Hoffnung auf neue Therapie gegen Herpesviren

Eine Frau hält sich mit Schmerzen die Backe.
Bild: Colourbox

BMBF fördert aussichtsreichen Ansatz von Erlanger Forschungsgruppe mit über zwei Millionen Euro

Herpesviren sind allgegenwärtig. Rund 90 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind mit Herpesviren infiziert – oft ohne es zu wissen und meist ohne Folgen. Für Babys oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann eine Infektion allerdings lebensgefährlich sein. Um diese Patientinnen und Patienten schnell und bestmöglich zu behandeln, fehlen bisher jedoch geeignete Medikamente. Eine Forschungsgruppe unter der Leitung von Dr. Florian Full vom Virologischen Institut – Klinische und Molekulare Virologie des Universitätsklinikums Erlangen an der FAU möchte dies ändern und verfolgt einen vielversprechenden neuen Ansatz. Die Arbeit des Forschungsteams, die hoffentlich zur Entwicklung eines neuen Medikaments gegen Herpesviren führt, wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den kommenden fünf Jahren mit bis zu 2,34 Millionen Euro gefördert.

Die meisten Menschen erwerben Herpesviren bereits in der frühen Kindheit. Nach einer einmaligen Infektion verbleiben die Viren lebenslang im Körper. Zu den neun menschlichen Herpesviren zählt unter anderem das Herpes-simplex-Virus, das die bekannten Bläschen im Mundbereich verursacht. Auch das Varizella-Zoster-Virus, das Windpocken und Gürtelrose hervorruft, und das Epstein-Barr-Virus, das das Pfeiffersche Drüsenfieber verursacht und zudem an der Entstehung zahlreicher Krebserkrankungen beteiligt ist, sind Herpesviren. Obwohl Infektionen mit Herpesviren bei den meisten Menschen die Gesundheit nicht nachhaltig beeinträchtigen, haben Patientinnen und Patienten mit stark geschwächtem Immunsystem – beispielsweise nach Transplantationen – Schwierigkeiten, die Viren unter Kontrolle zu halten. Das kann zu schwersten Schädigungen unterschiedlicher Organe bis hin zum Tod führen. Außerdem ist es möglich, dass Herpesviren bei Neugeborenen schwere Infektionen auslösen. Bei einer Ansteckung während der Geburt kommt das Neugeborene mit seinem unreifen Immunsystem direkt mit dem aggressiven Virus in Kontakt. Für den Säugling ist das lebensgefährlich.

Scheinbar funktionsloses Protein könnte entscheidende Rolle einnehmen

Das Ziel der Erlanger Forschungsgruppe „Duxdrugs“ ist die Entwicklung neuartiger Medikamente für herpesvirale Infektionen. Der Fokus liegt dabei auf dem zellulären Protein DUX4. Das Team konnte bereits zeigen, dass die Herpesviren DUX4 anschalten und für ihre Vermehrung nutzen. DUX4 spielt in der frühen Embryonalentwicklung des Menschen eine Rolle, im Erwachsenen hat es aber keine Funktion mehr. Deshalb stellt das Protein ein attraktives Ziel für antivirale Medikamente dar. „Zur Behandlung von herpesviralen Infektionen gibt es im Moment nur wenige antivirale Medikamente, die jeweils lediglich gegen einzelne Herpesviren wirksam sind“, erklärt Dr. Full. „Das Besondere an unserer Strategie ist der Versuch, ein breit wirksames Medikament zu entwickeln, das theoretisch gegen alle menschlichen Herpesviren wirksam ist.“

Hervorragendes Forschungsumfeld

„Unser Projekt profitiert sehr vom hervorragenden wissenschaftlichen Umfeld hier am Uni-Klinikum Erlangen und an der FAU“, betont Dr. Full. Insbesondere die Unterstützung durch das Interdisziplinäre Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) sei hier hervorzuheben. „Die Förderung durch das IZKF in den vergangenen drei Jahren hat es uns ermöglicht, genügend Forschungsergebnisse zu generieren, um uns im kompetitiven Wettbewerb um eine BMBF-Nachwuchsgruppe durchzusetzen“, berichtet Florian Full. Für die Arbeit mit seinem Team erhält er in den kommenden fünf Jahren insgesamt bis zu 2,34 Millionen Euro. Das Geld stammt aus der BMBF-Fördermaßnahme „Nachwuchsgruppen in der Infektionsforschung“.

Weitere Informationen

Dr. Florian Full
Tel.: 09131 85-26783
florian.full@uk-erlangen.de