Schon im Studium behandeln
Medizinstudierende sammeln praktische Erfahrungen in SkillsLabs
Praktische Erfahrung ist für angehende Medizinerinnen und Mediziner besonders wichtig. In den SkillsLabs können die Studierenden diese sammeln – und sie bekommen auch noch Feedback! Franca erzählt von ihren Erlebnissen.
In einem Zimmer steht ein Krankenhausbett, in einem anderen eine Behandlungsliege. Beide Zimmer sind in Weiß gehalten, wirken fast steril. An den Türen hängen Desinfektionsmittelspender. Es sieht aus wie in einem Krankenhaus, wären da nicht die Deckenkameras und die Einwegspiegel, die einen Einblick in die Zimmer gewähren. Denn es ist keine echte Klinik, sondern das Simulationspatientenkrankenhaus der FAU, kurz SimPatiK, das zu den SkillsLabs der Medizinischen Fakultät gehört.
Franca studiert Medizin an der FAU und hat hier schon mehrere Patientinnen beziehungsweise Patienten versorgt. Keine echten, versteht sich, sondern Simulationspatienten – echte Menschen, die von Psychologen und Medizinern ausgebildet wurden und verschiedene Erkrankungen simulieren können. Dabei stehen nicht nur die Symptome im Vordergrund, sondern auch die „Erkrankten“ selbst. Ihre Sorgen und Ängste beeinflussen ihr Handeln und wie sie auf die jungen Medizinerinnen und Mediziner reagieren. Im Gegensatz zu Rollenspielen, die die Studierenden miteinander durchführen, sind die Übungen im SimPatiK näher an der Realität: „Wenn wir das mit Kommilitonen üben, ist das nicht so echt. Wir kennen dann ja das Gegenüber. Aber wenn ein alter Mann vor mir sitzt, mit dem ich nichts gemeinsam habe, vergesse ich fast, dass er nicht wirklich krank ist. Er ist dann absolut ein Patient für mich“, erzählt Franca. Um gute Ärztinnen und Ärzte zu werden, brauchen die Medizinstudierenden viel praktische Erfahrung. „Manche Situationen können die Studierenden nicht an echten Patienten üben, obwohl sie die Vorbereitung brauchen. Die SkillsLabs, insbesondere das SimPatiK, schaffen Abhilfe“, erklärt Veronika Dannhardt-Thiem, die Projektleiterin des SimPatiK. In den SkillsLabs (siehe Infokasten) können die Studierenden wichtige Kompetenzen für ihren zukünftigen Beruf erlernen: Sie können hier nicht nur ihr theoretisches Wissen umsetzen, sondern auch praktische Fertigkeiten und den Umgang mit Patientinnen und Patienten trainieren.
An einen Fall erinnert Franca sich besonders: Ein Patient kam mit Rückenschmerzen zu ihr und wollte eine Spritze dagegen. Als Medizinerin darf sie aber nicht einfach Spritzen geben, sondern muss vorher eine ausführliche Anamnese durchführen. Doch der alkoholisierte Patient hat es Franca nicht leicht gemacht: „Ich hatte den Anspruch, alles perfekt zu machen, aber der Patient wollte unbedingt diese Spritze und wurde schnell unfreundlich und sogar ausfällig. Da musste ich mir dann schon Gedanken machen, wie ich damit umgehe und wie viel ich emotional in das Gespräch investiere.“
Mithilfe von Deckenkameras werden Videoaufnahmen erstellt. So können die Studierenden später sehen, was sie gut gemacht haben und was sie in Zukunft anders machen sollten. Wichtig ist auch das Feedback, das die Studierenden von den Simulationspatientinnen und -patienten erhalten. Diese können Rückmeldung aus Sicht der Behandelten geben – eine Chance, für die im Arbeitsalltag häufig nicht die Zeit besteht. Darüber hinaus ergänzt die Seminarleitung das Feedback.
Simulierte Krankheiten von A bis Z
Die Bandbreite an Symptomen, die von den Simulationspatientinnen und -patienten dargestellt wird, ist sehr vielfältig: „Das können Hals-, Bauch- oder Rückenschmerzen sein, also alles, was ein Hausarzt behandelt. Im chirurgischen Blockpraktikum begegnet den Studierenden auch mal eine Blinddarmentzündung. Und in der Psychiatrie übernehmen Simulationspatienten die Rolle psychisch kranker Menschen. Es kommt ganz auf den Kontext an“, erklärt Veronika Dannhardt-Thiem. Mittlerweile setzen bereits zehn Institute der Medizinischen Fakultät die Simulationspatientinnen und -patienten in ihrer Lehre ein. Für die Untersuchung steht den Studierenden fast alles zur Verfügung, was das Doktorherz höherschlagen lässt: ein Ultraschallgerät, ein Elektrokardiogrammgerät oder auch mehrere Verbandswagen. Die jungen Medizinerinnen und Mediziner können bei Bedarf sogar Blut abnehmen – wenn auch nicht den Patientinnen und Patienten selbst, sondern einem Modellarm: „An dem Arm können Studis wie bei einem echten Menschen fühlen, wo welche Venen liegen, und so schon ein-mal das Blutabnehmen üben, bevor sie das an echten Patienten machen“, erklärt Franca.
Franca empfiehlt allen Medizinstudierenden, die SkillsLabs zu nutzen: „Es lohnt sich auf jeden Fall mitzumachen, weil wir sonst im Studium wenig Praktisches machen. Das Angebot ist sehr vielfältig, und wir können im sicheren Rahmen üben und Fehler machen. Die machen wir dann am Patienten nicht mehr. Und natürlich haben wir auch ganz viel Spaß dabei.
Noch mehr SkillsLabs
Wie nähe ich richtig? Wie nehme ich Blut ab? Wie untersuche ich das Herz? Bei diesen und mehr Fragen helfen die Kurse des SkillsLabs PERLE, die von studentischen Tutorinnen und Tutoren organisiert werden.
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handeln sie im Team Simulationspatientinnen und -patienten mit medizinischen Notfällen.
Ob, beziehungsweise wie die Kurse im Skills Lab angeboten werden, so lange coronabedingt Kontaktbeschränkungen gelten, könnt ihr auf der Webseite der Medizinischen Fakultät nachlesen.