Mit KI dem Verbrechen auf der Spur
FAU-Doktorandin Franziska Schirrmacher als KI-Newcomerin nominiert
Sie entwickelt Methoden, um digitale Spuren in Bild- oder Videodateien zu finden, die dann bei der Verbrechensaufklärung eingesetzt werden können. Für Ihre Forschung ist FAU-Doktorandin Franziska Schirrmacher, Lehrstuhl für IT-Sicherheitsinfrastrukturen, von der Gesellschaft für Informatik als KI-Newcomerin des Jahres nominiert worden. Im Interview erklärt sie, woran sie forscht und was sie an KI begeistert. Noch bis zum 7. März können alle für die KI-Newcomerin oder den Newcomer 2021 abstimmen.
Im Rahmen Ihrer Doktorarbeit beschäftigen Sie sich mit Multimedia-Forensik. Was müssen wir uns darunter vorstellen?
Vereinfacht gesagt versuchen wir in der Multimedia-Forensik digitale Spuren in Bild- oder Videodaten zu finden, die bei der Aufklärung von Straftaten helfen. Ziel ist es, eine Rekonstruktion von zurückliegenden Ereignissen zu ermöglichen. Ein Beispiel aus meiner aktuellen Forschung ist die Erkennung von Kennzeichen in qualitativ schlechten Bildern. Dabei versuchen wir mit Hilfe von KI ein nicht lesbares Kennzeichen, zum Beispiel des Tatfahrzeuges, zu rekonstruieren.
Was begeistert Sie an künstlicher Intelligenz?
Was mich an der künstlichen Intelligenz am meisten begeistert sind die neuen Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben. Vor allem in der Kennzeichenerkennung konnte ich fasziniert beobachten, wie viele Informationen noch in den Bilddaten vorhanden sind, die dem menschlichen Auge verborgen bleiben. Die Grenzen des Möglichen verschieben sich durch die Verwendung von KI.
Was macht Sie zur Newcomerin KI?
Zum Ende meines Studiums und zu Beginn meiner Promotion habe ich mich mit klassischer Bildverarbeitung auseinandergesetzt. Nach dem Besuch einer Summer School habe ich meine Begeisterung für KI entdeckt und die Möglichkeiten, die sie mir bietet. Meine Arbeit zeichnet sich daher durch die innovative Verbindung von klassischen Bildverarbeitungsmethoden mit KI-Methoden aus. Mit meiner Forschung kann ich zeigen, dass die Verbindung von beiden Welten zuverlässige und gute Ergebnisse liefert. Gleichzeitig bedienen meine Methoden nicht nur die akademische Forschung, sondern können aufgrund der Zuverlässigkeit auch in Produkten eine Wirkung haben.
Wie sind zur Informatik gekommen?
Zu Schulzeiten hatte ich keine Berührungspunkte mit der Informatik, weshalb ich mich für das Medizintechnik-Studium entschieden habe. Während der ersten Semester im Bachelor habe ich meine Begeisterung für Informatik entdeckt und mich für den Bildverarbeitungszweig des Studiengangs entschieden.
Warum ist die FAU ein idealer Standpunkt um an KI zu forschen?
Mit meiner Anstellung an zwei verschiedenen Informatik-Lehrstühlen an der FAU – zunächst am Lehrstuhl für Mustererkennung, nun am Lehrstuhl für IT-Sicherheitsinfrastrukturen –, konnte ich bisher von einem breit gestreuten Wissen meiner Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzten im Bereich KI profitieren. Durch den Austausch mit anderen Disziplinen innerhalb der Informatik können neue und innovative Ideen entstehen, die die Forschung im Bereich KI vorantreiben. Zusätzlich zur Forschung zeichnet sich die FAU durch eine starke Bindung zur Industrie aus. Forschungsfragen entstehen aus dem Bedarf der Industrie und werden in die Praxis überführt. Sowohl die FAU als auch die Industrie profitieren von der Nähe der Forschung an den Anwendungen und Produkten.
Welchen wissenschaftlichen großen Fortschritt würden Sie (in Ihrer Disziplin) gerne noch miterleben?
In den letzten Jahren gab es viele Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz. Für viele Anwendungen, vor allem im Bereich der Multimedia-Forensik, ist neben der Innovation auch das Verständnis der Netzwerke von großer Wichtigkeit. Zu verstehen, was die künstliche Intelligenz macht, stützt das Vertrauen der Anwenderinnen und Anwender in das Ergebnis. In diesem Bereich sehe ich noch viel Potential für weitere Forschungsarbeiten. Für meinen Forschungsbereich bedeutet das die Zulassung von KI-gestützten forensischen Methoden vor Gericht. Mit Hilfe der Erklärbarkeit der KI-Methoden und der Einführung von Unsicherheitsmaßen kann den Ergebnissen vor Gericht Vertrauen zukommen.
Ihre Stimme zählt: Abstimmung für die KI-Newcomer/-innen 2021
Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) will den Blick auf junge engagierte KI-Forscherinnen und -Forscher aller Disziplinen lenken und zeichnet dafür 10 herausragende KI-Newcomerinnen und -Newcomer aus. In 5 Disziplinen sind jeweils 6 Nachwuchsforscherinnen bzw. -forscher nominiert. Pro Disziplin kann eine Stimme abgegeben werden. Die Abstimmung läuft noch bis zum 7. März. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite der Gesellschaft für Informatik.
Für Franziska Schirrmacher, nominiert im Bereich Informatik, können Sie direkt hier auf kicamp.org abstimmen.
Neben Schirrmacher ist auch FAU-Wissenschaftler Dr. Andreas Kist, Phoniatrische und Pädaudiologische Abteilung in der Hals-Nasen-Ohren-Klinik am Universitätsklinikum Erlangen, nominiert – im Bereich Technik- und Ingenieurwissenschaften. Im Interview erklärt er, wie er mit KI die Stimmqualität automatisch analysiert. Hier geht es zur Abstimmung auf kicamp.org für Andreas Kist.
Weitere Informationen
Franziska Schirrmacher
franziska.schirrmacher@fau.de