, Ammoniak oder Treibstoffen. Vor allem für die Industrie könnte das Gas zum alternativen Energieträger aufsteigen, fallen doch bei dieser energieintensiven Branche große Mengen an Kohlendioxid an. Noch wird Wasserstoff aus fossilen Energieträgern gewonnen. Um die Klimaziele zu erreichen, muss er CO2-neutral hergestellt werden. Das ist aber nicht die einzige Herausforderung. Die chemische und biotechnologische Industrie muss auf Basis emissionsfreier Energieträger auch ihre Produktionsprozesse und -verfahren umstellen. Dies bedeutet, dass sie neue verfahrenstechnische Komponenten und Anlagen benötigt.
Pioniere für klimafreundliche Energie
Genau hier setzt der neue englischsprachige Studiengang „Clean Energy Processes“ des Fachbereichs Chemie- und Bioingenieurwesen an, der zum Wintersemester 2021/22 beginnt. Der Fokus liegt sowohl auf der Erzeugung, Speicherung und effizienten Nutzung sauberer, nachhaltiger Energie in jedem Bereich als auch auf den etablierten industriellen Prozessen und Verfahren, die umgestellt werden müssen. „Der Umbau wird kommen. Dafür werden Ingenieurinnen und Ingenieure gebraucht, die das erwünschte klimafreundliche Energiesystem auf die Beine stellen können. Diese Pioniere werden grundlegende Zusammenhänge erforschen, künftige Fragestellungen beantworten, entsprechende Technologien entwickeln und diese realisieren“, unterstreicht Prof. Dr. Katharina Herkendell vom Lehrstuhl für Energieverfahrenstechnik.
Zwei Schwerpunkte im Master
Die angehenden Energieexperten/-innen können mit dem Bachelor beziehungsweise Master starten. Die Anmeldungen hierzu laufen bereits. Im Master kann aus zwei Schwerpunkten gewählt werden: „Energy Technologies“ mit dem Fokus auf Erzeugung und Umwandlung oder „Energy Systems“. Hier steht die Implementierung im Mittelpunkt. „Dieser Studiengang ist einer der ersten seiner Art in Deutschland. Die enge Einbindung in die bestehende Forschung und die bereits bestehenden Forschungsschwerpunkte des Helmholtz-Instituts für Erneuerbare Energien machen ihn besonders“, erläutert Studiengangkoordinatorin Jasmin Singh. „Das Alleinstellungsmerkmal des Studiengangs ist, dass er international ausgelegt ist und auf die Anwendung abzielt. Die Studierenden werden mit forschungsstarken Wissenschaftler/-innen zusammenarbeiten, die beispielsweise eng am Helmholtz-Institut und am Energie Campus Nürnberg eingebunden sind, die aber auch in der Wirtschaft gut vernetzt sind“, meint Prof. Herkendell. Neben Laborpraktika, beispielsweise im Bereich Verfahrenstechnik, ist im Masterstudium ein Industriepraktikum Teil des Curriculums – das oft wichtige Impulse für die fachliche Orientierung gibt. Ersteres soll den angehenden Experten/-innen Werkzeuge und Methoden an die Hand geben, um die Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit voranzutreiben. Es ist aber nicht so, dass allein die technologische Expertise zählt. Interdisziplinarität ist ebenfalls gefragt. Auf dem Stundenplan stehen deshalb unter anderem Betriebswirtschaft, Ethik, Recht und Nachhaltigkeit.
Weichenstellen für die Jobs der Zukunft
Die Jobaussichten, schwärmt Prof. Herkendell, seien super. „Die Absolventinnen und Absolventen erhalten eine ingenieurwissenschaftliche Ausbildung, können aber auch Ökobilanzen aufstellen und beispielsweise in beratender Funktion verfahrenstechnische Problemstellungen in komplexere gesellschaftliche Zusammenhänge einordnen.“ Mit der Unterrichtssprache Englisch werden sie auch über das Vokabular verfügen, um aktuelle und zukünftige Fragestellungen der Energieerzeugung und -systeme zu beantworten und an der Lösung globaler Herausforderungen mitzuarbeiten. Die beruflichen Einsatzgebiete sind vielfältig, beispielsweise im Bereich Synthese, chemische Verfahren, Prozesstechnik, Qualitätsmanagement oder in der Politikberatung. Unternehmensausgründungen sind ebenso erwünscht. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen großer Unternehmen sind eine weitere Option. Und für diejenigen, die lieber verfahrenstechnische oder naturwissenschaftliche Grundlagen erforschen möchten, besteht die Möglichkeit zur Promotion. „Durch diese einzigartige Ausrichtung bilden wir Ingenieurinnen und Ingenieure aus, die die Energiewende und den Wandel der chemischen Industrie aktiv gestalten und vorantreiben“, betont Jasmin Singh. „Wir stellen jetzt bereits die Weichen, für die Jobs, die in drei, vier Jahren gebraucht werden“, resümiert Prof. Herkendell.
Von Eve Tsakiridou
Die Themen der neuen Ausgabe sind: ein Interview mit dem Präsidenten der FAU, Prof. Dr. Joachim Hornegger, und dem Markendesigner Claus Koch über die neue Zukunftsstrategie der FAU, eine Untersuchung über den Einfluss von Patenten auf Marktentwicklungen, die Studiengänge „Advanced Materials and Processes“ und „Clean Energy Processes“, ein Spaziergang durch unseren Aromagarten, der heuer sein 40. Jubiläum hat, und ein Interview mit dem Siemens-CEO Dr. Roland Busch.