Zuwendung am Lebensende

Eingansbereich Palliativstation des Uni-Klinikums Erlangen
Palliativstation des Uni-Klinikums Erlangen. (Bild: FAU/David Hartfiel)

Forschungsprojekt „PALLADiUM“ entwickelt digitales System zur Unterstützung interprofessioneller Palliative-Care-Teams

Todkranke Patientinnen und Patienten in ihrer letzten Lebensphase intensiv zu begleiten und ihnen ihre Schmerzen zu nehmen, ist das oberste Ziel von Palliative-Care-Teams. Im Mittelpunkt steht der Mensch: sein Wohlergehen, seine Wünsche, seine Würde. So beruht die Arbeit dieser Teams auf persönlicher zwischenmenschlicher Zuwendung – eine eher technik- und digitalisierungsferne Tätigkeit. Gerade deshalb rückt das Forschungsprojekt PALLADiUM, an dem die Palliativmedizinische Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Christoph Ostgathe) des Universitätsklinikums Erlangen maßgeblich beteiligt ist, genau diesen Aspekt in den Fokus seiner Untersuchung. Die Forschenden aus unterschiedlichen Fachbereichen analysieren den Status quo der interdisziplinären Kommunikation in der stationären Palliative Care und möchten ein digital-basiertes Arbeitssystem entwickeln, das multiprofessionelle Teams bei ihrer Zusammenarbeit unterstützt.

Palliative Care, also die ganzheitliche Versorgung von Palliativpatientinnen und -patienten, ist geprägt von einem professionellen Selbstverständnis, das auf Zwischenmenschlichkeit beruht. Im Fokus stehen nicht Prävention oder Heilung, sondern die Minimierung von Leid in all seinen Facetten – physisch, psychisch, sozial und spirituell. Palliative Care ist dementsprechend durch intensive multiprofessionelle Zusammenarbeit gekennzeichnet. Dass es sich traditionell um eine eher technik- und digitalisierungsferne Tätigkeit handelt, ist für PALLADiUM allerdings kein Hindernis. „Im Gegenteil. Der vergleichsweise geringe Digitalisierungsgrad von Palliative Care stellt dabei eine herausragende Chance dar“, erläutert Sandra Grimminger, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Palliativmedizin des Uni-Klinikums Erlangen. „Er bietet uns die beste Voraussetzung, um prototypisch zu erforschen, wie Informations- und Kommunikationstechnologie und Digitalisierungsprozesse in einem frühen Stadium gestaltet werden können und welche Arbeitsbedingungen sowie Kompetenzen geschaffen werden müssen, um Akzeptanz und souveränen Umgang mit digitalen Technologien zu ermöglichen.“ Hierbei wollen die Forschenden vor allem klären, welche KI-gestützten Ansätze geeignet sind, strukturierte und unstrukturierte Daten in Palliative Care für Kommunikations- und Kollaborationsprozesse besser nutzbar zu machen.

PALLADiUM vereint drei disziplinäre Perspektiven: Die Medizin steuert insbesondere das Domänenwissen bei, die Soziologie das Verständnis sozialer Prozesse bei der Herstellung und Vermittlung von Wissen im Zusammenspiel von medizinischem, pflegerischem sowie therapeutischem Personal und die Wirtschaftsinformatik die Technologiekompetenz gepaart mit Mensch-Maschine-Interaktion und kollaborativer IT-basierter Arbeit. Im interdisziplinären Zusammenspiel entstehen versorgungsrelevantes Wissen und Artefakte (Work System Design, Funktionsdemonstrator eines KI-basierten Assistenzsystems) für die Arbeitswelt Palliative Care aber auch für andere Arbeitswelten in Gesundheitsversorgung und Pflege, die ähnlichen Logiken und Herausforderungen folgen (Personenzentrierung, multiprofessionelle Zusammenarbeit, heterogene Informations- und Wissens- sowie Kompetenzlagen etc.).

Über PALLADiUM

PALLADiUM ist am 1. April 2021 gestartet und wird – mit Zwischenevaluation – für die Dauer von drei Jahren durch das Bayerische Forschungsinstitut für Digitale Transformation gefördert. Das Akronym steht für den Projekttitel „Palliative Care als digitale Arbeitswelt – Perspektiven und Gestaltungsmöglichkeiten der digitalen Transformation von Kommunikations- und Kollaborationsprozessen in der multiprofessionellen Versorgung der letzten Lebensphase“. Geleitet wird das Projekt gemeinsam von drei Experten: für den Bereich Palliativmedizin von Prof. Dr. Christoph Ostgathe, Leiter der Palliativmedizinischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen, für den Bereich Soziologie von Prof. Dr. Werner Schneider, Inhaber der Professur für Soziologie mit Berücksichtigung der Sozialkunde der Universität Augsburg, und für den Bereich Wirtschaftsinformatik von Prof. Dr. Henner Gimpel, Inhaber des Lehrstuhls für Digitales Management der Universität Hohenheim. Da in das Forschungsprojekt zahlreiche assoziierte Partner und internationale Experten eingebunden sind, sind die Generalisierbarkeit und die Praxisrelevanz der wissenschaftlichen Erkenntnisse gewährleistet.

Weitere Informationen:

Sandra Grimminger
Tel.: 09131 85-42554
sandra.grimminger@uk-erlangen.de