FAU an vier Konsortien der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur beteiligt
Datenschätze heben und sichern
Sie bilden die Basis für Wissenschaft, sie werden immer mehr, es gibt sie in unterschiedlichen Formaten und an unterschiedlichen Orten: Die Rede ist von Daten aus öffentlichen Forschungsprojekten. Damit alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Zugang zu diesen Schätzen des 21. Jahrhunderts haben, gibt es die Initiative der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI). Nun ist die Entscheidung gefallen, welche weiteren zehn Konsortien in den kommenden fünf Jahren unter dem Dach der NFDI gefördert werden. Mit dabei ist die FAU, die an vier der ausgewählten Konsortien beteiligt ist.
Die Konsortien wurden jetzt von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) bewilligt und arbeiten nach dem FAIR-Prinzip: Die Daten müssen Findable (auffindbar), Accessible (zugänglich), Interoperable (interoperabel) und Reusable (wiederverwendbar) sein. Mit den zehn neuen Konsortien gibt es nun insgesamt 19 solcher Zusammenschlüsse in Deutschland. Die NFDI ist ein bundesweites Netzwerk, das derzeit aufgebaut und bis 2028 mit bis zu 90 Millionen Euro pro Jahr von Bund und Ländern gefördert wird, um Forschungsdaten systematisch zu verwalten.
Passend dazu hat die FAU Anfang April die Competence Unit for Resarch Data and Information, kurz CDI, gegründet. Aufgabe der CDI ist es, das Thema Forschungsdatenmanagement an der FAU zentral zu unterstützen. Neben der engen Abstimmung mit den FAU-Forschenden, die in den NFDI-Konsortien mitarbeiten, soll es alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FAU beim Forschungsdatenmanagement unterstützen. So ist es zwar teilweise bereits üblich, dass in Forschungsprojekten ein Teil der Gelder ins Datenmanagement fließt, aber die praktische Umsetzung bleibt herausfordernd. Zum Beispiel ist es für viele Forschende aufwändig, sich selbst das nötige IT-Wissen für das jeweilige Projekt anzueignen – zum Beispiel für die Entwicklung komplexer Datenbankschemata – oder dafür externe Fachleute einzubeziehen, die sich wiederum oft im Wissenschaftsbetrieb nicht auskennen. Zukünftig kommt genau hier die CDI mit seinem Kompetenzpool ins Spiel: Sie bietet die entsprechenden Dienstleistungen und eingearbeitetes Fachpersonal an. Perspektivisch soll die CDI auch als Schnittstelle zwischen dem Regionalen Rechenzentrum Erlangen und dem Medizinischen Zentrum für Informations- und Kommunikationstechnik am Universitätsklinikum Erlangen einerseits und den einzelnen Forschungsteams andererseits fungieren. Geleitet wird die CDI von Prof. Dr. Michael Kohlhase, Professor für Wissensrepräsentation und -verarbeitung im Department Informatik.
DAPHNE4NFDI: Daten aus der Photonen- und Neutronenforschung
DAPHNE4NFDI (DAta aus PHotonen- und Neutronenexperimenten für NFDI) ist eine Initiative von mehr als 5500 Neutronen- und Photonennutzerinnen und -nutzern in Deutschland, die aus den unterschiedlichsten Disziplinen kommen – von Biologie und Pharmazie über Ingenieurwesen, Physik und Chemie bis hin zu Geologie und Archäologie. Im Bereich der Photonen- und Neutronenforschung werden derzeit an Großforschungseinrichtungen jährlich mehr als 28 Petabyte an Daten produziert, wobei einzelne Experimente teilweise über eine Million Dateien erzeugen.
Die Förderung soll an 18 verschiedene Universitäten, Forschungsinstitute und Großforschungseinrichtungen gehen, in denen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter der Leitung der Komitees für Synchrotron- beziehungsweise Neutronenforschung organisiert haben, um den Aufbau der neuen Forschungsdateninfrastruktur in enger Zusammenarbeit mit anderen NFDI-Konsortien voranzutreiben. Prof. Dr. Tobias Unruh, Professor für Nanomaterialcharakterisierung (Streumethoden) an der FAU, ist Co-Sprecher des Konsortiums und für den Bereich (Meta-)Daten Repositorien und Kataloge zuständig.
Link zu DAPHNE4NFDI: https://www.sni-portal.de/de/daphne-nfdi/daphne-nfdi
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Tobias Unruh
Tel.: 09131/85-25189
tobias.unruh@fau.de
MatWerk: Daten aus der Materialwissenschaft und der Werkstofftechnik
Die Materialwissenschaft und die Werkstofftechnik haben zum Ziel, die physikalischen Mechanismen in Materialien zu charakterisieren und ressourcenschonende Hochleistungswerkstoffe mit möglichst idealen Eigenschaften für die jeweilige Anwendung zu entwickeln. Hier optimieren Expertinnen und Experten von der atomaren Skala bis hin zu der Makro- oder Bauteilskala. Die Forschungsgruppen nutzen für ihre durch Experimente und Simulationen erarbeiteten Daten heute jeweils noch eigene Werkzeuge und Standards zur Datenverarbeitung und -speicherung. Dies soll sich in den kommenden Jahren ändern.
Der angestrebte digitale Datenraum des Konsortiums MatWerk muss die verschiedenen hochkomplexen Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Materialdaten abbilden können und möglichst unkompliziert nutzbar sein. Über Deutschland verteilte Daten sollen so angesprochen werden können, dass schnelle, komplexe Suchanfragen und Auswertungen möglich werden. Eine solche technische Errungenschaft wird auch eine hervorragende Basis für künstliche Intelligenz der nächsten Generation im Bereich der Werkstofftechnik bieten. Prof. Dr. Erik Bitzek vom Lehrstuhl für Werkstoffwissenschaften (Allgemeine Werkstoffeigenschaften) ist als Co-Sprecher des Konsortiums für die Dateninfrastruktur verantwortlich.
Link zu MatWerk: https://nfdi-matwerk.de/
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Erik Bitzek
Tel.: 09131/85-27507
erik.bitzek@fau.de
FAIRmat: Daten aus der Physik
Die Erkenntnisse aus der Physik der kondensierten Materie, der Chemie und den Materialwissenschaften bestimmen maßgeblich den Wohlstand und Lebensstil unserer Gesellschaft: Neue Produkte und Erzeugnisse in den Bereichen Energie, Umwelt, Gesundheit, Mobilität und IT sind auf verbesserte oder gar neuartige Materialien angewiesen. Die FAU ist im FAIRmat-Konsortium gleich mit zwei Projekten aktiv.
Prof. Dr. Heiko B. Weber und Dr. Michael Krieger vom Lehrstuhl für Angewandte Physik entwickeln mit dem Fritz-Haber-Institut Berlin eine universelle und einfach zu konfigurierende Softwareumgebung zur Messdatenerfassung und Dokumentation. Dabei geht es aber nicht nur um die Rohdaten, sondern auch um die Experimentbeschreibung einschließlich aller Einstellungen der verwendeten Laborgeräte, die sogenannten Metadaten, die in das Konsortium einfließen sollen.
Im zweiten Teilprojekt der FAU wird Prof. Dr. Christoph J. Brabec vom Lehrstuhl für Werkstoffwissenschaften (Materialien der Elektronik und der Energietechnologie) und Direktor am Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien (Forschungszentrum Jülich) gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie die FAIRmat-Datensammlung im Bereich der Halbleiter für optoelektronische Anwendungen in der Praxis erproben, anwenden und weiterentwickeln. Das Ziel ist der Aufbau einer Materialenzyklopädie mittels automatisierter und in Zukunft auch autonomer Labore.
Link zu FAIRmat: https://www.fair-di.eu/fairmat/fairmat_/consortium
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Heiko B. Weber
Tel.: 09131/85-28421
heiko.weber@fau.de
Prof. Dr. Christoph J. Brabec
Tel.: 09131/85-25426
christoph.brabec@fau.de
MaRDI: Daten aus der Mathematik
Mathematische Forschungsdaten reichen von Datenbanken für spezielle Funktionen und mathematische Objekte bis zu Aspekten des wissenschaftlichen Rechnens wie Modelle und Algorithmen. Durch die Interdisziplinarität und Abstraktionskraft der Mathematik sind sie auch in anderen Wissenschaften weit verbreitet und reduzieren so Barrieren. Mit dem MaRDI-Portal wird eine Infrastruktur geschaffen, die die systematische Sicherung, Erschließung und Nutzbarmachung von mathematischen Forschungsdaten über dezentrale und vernetzte Wissens- und Datenspeicher ermöglicht. Dem Konsortium gehören derzeit 24 Institutionen an, darunter Prof. Dr. Michael Kohlhase, der als Einzelforscher beteiligt ist.
Link zu MaRDI: https://www.mardi4nfdi.de/
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Michael Kohlhase
Tel.: 09131/85-64052
michael.kohlhase@fau.de