Prüfung am Bildschirm

Tablet mit Bleistift
Foto: colourbox

Wie funktioniert die Online-Verteidigung von wissenschaftlichen Arbeiten?

„Ich musste nur noch im Kopf auf Play drücken und dann lief alles wie am Schnürchen“, beschreibt Prof. Dr. Marc Aubreville die Online-Verteidigung seiner Dissertation vor gut einem Jahr. Der Informatiker erinnert sich durchaus gerne an seine besondere Prüfungssituation, aber die Vorgeschichte kostete ihn einige Nerven. „Im Januar habe ich meine schriftliche Doktorarbeit über digitale Pathologie eingereicht – und mich parallel auf eine Professur an der Technischen Hochschule Ingolstadt beworben“, erzählt er.

Eigentlich kein Problem, denn im Februar lagen die Gutachten seiner beiden Professoren vor und Anfang März sollte die Disputation stattfinden. „Aber dann kam der Lockdown, und keiner wusste, wie es jetzt weitergeht“, berichtet Aubreville. Er hoffte auf eine Prüfung vor Ort mit strengen Hygienemaßnahmen und Abstandregeln, aber dem erteilte das Promotionsbüro eine klare Absage.

Marc Aubreville
Prof. Dr. Marc Aubreville (Foto: Marc Aubreville)

Ein paar Wochen der Unsicherheit folgten, dann beschloss die FAU am April 2020 ihre Corona-Satzung. Marc Aubreville bekam das über die Social-Media-Kanäle der Universität mit, suchte sofort auf der Webseite der FAU nach dem entsprechenden Formular und wandte sich an seine Prüfer.

Erstgutachter Prof. Dr. Andreas Maier von der FAU und Zweitgutachter Prof. Dr. Robert Klopfleisch von der Freien Universität Berlin stimmten der Online-Verteidigung sofort zu – und auch den dritten Prüfer und den Vorsitzenden der Prüfungskommission holte Aubreville schnell ins Boot. So schnell, dass er schon 24 Stunden nach Veröffentlichung der Corona-Satzung die Unterlagen für seine Online-Disputation einreichen konnte. „Ich musste natürlich durch alle Fristen noch einmal durch“, erinnert sich Aubreville. „Aber gleich danach bekam ich eine Nachricht vom Prüfungsamt, dass in drei Wochen meine Online-Prüfung stattfinden wird.“

Gemischte Gefühle

Jan Friedmann
Jan Friedmann (Foto: Jan Friedmann)

Ähnlich lief es auch bei Jan Friedmann ab. Der 34-Jährige arbeitet bereits als technischer Projektleiter beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg und schrieb seine Masterarbeit in Physik berufsbegleitend. Im März 2020 gab er sie ab – und auch bei ihm war zunächst unklar wie es mit der Verteidigung seiner Masterarbeit weitergehen sollte. Aber fünf Wochen später fand die Verteidigung dann online statt.

„Bei der Prüfung selbst hatte ich gemischte Gefühle“, erinnert sich Friedmann. „Einerseits war es toll, dass ich zuhause in meiner gewohnten Umgebung war und mich einfach via Zoom in die Prüfung einwählen konnte. Andererseits fehlte mir der persönliche Kontakt und die direkte Rückmeldung auf meinen Vortrag – also das Unifeeling.“

Er hätte seine Arbeit über „Photometric investigations of hot subdwarf stars“ sehr gerne vor Ort in der Sternwarte Bamberg – dem Astronomischen Institut der FAU – seinem Prüfer Prof. Dr. Ulrich Heber und seiner Prüferin Prof. Dr. Manami Sasaki vorgestellt. Für diese beiden war die Online-Prüfung genauso neu wie für Friedmann, aber alle kamen mit der Situation gut klar, und auch die Technik funktionierte bestens. „Insgesamt war meine mündliche Prüfung über Zoom sehr angenehm“, fasst der frischgebackene Physiker seine Erfahrungen zusammen. Und vor allem war er froh, dass er die Prüfung endlich ablegen durfte.

Das sieht auch Marc Aubreville so. Der 38-Jährige Informatiker, der vor seiner Promotion bereits sieben Jahre in der Industrie gearbeitet hat, schloss mit summa cum laude ab – und ist inzwischen Professor für Bildverstehen und medizinische Anwendung künstlicher Intelligenz an der Technischen Hochschule Ingolstadt.


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FAU-Magazin alexander Nr. 115 (April 2021)

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